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Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 6 
solche Zartheit der Einzelformen gegeben, daß die Arbeit 
zu den schönsten Stücken der Sammlung gerechnet wer 
den muß. Zwei äußerst seltene Stücke aus der italienischen 
Porzellanfabrik zu C ap o di Monte, Gruppen, etwa 
mn 1730 verfertigt, verdienen besondere Beachtung. 
Auch englisches Porzellan ist namhaft vertreten: außer 
einer prachtvollen Teegarnitur in zartem Blau und Weiß, 
von Adams stammend, sei ein für die Musiker sehr 
merkwürdiges Wedgewoodrelief hervorgehoben: es zeigt 
den porträttreuen Kopf Mozarts, aber ohne 
Zopf (!) und mit der anglisierten Unterschrift »Mozard«. 
Durch sehr schöne Teller und Schalen sind die Fabrik von 
Tournay und die Delfter Manufaktur repräsentiert. 
Endlich findet sich auch echt chinesisches Por 
zellan in der Sammlung, und zwar zwei Exemplare der 
sogenannten »Hunde des Fo« aus dein 16. Jahrhundert, 
und mehrere Schüsseln. Zwei dieser chinesischen Schüs 
seln haben ein ganz besonderes Interesse gerade für 
uiese Sammlung: es sind nämlich die Originale zu Arbeiten, 
nach denen die Kopien in der Wiener Porzellanmanu 
faktur hergestellt worden sind. Auch die Kopien besitzt 
Vizekonsul Weißberger und man sieht mit Ueber- 
raschung, wie der Dekor der beiden nebeneinander ge 
hängten Schüsseln trotz der unverkennbaren Gleichheit 
in der Auffassung des Wiener Malers einen ganz ver 
schiedenen Charakter angenommen hat. 
Und nun zu den A 11 w i e n e r Porzellanen. 
Man kennt die merkwürdige Geschichte der Wiener 
Porzellanmanufaktur, ihre Begründung durch Du Paquier, 
ihre verheißungsvollen Anfänge, die mancherlei Fähr- 
lichkeiten, die sie unter einer nicht immer verständnis 
vollen Oberaufsicht durch die Behörde zu überstehen 
hatte, den glänzenden Aufschwung, der ihre Welt 
berühmtheit begründete, und endlich die tief zu be 
dauernde Auflassung. Schon die früheste Zeit ist bei 
Weißberger durch mehrere, anderwärts nicht mehr vor- 
kommende Stücke vertreten. Da ist zunächst eine große, 
sechsseitige Schüssel mit abgekanteten Ecken, deren 
Dekor — ein Blütenbaum mit Vögeln — sich über die 
ganze Fläche erstreckt. Der gleichzeitig von den Fa 
briksmalern verwendete japanische Blütendekor findet 
sich bei Weißberger auf einer merkwürdigen, in Form 
eines geöffneten Fächers gehaltenen Schale, die Dekor in 
Unterglasurblau und Ranken aufweist und eine imitierte 
chinesische Marke auf der Rückseite besitzt. Die dritte, 
damals bei Du Paquier verwendete Dekorationsart mit 
deutschem Blumenmuster findet sich auf einer Tee 
büchse, wie die eben genannten beiden anderen Stücke 
ein Unikum. Die Büchse hat die Form einer vierseitigen, 
oben abgerundeten Flasche mit engem Hals und steht auf 
vier niedrigen rechteckigen Klötzchenfüßchen. Besonders 
bemerkenswert sind zwei in die Seiten eingelassene 
Reliefmedaillons mit Bildnissen Kaiser Karl VI. (kopiert 
nach einer von Becker geschnittenen ovalen Medaille) 
und der Kaiserin Elisabeth Christina (nach der um 1715 
entstandenen geschnittenen Eisengußmedaille von 
Weron). Die beiden anderen Seiten zeigen in Relief je 
ein rundes Zifferblatt mit den beiden Zeigern in senk 
rechter Haltung. Die Zwickel an beiden Seiten sind durch 
Chrysanthemumrosetten in Relief geziert. Bemalt ist die 
Fläche, wie gesagt, mit bunten, deutschen, mageren 
Blütenzweigen. (Vgl. Braun-Folnesics, Altwiener Por 
zellan, S. 34 und 198.) Noch ein kostbares Stück weist 
in die Zeit Du Paquiers: eine sogenannte Callot- 
f i g u r, ebenfalls ein Unikum. Solche kleine groteske Fi 
guren wurden in Meissen schon vor 1720 noch in der 
Pöttgerzeit hergestellt; sic hatten ihre Vorbilder zum 
Teil in holländischen Stichen. In Wien wurden sie als 
Einzelfiguren nicht vor den letzten Jahren Du Paquiers 
modelliert. Weißbergers Figur zeigt auch die charak 
teristisch vertieft eingestochenen Augen, und ist auch auf 
der Rückseite, wo kein Vorbild vorlag, ganz unge 
zwungen und sorgfältig modelliert. 
