Nr. 22
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 349
(Kurs über Präparation von Schmetter
lingen.) Wir werden um Aufnahme folgender Mitteilung er
sucht: Das Sammeln von Schmetterlingen wird in neuerer Zeit
vielfach von Personen betrieben, welche infolge mangelnder
Anleitung nicht in der Lage sind, die gesammelten Tiere ent
sprechend zu präparieren und das Material wissenschaftlich zu
verwerten. Die Entomologische Vereinigung »Sphinx« in
Wien (Vereinsabend jeden Dienstag ab V28 Uhr abends,
XVI. Neulerchenfelderstraße 79) hat daher beschlossen, einen
allgemein zugänglichen Kurs über Präparation und Aufbewah
rung von Schmetterlingen abzuhalten, welcher allen Sammlern,
wenn sie auch nicht Vereinsmitglieder sind, vollständig kosten
los zugänglich ist. Anschließend an den Kurs, welcher vom
Fachschriftsteller Herrn Franz Kramlinger geleitet wird,
findet ein Preisspannen von Schmetterlingen für Anfänger und
Vorgeschrittenere statt. Die Preise bestehen in von Vereins-
mitgliedcrn gespendeten seltenen Faltern. Der Kurs findet am
15., 17. und 24. November 1. J„ vormittags ab %10 Uhr, statt.
(Gegen die Fälscher japanischer Kunst
werk e.) Die zahlreichen Fälschungen von Gemälden sogar
lebender japanischer Meister, die den Markt überschwemmen,
hat jetzt die japanische Regierung zu energischen Schritten ver
anlaßt. Die Fälscher sollen in allen Fällen wegen Urkunden
fälschung verfolgt werden. Welches Ergebnis dieser an sich sehr
lobenswerte Entschluß haben wird, bleibt abzuwarten. Die besten
und gefährlichsten Fälscher japanischer Gemälde sind jedenfalls
vor jeder Verfolgung geschützt: da sie schon seit Jahren tot
sind. Aber auch heute ist die Fälscherindustrie in Japan aufs
beste entwickelt und kennt alle die Schliche und Tricks, mit
denen europäische Fälscher ihre Käufer ins Garn ziehen. So er
zählt Prof. Adolf Fischer, der Leiter des Kölner Ostasiati-
sehen Museums, im »Orientalischen Archiv«, es sei an der
Tagesordnung, daß F’remde in entlegene Klöster geschleppt
werden, wo in abseits gelegenen Tempelhallen Klosterschätze,
die die Mönche den Händlern nicht anvertrauen wollen, unter
strengster Diskretion gezeigt werden. Meist sind diese Schätze
Fälschungen, alte Ladenhüter von Händlern, die diese nach
gegenseitiger Uebereinkunft an Ort und Stelle gebracht haben.
Die Käufer werden gerne bei Dunkelwerden hingeführt; der
mysteriöse Rahmen, das Dunkel tragen viel zur Hebung der
Stimmung und zum Gelingen des beabsichtigten Anschlages bei.
Die raffinierten Fälscher bedienen sich alter, brüchiger Seiden,
alter Farben, die von verfallenen, zugrunde gerichteten Bildern
abgekratzt sind. Und für ihre Skulpturen nehmen sie altes,
tausendjähriges Holz, ehemals Säulen, Pfeiler oder Dachbalken
abgehauener oder auszubcssernder Tempel, die Händler zu
diesem Zwecke aufkaufen. Reiches Material für Hunderte von
Skulpturen liefern zurzeit die Säulen des über 1000 Jahre alten
Todaiji-Tcnipels in Nara,, die bei dem großen und schon Jahre
währenden Umbau durch Eisenkonstruktionen ersetzt werden.
Das alte, brüchige, wurmstichige Material ist also unschwer be
schafft. Da die Bildhauertradition noch nicht verloren gegangen
ist, so kann man sich leicht eine Statue, die dem alten Stil nahe
kommt, schnitzen, lassen. Schwieriger ist die Bearbeitung von
mit Lack überzogenen Statuen. Eines Tages sah Prof. Fischer
im Garten eines durchtriebenen Fälschers eine solche Statue,
die künstlich über einem Feuerbecken angebrannt worden war.
um glauben zu machen, sie sei bei einem Klosterbrand zu
Schaden gekommen. Acht Tage später fand er dieselbe Statue
in einer mit Zinn ausgeschlager.cn Kiste, bis zum Rand mit
Wasser gefüllt, das bei der damaligen großen Kälte vereist war.
Die Statue mußte es sich nun gefallen lassen, von dem Eis
bade über glühende Kohlen gehalten zu werden, damit die Lack
schichte spränge, teilweise abbrockcle und so den natürlichen
Verfall vorheucheln konnte.
(Ein neuer Museumsdiebstahl in Paris.)
