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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 22
Schatten des Olymps und seiner Ausläufer besann, beabsichtigt
die Regierung die Ausgabe einer Kriegsbriefmarke,
durch die der Krieg als Kampf um den Olymp symbolisiert
wird. Die alten Griechen glaubten, daß Zeus beim Ausbruch
eines Krieges von seinem Sitze, dem Gipfel des Olymps, dem
von ihm begünstigten Heere zum Vorzeichen eines gewissen
und vollständigen Sieges einen Adler entgegensende, der mit
seinen Klauen eine große Schlange zerfleische. Bildnisse
eines solchen Adlers befanden sich im klassischen Olympia in
Nachbildung nach dem von P h i d i a s hergestellten, am west
lichen Giebel des Parthenon angebrachten Original, von dem
zufällig in den letzten Tagen große Teilstücke von dem hiesigen
Archäologen Prof. Dr. Sworonos im Museum der Akropolis
aufgefunden wurden. Ein solcher Adler nach dem Entwürfe
von Prof. Sworonos soll der neuen Briefmarke als Symbol
aufgedruckt werden, deren Herstellung unmittelbar bevorsteht.
Eine andere neue Briefmarke ist durch das Spezialereignis
der Besetzung der Insel Lemnos veranlaßt. Für den
Postdienst der Insel sollen von jetzt ab die griechischen Brief
marken in der Weise zur Verwendung gelangen, daß ihnen
durch Stempel das Wort »Lemnos« aufgedruckt wird. In ähn
licher Art wurden bekanntlich in den letzten Jahren die kreti
schen Briefmarken durch das Wort »Hellas« abgestempelt.
Eine dritte neue Briefmarke gilt der Verstärkung des Fonds
zur Verpflegung der Verwundeten; ihre Form ist bis
jetzt noch nicht festgestellt. Wahrscheinlich wird noch eine
vierte Marke in Umlauf gesetzt werden. Sie soll das
Symbol tragen, das König Georg bei der Kriegserklärung
in seinen Telegrammen an die Könige von Bulgarien, Serbien
und Montenegro in Vorschlag brachte: das Kreuz mit der
Umschrift: Ev tovto vtx.ac! Nach dem Entwürfe, den
Prof, Sworonos zusammen mit dem hiesigen Maler G i 11 e r o n
geschaffen hat, schwebt dieses Kreuz über der Akropolis und
sendet Lichtstrahlen auf Athen und die Meeresküste herab.
Die Umschrift der Marke besteht aus den Worten »Ekstrateia
Cd. i. Feldzug) 1912«. Griechenland hat seine drei Verbün
deten eingeladen, gleiche Briefmarken anfertigen
zu lassen, bei denen sie das Bild der Akropolis und Athens
durch andere Ansichten ersetzen könnten.
(Post- und Postwertzeichen in Marokko.)
Den fremden Postanstalten droht seit kurzem die stärkste
Konkurrenz durch die Einrichtung eines marokkanischen
Prstdienstes, den die marokkanische Regierung unter französi
scher Führung unternommen hat. Schon vor mehreren Jahren
wurden von ihr drahtlose Telegraphie und einige Ueberland-
kabel eingerichtet, und nunmehr ist dazu auch ein richtiger
Postdienst gekommen. Auf den bisher eingerichteten Strecken
(besonders auf -der Linie Tanger—I J es) wird ein Eildienst be
trieben. Die Postboten sollen diese Strecke in 60 Stunden
zurücklegen, während sie bisher etwa 72 Stunden brauchten.
Nur Eilboten, die aber jedesmal 100 Pesetas kosteten, gingen
den Weg in 48 Stunden (zu Fuß). Die deutsche Post ist nach
der »Deutschen Levante-Zeitung« die einzige, die den Kon
kurrenzkampf aufgenonimen hat, indem sie ihre Boten ebenso
oft und ebenso schnell wie die scherifischen gehen läßt.
Markensammler dürften die neuen Postwertzeichen der scheri
fischen Post besonders interessieren. Es sind bisher die Werte
1, 2, 5, 10, 25 und 50 Centimes ausgegeben. Alle diese Marken
zeigen dasselbe Bild und dieselbe Aufschrift, nur die Wert
angaben sind verschieden. In der Mitte, unter einem mauri
schen 'Bogen, sieht man neben einer Palme eine Moschee.
Das Bild ähnelt sehr auffällig einer beliebten Ansichtskarte
von Tanger und stellt anscheinend die dortige Aissauamoschee
dar. Iti gerader Linie steht oben in arabischen Schriftzeichen:
Marokkanische Post, in den beiden ficken unten die Wert
angabe und dazwischen: Mosuna (gleichbedeutend mit Cen
time). Die einzelnen Farben sind: grau, hellbraun, grün, rot
braun, blau und violett. Die Ausführung und das Papier sind
sehr schlecht, die Zähnung ist undeutlich.
Uhren.
(Aus Berliner P r i v a t b e s i t z.) Bei H e 1 b i n g in
München kommen am 19. d. M. Goldemailuhren, vorwiegend
des 18. Jahrhunderts, aus Berliner Privatbesitz zur Versteige
rung. Wir finden da Namen, wie Berthond, Ellicot, Jiirgensen,
Fig. 12. Juvet, Taschenuhr, um 1780.
Mudge und Le Roy, wie die Zentren der Taschenuhrfabrikatipii
in Paris, Genf, London, Berlin, Konstanz, Kopenhagen, Lüttich
und Stockholm. Der von Dr. Ernst Basse r.mann-Jor-
d a n fachwissenschaftlich bearbeitete Katalog registriert 183
Fig. 13. Ilbery, l’aschenuhr, um 1806.
■verschiedene Stücke, darunter die Uhr mit der reizenden
Schäferszene von Edouard Juvet, Fleurier, aus der Zeit um
1780 (Fig. 12) und die niedliche Taschenuhr von Ilbery,
London (Fig. 13). Diese Uhr stammt aus dem Anfang des
vorigen Jahrhunderts, zirka 1806.
Verschiedenes.
(W appen-Siegel- Sammlung.) Die berühmte
Wappen-Sieg el-Sammlung des verstorbenen Ge
neralleutnants Freiherrn v. Ledebur, eine der größten und
schönsten Sammlungen dieser Art, ist in den Besitz der
Kanzlei für Wappen- und Stammbaumforsehung in Wie s-
baden übergegangen.
(Eine Felicien Rops-Ausstellung) ver
anstaltet die Firma Amsier & R u t h a r d t in B e r 1 i n. Die
Sammlung umfaßt zirka 500 Blatt der Lithographien und Ra
dierungen des Künstlers und wird vervollständigt durch eine
Anzahl Gemälde, Pastelle und Handzeichnungen.