Im Jahre 1744 wurde die Wiener Fabrik in staat 
liche Aufsicht übernommen. Das Rokoko drang in die 
Stilisierung ein, an die Stelle der Barockmotive der Du 
Paquierzcit treten nun die Kinderfiguren, die Putten, die 
Jagden und die mythologischen Stoffe, ferner die ga 
lanten Szenen und die Figuren nach französischen 
Stichen. Die architektonischen Zieraten werden durch 
naturalistische Gebilde ersetzt, so namentlich bei den 
Deckelknäufen der Gefäße. Hier findet sich bei Weiß 
berger aus der Periode vor Sorgenthal unter anderen ein 
Jäger mit Hunde n, der eine sehr seltene Modelleur 
marke aufweist, dann eine Dame mit Krinoline und ein 
Herr. Ein sehr hübsches Stück aus der Zeit von etwa 
1749 ist eine Potpourrivase, ein Räuchergefäß 
für die damals beliebten wohlriechenden Mischungen. 
Es ist als ein mit Rosenzweigen belegter Baumstamm 
gebildet und zeigt als Deckel einen Fasan im Nest. 
Die A e r a Sorgenthal, die glänzendste in der 
Geschichte der Wiener Manufaktur, beginnt mit dem 
Jahre 1784 und währt bis 1805. Zahlreiche Stücke aus 
dieser Periode zieren auch die Weißbergersche Samm 
lung. Im Jahre 1767 bestellte das Stift Zwettl in der 
Wiener Fabrik einen großen, vielteiligen Tafelaufsatz, 
der 1768 an den Abt Reiner I. Kolhnann geliefert wurde. 
Der Aufsatz bestand aus einem neunteiligen Untersatz, 
die Figuren, sämtlich aus unbemaltem Biskuit, standen auf 
einer Spiegelglasplatte. Die schlanken zierlichen Ge 
stalten sind mit ihren feinen Gliedern, den preziösen Be 
wegungen und den sorgfältig frisierten, auf die Seite 
geneigten Köpfchen und an der ganzen koketten Haltung 
sofort kenntlich: Weißberger besitzt nun mehrere Fi 
guren, die offenbar zu dem Z w e 111 e r Aufsatz ge 
hörten und alle charakteristischen Eigenschaften des 
selben aufweisen. 
Von den anderen schönen Stücken der Altwiener 
Sammlung können hier nur noch wenige hervorgehoben 
werden. Außer zahlreichen entzückenden Tassen und 
Tellern mit Reliefgold aus der Sorgenthalepoche, einem 
kompletten Speiseservice etc., sei die effektvolle Gruppe 
»Das Fußbad« erwähnt, die 1898 aus der berühmten 
Kollektion H i r t h erworben wurde. Endlich enthält die 
Sammlung noch aus der letzten Periode der Fabrik 
mehrere Arbeiten, unter ihnen die köstliche Doppel 
statuette des Kaisers Franz Josef und seiner Ge 
mahlin als junges Ehepaar aus dem Jahre 1854. 
Vizekonsul Weißberger hat sich nicht mit dem Sam 
meln von Porzellanen allein begnügt. Freilich sind die 
anderen Teile seiner Sammlung mehr gelegentliche Er 
werbungen, die nur aus Freude über die Schönheit des 
einzelnen Objektes ohne methodische Absicht dem Heim 
dieses feinsinnigen Sammlers einverleibt wurden. Hieher 
gehört eine Reihe ausgezeichneter Altwiener Minia 
ture n, unter denen sich Namen wie 'Feer, Bergler, 
Suchy etc. befinden. Auch durch die Darges + ellten sind 
die Arbeiten interessant. Man findet den Herzog von 
Danzig, Marschall Lefebvre, den Herzog von Reichstadt 
in der Wiener Manufaktur nach Daffinger gemalt, mehr 
mals den Kaiser Franz und andere. Unter den Gläser n 
ist ein prachtvoller holländischer Pokal mit Ansichten 
von Seelandschaften, die mit dem Diamant eingeritzt 
sind. Unter den Bronzen seien mehrere gute Pla 
ketten, die mit Exemplaren der Lannaschen Sammlung 
übereinstimmen, hervorgehoben, sowie ein schöner 
Kruzifixus, dessen Aehnlichkeit mit dem angeblich von 
C e 11 i n i stammenden großen Kruzifixus im Eskurial 
auffallend ist. Auch sehr wertvolle, namentlich englische
	        
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