Aus Paris wird uns unterm 4. d. M. geschrieben: Im
römischen Hause, der sogenannten Maison Carree von Nim e s,
das als städtisches Museum dient, wurde gestern nachmittag
ein beispiellos frecher Raub verübt. Als die Besuchsstunden
vorüber waren und das Museum geschlossen werden sollte,
fielen zwei Besucher, die absichtlich als letzte zurückgeblieben
waren, über den einzigen Saalaufseher her. Der eine schlang
ihm ein Tuch um den Mund, der andere fesselte ihm beide
Arme. Sie warfen ihn zu Boden,, drohten ihm mit augenblick
lichem Erschießen, wenn er einen Laut von sich geben würde,
und erbrachen dann zwei Schränke, aus denen sie eine Samm
lung französischer Ordensabzeichen und moderner Goldmünzen
raubten, worauf sie sich ruhig entfernten. Nach ihrem Ver
schwinden machte der Aufseher sich von seiner Fessel los und
schoß aus seinem Revolver, dessen er sich bis dahin nicht be
dient -hatte, durch das Schlüsselloch der Türe, die die Ver
brecher von außen her versperrt hatten, mehrere Schüsse ab,
die gehört wurden und die Polizei herbeiriefen. Man öffnete
die Tür von außen und der Aufseher berichtete über das Vor
gefallene. Er konnte eine Beschreibung der beiden Tater
geben, die drahtlich nach allen Richtungen verbreitet wurde.
Museen.
(Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar)
ist um ein neues Goethe-Porträt bereichert worden, das der
Maler K a a z, der Schwiegersohn Anton Graffs, Ende Mai
1809 im Haus am Frauenplan gemacht hat. Goethe selbst fand
das Bild äußerst gelungen und dankte im Briefe vom 11. Jänner
1810 dem Künstler »für die angenehme Sendung«, indem er be
merkt: »Meine Frau hat sich das Bild sogleich zu eigen gemacht
und solches ihrem Schmuck-Schatzkästlein einverleibt.« Kaa/
hat das Bild später noch dreimal kopiert. Ueber den Verbleib
dieser Kopien ist zur Zeit nichts Näheres bekannt.
(Ein numantinisches Museum.) Aus Madrid
wird berichtet: In S o r i a, der Hauptstadt der gleichnamigen
Provinz, hat der reiche Grundbesitzer Don Ramon Benito
A c e n a die Summe von 100.000 Pesetas zur Errichtung eines
numantinischen Museums gestiftet. Nachdem im Jahre 1905
ein Deutscher, Prof. Schulten (Erlangen), zusammen mit
C. Koenen in Numantia Grabungen unternommen hatte, die
zur Auffindung der von S c i p i o zerstörten Stadt geführt
hatten, haben die Spanier, auch ihrerseits vertreten durch die
Ai chäologen M e 1 i d a, G r a n a d 0 s und R a m i r o z, Rojas
Grabungen ausgeführt und nach und nach einen Teil der
alten keltiberisc-hen Festung sowie die sie umgebenden weiten
römischen Lagerbauten bloßgelegt. Diese Lager übertreffen
alle bisher bekannten Anlagen dieser Art an Alter und sind
für die Geschichte des römischen Kriegswesens von ein
schneidender Bedeutung. Die Ausbeute an Funden aller Art
war besonders im letzten Sommer sehr groß. Hervorzuheben
sind Waffen, Geschützkugeln, Amphoren, Schmucksachen,
Fibeln, Scheren, Statuetten. Die Fundstücke der Lager haben
deshalb noch eine besondere Bedeutung, weil sie genau
datiert sind,, also zur chronologischen Bestimmung ver
wandter Gegenstände dienen können. Das bisherige Museum
in Soria war zu klein geworden, um di? reiche Fülle der
numantinischen Gegenstände zu bergen. Diesem Mangel wird
jetzt das von Benito Acena gestiftete, vom Architekten
Ariibal A 1 v a r e z entworfene neue Museumsgebäude ab
helfen.
(Ein deutsches Museum für Photographie.)
Der Privatdozent Dr. Fritz Limmer in Braunschweig be
schäftigt sich in den dortigen »Neuesten Nachrichten« mit einer
Anregung, die A. Sander-Leipzig in der »Photogr. Chronik« zur
Schaffung eines »Photographischen Museums« gegeben hat.
»Wenn man,« schreibt Limmer, »wie ich, beruflich in ständiger
Fühlung mit allen Gebieten der Photographie steht, so bekommt
man ein gutes Bild von der Bedeutung der Photographie für das
moderne Leben. Man hat aber auch häufig Gelegenheit, »histo
rische Rückblicke« zu machen und sich dabei zu überzeugen,
was auf dem Gebiete der Photographie alles schon geleistet
worden ist, und wie viel historisch außerordentlich interessantes
Material noch vorhanden ist, teils in den Händen verständiger
Sammler, teils unbeachtet und unerkannt in allen Familien und
als »Ladenhüter« in »Photohandlungen«. Mit entsprechender
Sachkenntnis und Liebe zusammengestellt, ließe sich mit dem
Material, das uns tieute (allein in Deutschland) noch zur Ver
fügung steht, ein fast lückenloses Bild der Entwicklung der
Photographie schaffen. Vor einigen Jahren wurde bekanntlich
das bayerische Zuchthaus Plassenburg bei Kulmbach
aufgelassen... Die Plassenburg, auf sonniger Höhe über dem
Maintal und der bierberühmten Stadt Kulmbach gelegen, ist
eines der schönsten Baudenkmäler der Renaissance; sie wird,
seitdem sie ohne Schwierigkeiten besichtigt werden kann, jähr
lich von vielen Tausenden besucht. Die großen Säle der alten
stolzen Hohenzollernfeste stehen leer. Sie sind fürMuseums-