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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 45)

 
PAUL CEZANNE 
ERIKA NEUBAUER 
Zur Feslwochenauslellung der Sladl Wien im Oberen Belvedere 
Da es bisher nur ganz selten möglich war, Werke ce- 
zannes in Wien zu sehen und auch der hiesige museale 
Cezanne-Bestand sehr bescheiden ist, kann wohl der jetzt 
im Oberen Belvedere gezeigten Ausstellung nicht genug 
Bedeutung beigelegt werden. „Bahnbrecher der Moder- 
nen Kunst" ist das Motto der seit vier jahren vom Kul- 
turamt der Stadt Wien veranstalteten Ausstellungen. Wie 
weit Cezanne in dieser Reihe einen bedeutenden Platz 
einnimmt, das soll in der heurigen Ausstellung gezeigt 
werden. Wenn cs dabei gelingt zu beweisen, daß er den 
bedeutendsten Platz in dieser Serie beanspruchen kann, 
dann ist die Aufgabe dieser Ausstellung in vollem Maße 
gelungen. 
Ein Raum mit Dokumentationen führt den Besucher der 
Ausstellung an Hand von Daten, Hinweisen und Fotos 
in das Leben, die Familie, die Freunde und die Umgebung 
des Künstlers ein. Dabei stellt sich sofort heraus, daß 
Cezannes Leben keinerlei Sensationen zu bieten hat, we- 
niger als der Lebenslauf irgend eines anderen großen 
Künstlers seiner Epoche. Er ging fast nie auf Reisen, war 
vermögend und lebte frei von allen äußeren Sorgen auf 
dem Stück Erde, das er am meisten liebte - in der 
Provence: 
„Die großen klassischen Länder, unsere Prouence, Grie- 
chenland, Italien, sind die, wo die Klarheit sich spiri- 
tualixiert, wo eine Landxchaft da: schwebende Lächeln 
einer scharfen Intelligenz ist. . ." 
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Geboren in Aix-en-Provence als Sohn eines einfachen 
Hutmachers aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, der 
sich aber später zum reichen Bankmann emporarbeitet, 
erlebt er in dieser kleinen Provinzstadt eine unbe- 
schwerte Jugendzeit. Eine innige Freundschaft verbindet 
ihn mit seinem Schulkameraden Emile Zola, unter dessen 
Einfluß er seine ersten lyrischen Ergüsse schreibt. Seine 
Liebe und sein Interesse gelten immer mehr der Ma- 
lerei, für die er schon während der sehr den humanisti- 
schen Fächern zugekehrten Schulzeit besondere Vorliebe 
zeigt und die immer mehr zum Ziel seines Lebens wird. 
Und nun beginnt der übliche Kampf mit dem Elternhaus. 
Sein Vater, mit beiden Füßen im praktischen Leben 
stehend, weigert sich lange Zeit den Sohn zum Malstu- 
dium nach Paris zu senden. 
Paul Cezanne, sonst von schwierigem und heftigem Cha- 
rakter, dem Vater gegenüber aber nachgiebig und weich, 
beginnt auf dessen Wunsch das jusstudium und tritt 
später sogar in die väterliche Bank ein. Erst mit 22 jah- 
ren erreicht er die Erlaubnis und die Mittel, seinem 
Freunde Zola nach Paris zu folgen, wo er an der Aea- 
demie-Suisse Aktkurse besucht. 
In Paris widmet sich Cezanne vor allem dem Studium 
des Louvre, der für ihn die Schätze der ganzen Welt 
enthält; er ist für ihn „dar Buch, aus dem man lesen 
lernen muß". Er bewundert besonders die großen Kolor- 
isten: Rubens und die Venezianer, Veronese (von dem
	        
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