Nr. 8
Internationale Sammler-Zeitung.
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kosteten in jedem anderen Falle ebenfalls mehrere Millionen.
Die Unterhaltungskosten sind mit 270.260 Mark jährlich be
messen, wobei in Rücksicht gezogen ist. daß alle Ergänzungen
in eigenen Ateliers hergestellt werden. Es soll nun die Stadt
Dresden den Bauplatz und eine jährliche Subvention von 150.000
Mark gewähren. Durch die Einnahmen des Museums sollen
80.000 Mark zufließen, den Rest soll das Reich gewähren. Der
sächsische Staat wird für einen Anteil der Baukosten in der
Höhe von 2,594.000 Mark in Anspruch genommen, während der
Rest aus dem Ueberschuß der Hygiene-Ausstellung, der eine
Million Mark beträgt, bestritten wird.
(Aus dem Berner Kunstmus eu m.) Dr. J. W i d-
rn e r berichtet in der »Neuen Züricher Zeitung«: »Im Vestibül
sind die Kunstkäufe des Bundes vom letzten Jahre ausge
stellt. Als Ganzes betrachtet man sie mit leidlich gemischten
Gefühlen. Eine erhebende Galerie würden sie nicht abgeben.
Einzelnes ragt freilich ansehnlich empor: Otto Vautiers Dame
am Spinett, ein Akt Herinenjats, Righinis Gegend um die
Züricher Kreuzkirche im Schnee, Berta Zürichers Hochgcbirgs-
landschaft, des Freiburgers Brullart Alpdorf, Hugonnets
Mezieresbild, von M. Gilliard ein Alpental und ein Aquarell
C. Buxtorfs. In den Ausstellungsräumen zeigen die Maler
Ernst Geiger und Prochaska eine Menge meist knapp
gefaßter und vorwiegend landschaftlicher Werke. Die beiden
haben viel Gemeinsames in der Wahl des Gegenstandes, der
Form und der Ausdrucksmittel. Insofern gehen sie mit den
anderen Künstlern der sogenannten Berner Gruppe so ziem
lich Hand in Hand. Während aber Boß das Melancholisch-
Weite, Senn das Scharfe, Unvergeßliche in der Kontur der
Landschaft auszudriieken scheint und Feuz immer mehr das
freudevolle Aufstreben aus der Tiefe zur Helle feiert, offen
baren Geiger und Prochaska eine liebevolle und doch geistig
freie und weitsichtige Intimität. Seit Geiger auf dem Kapf
ob Twann sich eingen'istet hat und den Bielersee überschaut,
ist seine Lust am Umfangen seidiger Flächen und Lüfte noch
gewachsen. Mit besonderer Kraft und Feinheit umfaßt er
namentlich das Eiland des Unsterblichen, Jean Jacques
Rousseaus Zufluchtsort, die Petersinsel. Auch das. Vorhistori
sche wird ihm malerisches Ereignis, die Höhlen im Jura. Was
mich aber am meisten befriedigt hat: die Figur ist endlich voll
in Geigers Kunst eingezogen. Seine »Lesende« ist ein aus
gezeichnetes, künstlerisch gesättigtes, stimmungsvolles Werk.
— Noch mehr hat mich Prochaska überrascht. Gleich die
ersten Aquarelle sind vorzüglich. König mit seiner Komturei,
von einem Gewitter umdroht. Ein Stilleben, in dem grüne
Aepfel, eine mattweiße Schale und ein blaugrauer Grund still
und vornehm leben und ineinander klingen. Ein Sennenkopf.
Eine alte Frau an der Gartenarbeit. Und besonders ein See
ufer, wo ein selten glückliches Spiel der Verhältnisse und
Augenblicke in Dauer umgesetzt ist. Alles fast in einer eigen
tümlichen trockenen Aquarellierung, die im intimen das tut,
was etwa Trachsel im kühnen damit erreicht.
Vom Kunstmarkt.
(Die Gemäldesammlung des Tiroler Kunst-
lerbundes.) Aus Innsbruck wird uns geschrieben:
Der Tiroler Künstlerbund, der von verschiedenen Ausstellungen
her ein größeres Defizit hatte, ist dieser Tage auf das Be
treiben eines auswärtigen Gläubigers hin um seine ganze Ge
mäldesammlung gekommen. Diese wurde gepfändet und ge
richtlich versteigert. Sie zählte 129 Werke, unter anderen einen
Studienkopf von Egger-Lienz, dann die beiden großen Bilder
»Krimhilds Racheschwur« und »Frühling« von Siber (Hall),
ein Porträt von Nißl in München, Aquarelle von Schramm
(Brixen), Tiroler Bilder von Waltl und Walch, Originalzeich
nungen von Thöny und Lithographien von Ed. Schießl (Mün
chen). Ferner waren vertreten die Münchener Riß, Franz Josef I
Weber, Colli, Spiegel und Einberger, die Innsbrucker Fritz v.
