Nr. 22
Internationale Sa m m 1 e r - Z c i t u n g.
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b'ig. 2. Adriaen lsenbrant, Kleines Tryptichon.
dazu ein Gegenstück, wo die Heilige nackt am Marter
pfahle zu sehen ist (jetzt bei Herrn Fr. Kleinberger
m Paris). Charakteristisch für den südflandrischen
Meister sind die Zierlichkeit der Formensprache, die
schlanken Proportionen und die bräunliche Fleischfarbe.
»Adriaen lsenbrant« wird der kleine Flügel
altar mit der Geburt Christi im Mittelfelde (Fig. 2) ge
nannt. Der Name steht nicht fest, ist nicht mehr als eine
Vermutung, wohl aber steht die Persönlichkeit des frucht
baren Malers fest, den man ebenfalls (gewiß irrtümlich)
ländische. Doch brachten ihm glückliche Zufälle einige
höchst bedeutende Momente italienischer Herkunft zu,
wie unter den Skulpturen die Robbiaarbeit in glasiertem
Ton, die Leda, die als profane Darstellung in dem großen
»Werke« der Robbiafamilie fast allein steht und unter den
Bildern das friesartig komponierte Cassonestück mit dem
prächtig bewegten Reiherzug.
Diese Tafel gehört zu jener Gruppe von Quattro
cento-Malereien, die als Wandfüllungen und Möbel
schmuck für Privaträume bestimmt (ähnlich wie im
Tafelgemälde dem aus Kupferstichen und Zeichnungen
bekannten Meister zugeschrieben. Viel scheint Vellert
nicht gemalt zu haben. Trotz eifrigen Suchens habe ich
seine Hand nur noch ein zweitesmal in einem Bild er
kennen können, nämlich in einer Geburt Christi, die (mit
oer Nr. 377) im Museum zu Lille hängt.
Die Vorführung einer gefangenen Heiligen ist ein
Werk des in Douai tätigen Jean Bellegambe. Es gibt
Jan Mostaert nannte. Unser Triptychon gehört zu den
kleinsten und zu den besten Arbeiten des erfindungs
armen, aber anmutigen Briigger Meisters, der mit
warmem, tiefem, harmonischem Kolorit, freilich ohne
viel Abwechslung zu bieten, erfreut, mit einem prächtigen
Rot als dem nie fehlenden höchsten Ton.
Italienische Kunst lag der Geschmacksneigung
Friedrich Lippmanns ferner als deutsche oder nieder-