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Nr. 6
Internationale Sammler-Zeitung.
des Kataioges sind die besten Meisternamen vertreten. Von den
seltenen englischen Schabkunstblättern und Farbstichen nennen
wir Richard Karlen, Thomas Gainsborough mit selten schönen |
Abdrücken George prince of Wales, des Boy and dogs (Fig. 7) j
und Cottage Children, Charles Howard Hodges ebenfalls mit
einem George prince of Wales, einem Blatt von größter Selten
heit, James Mac Ard, George Morland, Sir Joshua Reynolds
(Miß Chalmondeley, Fig. 8). John Smith, Wiiliam Ward, James
Walker, William Say mit dem Blatte, Sir Sidney Smith, einem
brillanten Abdruck dieses hervorragend schönen und seltenen
Schabkunstblattes. Unter den Franzosen sind erwähnenswert:
Louis Martin Bonnet, Honore Fragonard, Gille Demarteau,
Antoine Massen, Jacques Callot, sodann die gesuchten Blätter
nach Siegmund Freudeberg. Die Kataloge wie nähere Auskünfte
sind von der Galerie Helbing zu haben.
(Die Auktion Gasser.) Aus München wird uns
berichtet: Die Versteigerung der keramischen Sammlung des
verstorbenen Freiherrn v. Gasser, die in der Galerie Helbing
in München am 28. und 29. Februar stattgefunden hat, lieferte
den Beweis von zunehmendem Interesse für ältere Erzeugnisse
keramischen Kunstgewerbes. Nicht nur die Arbeiten bester
Qualität, sondern auch manche bisher wenig geschätzte Stücke
den Porzellanen brachte ein Meißener Service in Herold
malerei 4100 Mark, ein anderes mit Jagdmaierei 900 Mark, eines
mit Landschaften 900 Mark, ein sächsischer Reiter 430 Mark,
eine Kaffeekanne von einem Hausmaler 720 Mark.
(Sammlung Ernst Czermak, München.) Wir
haben schon in der vorigen Nummer auf die Versteigerung der
Sammlung Czermak hingewiesen, die am 20. d. M. bei
Helbing in München stattfindet. Hier reproduzieren wir eines
der hübschesten Stücke der Sammlung, Karl Rottmanns
.'Landschaft aus der Gegend von Kufstein« (Fig. 9). Das Bild
ist unten rechts signiert.
(Auktion der Sammlung Gieldzinski.) Die be
kannte Kunstsammlung des vor zwei Jahren verstorbenen Herrn
L. Gieldzinski in Danzig wird, wie man uns mitteilt, im
Herbste d. J. in Rudolf L e p k e s Kunstauktionshause in Berlin
versteigert werden. Die Sammlung ist von außerordentlicher
Vielseitigkeit, ihre Bedeutung liegt aber vornehmlich in den
Schätzen Alt-Danziger Kunst. In kaum einer anderen Sammlung
findet sich eine so stattliche Zahl von Danziger Schränken. Aber
auch die Alt-Danziger Keramik ist hier vertreten. Im 18. Jahr
hundert blühte in Stolzenberg, einem Nachbarort von Danzig,
eine Fayence-Industrie, die der Delfter ebenbürtig war. Von den
Fig. 9. Rottmann: Motiv aus der Gegend von Kufstein.
brachten ganz außerordentliche Preise. Unter den Fayencen
erzielte ein Bayreuther Maßkrug von 1737 370 Mark, ein
solcher von etwa 1770 350 Mark, ein Nürnberger blauer Maß
krug 300 Mark, Nürnberger Enghalskrüge 280 Mark bis 300 Mark.
Dämmer Kalvarienberg 1000 Mark, Dämmer Jüngling mit Löwe
73G Mark, Künersberger Platte 300 Mark, Hanauer Kaffeekanne
320 Mark, Flörsheimer Maßkrug 300 Mark, Hirschgruppe, viel
leicht Ludwigsburger Herkunft, 485 Mark, Ludwigsburger Eng
halskrug 310 Mark, zwei Fulcaer Teller 400 Mark, drei Kieler
Vasen 2975 Mark, Kieler Teller 330 Mark, Augustenburger Vase
670 Mark, Frankfurter Chinesenplatte 500 Mark, sitzender Chinese
und Chinesin 400 Mark, zwei Braunschweiger Vasen 700 Mark,
Schnellenkrug mit Ulmer Patrizierwappen 300 Mark, fünf
fränkische Enghalskrüge ohne Marken 1675 Mark, Bayreuther
Schuh 240 Mark, Tiroler Krug mit bayerischem Wappen 270 Mark.
Von den Stein zeuggegenständen wurde bezahlt für
einen Raereimer Bartkrug 400 Mark, Westerwälder Sternkrug
350 Mark, zwei Büsten des Kaisers Vitellins von Böttger 1030
Mark, Teekanne 1000 Mark, Kaffeekanne, geschliffenes Böttger-
zeug, 560 Mark, Miniaturteekanne gleicher Gattung 370 Mark
Walzenkrug von Böttger 530 Mark, zwei Vasen von Plaue a. d.
Havel 2460 Mark, zwei Bayreuther Walzenkrüge 480 Mark. Von
wenigen erhaltenen Stücken sieht man bei Gieldzinski die besten.
Daneben sind hier kostbares Porzellan, Alt-Berlin, Meißen und
Sevres, Miniaturen und Dosen, Fächer, Arbeiten in Horn, Schild
patt, Elfenbein und Ebenholz. Auch Bilder, Stiche, Holzschnitte
und Radierungen enthält die Sammlung. Das Gieldzinskische
Haus in Danzig wurde immer und immer wieder von Sammlern
und Kunstfreunden besucht. Die Fremdenbücher der Sammlung,
um deren Ankauf sieh die Stadt Danzig vergebens bewirbt,
zeigen denn auch zahllose berühmte Namen, und den Schreib
tisch im Kontorraum des früheren Kaufmannes, schmücken viele
Bilder von Fürstlichkeiten mit der eigenhändigen Unterschrift.
Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Viktoria
haben die Sammlung öfter besucht und den einstigen Besitzer
vielfach ausgezeichnet.
(Versteigerung der Galerie Dollfus.) In
der Galerie Georges Petit in Paris wurde die Bilder
kollektion des verstorbenen Sammlers Jean Dollfus ver
steigert. Sie ergab 1,122.760 Fr. Den höchsten Preis erzielte
Corots »Frau mit Perle«, die Dollfus im Jahre 1875 für
4000 Fr. erworben hatte. Obwohl das Bild nicht zu den besten
des Künstlers zählt, brachte es doch 150.000 Fr., wofür es die
Direktion des Louvremuseums kaufte. Ebenfalls vom Louvre