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Internationale Sa m m 1 e r - Z e i t n n g.
Nr. 3
Blei besitzen, in jenen Bleiformen nicht gegossen werden,
wohl aber Zinnrniinzen. Die Annahme liegt nahe, es hätten
h a 1 sch ui ii n z e r .mit jenen Formen hantiert.
Aus Augst stammen aber auch irdene Qußformen für
Münzen. Sie führen das Bild Othos (69 n. Chr.) und Tra-
jans (98 bis 117 n. Chr.). Mit solchen Formen ließen sich
Denare prägen. Es gibt nun verschiedene Arten von solch
ii denen Münzformen, und auch Augst hat deren verschiedene
geliefert; so auch eigentliche Miinzmodel, die erlaubten, gleich
zeitig viele Münzen zu prägen. Diese rollenartigen Model
finden sich vorwiegend im ehemaligen Gallien und in der
Nähe von Trier. Ja, nicht weit von E p e r n a y hat man
1829/1830 eine vollständige römische Münzwerkstätte gefunden.
Solche Werkstätten erlauben den Schluß, daß sowohl
einzelne vom Handwerk als auch der Staat in Gallien und iri
anderen, vorwiegend westlichen Provinzen gegossen haben.
Hatte schon unter N e r o (54 bis 68 n. Chr.) die Münzver
schlechterung eingesetzt, so war sie im Jahre 198 so weit ge
diehen. daß die Denare gleiche Teile Kupfer und Silber ent
hielten. Im dritten Jahrhundert war das Uebcl gar arg ge
worden. Man begnügte sich nunmehr einfach damit, den
Kupferdenar in eine Silbersauce einzutauchen. Solche Zu
stände lockten gewinnlustige Leute, Falschmünzer und —
staatliche Beamte, die ihr Amt mißbrauchten, um Münzen von
noch minderem Gehalte für den Verkehr zu prägen als dei
Staat festgesetzt hatte. Vergeblich hatten die Kaiser versucht,
Jem Uebcl zu steuern.
Die Tatsache nun, daß die erwähnten Miinzmodel weit
herum Vorkommen, legt die Vermutung nahe, es hätten sich
auch Private mit dem Münzgießen abgegeben. Der Staat hat
wirklich diese Art Miinzerei geduldet, nur in Italien und den
östlichen Provinzen zog man gegen die Münzfälscher mit
Energie zu Felde. ..
Der Fundort, wo die Augst er Formen zutage traten, »im
Steinier«, lag mitten in der Stadt. Dies sagt aber nichts über
das Wesen der Münzstätte aus. Immerhin fällt auf, daß die
Augster Formen nicht nur das Bild des späten Septimius
Severus, sondern auch Bilder früherer Kaiser, Othos und Tra
laus, führen und damit in Zeiten besserer Prägung weisen.
Dies vielleicht aber nur, um beim Absatz der Münze größeres
Vertrauen und entsprechende Kaufkraft zu w r ecken; denn für
ältere Münzen durfte besseres Korn vorausgesetzt werden.
Der Schluß auf Falschmünzer liegt daher nahe. Ordentliche
j Münzer hätten das Bild der lebenden Kaiser gew'ählt. Wurde
| gar Zinn gegossen, so kann Falschmünzerei kaum von der
! Hand gewiesen werden.
Chronik.
Bibliophilie.
(Die S pin o z a-Bib 1 i o t h e k des Professors
Freudent h a 1.) Wie man uns aus Frankfurt a. M.
schreibt, ist die großartige Spinoza-Bibliothek des
verstorbenen Spinoza-Forschers, Geheimrats Professors Jakob
Freude n thal in Breslau in den Besitz der Firma Josef
Baer & Co. übergegangen, die die Sammlung nur cn bloc
verkaufen will. Der Preis ist mit 5000 Mark festgesetzt. Die
Bibliothek zerfällt in zwei Abteilungen, deren erste aus
Spinozas Werken in allen erreichbar gewesenen Ausgaben
und Uebersetzungen in chronologischer Ordnung besteht. Die
zweite Abteilung umfaßt eine Sammlung von Werken über
Spinoza und den Spinozismus. Sie enthält Biographien und
Kommentare, popularisierende Volksbücher und streng wissen
schaftliche Untersuchungen, Schmähschriften und Panegyriken,
Ergüsse fanatischer Zeloten und begeisterter Verehrer, längst
vergessene Produkte unbekannter Dilettanten und Werke be
deutender Forscher, die zu den bleibenden Merksteinen in der
Entwicklungsgeschichte des menschlichen Geistes gehören.
