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Internationale S a ni in i e r - 2 e i t u n g.
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bringt, manchmal mehrere übereinander. Man unter- I
scheidet Löwenmaulformen, Laternenformen, Form des I
kletternden Affen, Vogelkäfigform, Flötenform, Storch- I
Fis. 3. Kirchenzerstörung mul Raub von Reliquien.
nesterform, Qlockenform u. s. w. Einige da
von werden aufgehängt, andere aufgestellt.
Vasen, die man an eine Säule, an einen Pfeiler
oder Pfosten hängt, nennt man »Kake-
Banaike«. Auch ausgehöhlte Baumstämme
benützt man dazu. Um zwischen dem Pfeiler
und. den aufgehängten Vasenkörbchen zu ver
mitteln, nimmt man lange schmale Holztafeln,
3 bis 4 Fuß Länge (»Suika«), die man lackiert
und auf die man manchmal ein Gedicht
schreibt.
Vasen, die an Ketten oder Fäden aufge
hängt werden, nennt man Tsuri banaike.
Besonders beliebt sind solche in Form eines
Schiffes oder Mondes oder auch Holzeimcrs
und Fäßchens. Auch einfache Bambusstöcke,
horizontal an Schnüren aufgehängt; wählt
man dazu; die Blumenkomposition stellt zum
Beispiel ein Schiff irn Nebel, Jm Sturm, ein
scheiterndes Schiff, ein in den Hafen ein
laufendes Schiff dar, die Shin-Linie repräsen
tiert alsdann den Mastbaum, während die
anderen Linien die Segel versinnbildlichen.
Mit Ausnahme der erwähnten Kago (ge
flochtene Körbe) werden alle Vasen auf einen
Untersatz von poliertem oder lackiertem
Holz (hana-bon) gestellt oder auf einen Stän
der oder auf ein Tischchen.
findung zum Ausdruck bringen, ein Gefäß aus einem
Baumstumpf mit einem Schlinggewächs zum Beispiel
Sehnsucht, andere Arrangements drücken Ernst, Leiden
schaft, Strenge, Klarheit, Keuschheit (ein Ahornzweig
in einer Bronzevase, auf der eine Zeichnung von fällen
dem Regen eingraviert ist), Zuverlässigkeit, Ehrwürdig
keit (ein Pinienzweig in einer Bronzevase, auf der ein
Storch eingraviert ist), aus. Als Regel gilt, daß kein Gc
fäß, das zu einem anderen Zwecke bestimmt ist, als
Blumenvase genommen werden darf. Für große Blumen
mit voller Blüte wählt man chinesische Körbchen, für
Wasserpflanzen niedrige Schalen mit weiter Oeffnung,
für Narzissen Vasen mit langem Hals, für Kerria Japo-
nika eine hängende Vase.
Im strengen Stil nimmt man nicht viele verschiedene
Blumen für eine und. dieselbe Komposition, am häufig
sten zwei bis drei. Man unterscheidet sehr streng Baum
zweige mit oder ohne Blüte und Pflanzen, ebenso Land-
und Wasserpflanzen. Das Arrangement muß den Cha
rakter der Jahreszeit und, falls eine Blume durch mehrere
Jahreszeiten dauert, die Eigentümlichkeit der einzelnen
in Betracht kommenden aussprechen. Der Japaner
brächte es also nicht fertig, im Dezember eine Kompo
sition mit blühendem Flieder aufzustellen. Solche
Blumen nennt der Japaner tot. Nur Frühblumen sind er
laubt, besonders bei festlichen Gelegenheiten.
Jedes japanische Zimmer hat, wie oben erwähnt,
eine alkovenartige dekorative Abteilung, Tokonoma ge
nannt, mit erhöhtem gelacktem Boden und schönen
Säulchen von seltenem FIolz. Hier auf dem Boden des
Tokonoma wird das Blumenarrangement gestellt oder,
falls es hängend ist, an die Säulchen an der Seite, und
zwar genau in der Mitte zwischen Decke und Fußboden,
aufgehängt, während an der Rückwand das Kakemono
(Bild) aufgehängt wird, einzeln oder in Paaren selbst
drei- oder vierfach. Für die Harmonie zwischen dem
ln der Beobachtung des richtigen Ver- Fig. 4. Tarquiiiius zerstört Suessa.
hältnisses zwischen Vase und Blumenkompo
sition wird eine große Peinlichkeit beobachtet. Das ganze ; Kakemono und dem Blumenarrangement gibt es -wieder
Arrangement muß eine bestimmte Stimmung oder Emp- | besondere Regeln.