(Kostbare Bibeln.) Aus Newyork wird be
lichtet: Nun ist der zweite Teil der berühmten H o e - B i b 1 i o-
t h e k verkauft worden. Das Hauptinteresse der Sammler
richtete sich auf die kostbare, ungewöhnlich gut erhaltene
Guttenberg-Bibel, die in Mainz von G u 11 e n b e r g und
Fust 1450—1455 gedruckt wurde. Das Exemplar der Samm
lung Hoe befand sicli früher in der Bibliothek des Lord
A s h b u r n h a m. Es zeigt nicht die geringsten Beschädigun
gen und die Echtheit steht über jedem Zweifel. Die beiden
Bände weisen eine Reihe roter Anfangsbuchstaben auf. was be
kanntlich nur bei wenigen Exemplaren dieser üuttenberg-
Bibeln der Fall ist. Um das Wertstück entbrannte ein heißer
Kampf, in dem der bekannte Londoner Kunsthändler Qua
rt t c h Sieger blieb, indem er die Bibel für 110.000 Mark er
steigerte. Im weiteren Verlaufe der Auktion wurde auch eine
M a z a r i n - B i b e 1 ausgeboten, die für 200.000 Mark einen
Käufer fand
Bilder.
(Die Sammlung Ne nies.) In den letzten Tagen
ging durch die Tagesblätter eine Notiz des Inhaltes, daß die
Budapester Sammlung N e rn e s, von der ein Teil bis zum
Jahresschluß in der Münchener Pinakothek ausgestellt war,
durch Kauf an den Maschinenfabrikanten Dr. Lanz in Mann
heim übergegangen sei. Die Nachricht ist unrichtig und wohl
darauf zurückzuführen, daß Lanz mit einer Anzahl alter Hol
länder auch fünf kleinere Bilder aus der Nemesschen Leihgabe
berühmter Impressionisten erwarben hat. Für die alten Hol
länder zahlte Dr. Lanz 1 Millionen Mark.
(Ein neuer Lionard o?) Wie berichtet wird, glaubt
man in St. Petersbur g ein neues Werk von der Hand
Lionardo da Vincis entdeckt zu haben. Es handelt sicli
um eine Madonna mit dem Kinde, die im Besitze von Frau
Benoit sich befindet und die früher als ein Raffael be
zeichnet worden ist. Sie stellt die Jungfrau in Dreiviertel
ansicht sitzend dar; in ihren Armen hält sie ein pausbäckiges
Jesuskind, dem sie Blumen streut. Was an dem Bilde auf
fällt, ist der Gegensatz zwischen der zarten Jugend der
Muttergottes und der Wohlgenährtheit des Kindes, zwischen
ihrer kindlichen Miene und dem ernsten Blicke ihres Sohnes.
Diese Züge veranlassen den Kenner, das Werk, falls es wirk
lich von der Hand Lionardos stammen sollte, seiner »ersten
Manier« zuzuweisen. Sir Sidtiey Colvin.will sogar im
Biitish Museum eine Zeichnung aufgefunden haben, die als
die Skizze zu diesem Petersburger Gemälde anzusehen sei.
Soweit die Angaben, die uns vorliegen. Natürlich bleiben
weitere Mitteilungen abzuwarten, ehe man wirklich auf eine
Vermehrung der nur allzu kleinen Zahl erhaltener Original
werke des großen Meisters rechnen darf.
(Zwei neue Werke von Rubens entdeckt?)
Nach den belgischen Blättern sollen zwei bisher sehr ge
suchte Originale Rubensscher Bilder entdeckt worden
sein. Es handelt sich'um die Bilder »Die heilige Dreieinigkeit
mit Engel« und »Lot aus Sodom fliehend«. Beide Gemälde