Ebner, v. Esterle, Durst, Hugo Grimm, Hellmessen und Platt-
ner sowie Su.iancic (Wien), Köster Klausen und andere. Fast
alle Werke gingen zu unwürdig billigen Preisen ab. Für Litho
graphien wurden 13 bis 25 K, für Gemälde 27 bis 200 K pro
Stück erzielt. Ersteher waren fast durchwegs Innsbrucker
Familien.
(Preise für Zorns Radierungen.) Bei der Ver
steigerung der Sammlung B e r m o n d in Paris wurden hohe
Preise für die Radierungen des schwedischen Meisters Anders
Zorn gezahlt. 26 Originalradierungen brachten nicht weniger
als 52.405 Franken. Die bedeutendsten Stücke wurden von dem
Berliner Kunstantiquariat Amsler & Ruthardt erworben,
darunter die Dame mit der Zigarette, von welchem Blatt nur
drei Exemplare bekannt sind, ferner Gerda Hagboorg, eines
der reizvollsten Blätter des Künstlers, und das prächtige Haupt
blatt »Der Toast«, zweite Platte, im ersten Zustande. Da von
diesem Zustand nur drei Exemplare bekannt sind, war diese
Radierung das am meisten umstrittene Blatt, und die genannte
Berliner Kunsthandlung hat den »Toast« für 10.000 Franken er
worben.
(Ein Silhouettenalbum aus dem Goethe
kreis.) In der Bibliothek und Kunstsammlung des verstor
benen Frankfurter Stadtrates Gottfried Beck, die in der Zeit
vom 15. bis 18. d. M. durch das Kunstantiquariat Lehmann
in Frankfurta. M. versteigert wird, befindet sich ein Stück
von besonderer Seltenheit. Es ist ein S i 1 h o u e 11 e n a 1 b u in,
das 170 gezeichnete Schattenrisse aus dem Goethekreis ent
hält. Das Album stammt aus der Wetzlarer Zeit des Dichters;
es muß einer Goethe und der Familie Buff nahestehenden Per
son gehört haben, denn es enthält außer einer Silhouette von
Goethe selbst die ganze Familie Buff, vor allem einen Schatten
riß Lottes. Ferner bringt es die Silhouetten von Professoren
der Gießener Universität, anderen Gießener, Wetzlarer und
Darmstädter Persönlichkeiten und einer Reihe der führenden
Geister der damaligen Zeit, darunter Klopstock, Wieland, die
Stolberg, Lenz, Bode, Schubart, Bürger, Hölty, Herder, Jacobi,
Mendelssohn Claudius u. a. Die Schattenbilder sind meist in der
Größe von 9:8 Zentimeter, und unter jeder ist der Name hand
schriftlich verzeichnet. Außer diesem Silhouettenalbum, das
wohl das wertvollste Stück der Sammlung darstellt, ver
zeichnet der Auktionskatalog noch Erstausgaben aus der
klassischen und romantischen Zeit: Schillers Musenalmanach
für das Jahr 1798, die zweite Auflage der »Räuber«, die von
Goethe und Merck 1777 veranstaltete Ausgabe des Ossian, die
Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (Berlin 1812), die
Gesamtausgaben von Arnim und Brentano u. a. Die Abteilung
Philosophie enthält mehrere Bücher aus der Bibliothek Scho
penhauers, die handschriftliche Verbesserungen und. Zu
sätze ihres Besitzers zeigen. Die Abteilung Musik weist Leo
pold Mozarts »Versuch einer gründlichen Violinschule« (Augs
burg 1756) auf. Endlich sind noch zwei Autographen von
Goethes Vater und Francofurtensien (Radierungen, Porträts,
Städteansichten u. s. w.) zu erwähnen.
(Die Kunstsammlungen Freiherr v.on
Franckenstein.) Vom 28. bis 30. v. M. wurden bei
H e 1 b i n g in München die Kunstsammlungen des Freiherrn
von und zu Franckenstein versteigert, wobei folgende
nennenswerte Preise erzielt wurden: S t e i n z e u g. Nr. 3,
Bauerntanzkrug 195 Mark; Nr. 4, Planetenkrug 81 Mark;
Nr. 22, Bauchkrug 130 Mark; Nr. 34, Vexierkrüglein 115 Mark;
Fayence. Nr. 42, Vier Majolikateller mit Darstellungen aus
der gr. Mythologie i220 Mark; Nr. 55, Delfter Platte 195 Mark;
Nr. 56, Korbschüssel, steiermärkisch, 200 Mark; Nr. 57, Schenk
krug, thüringisch, 500 Mark. P o r z e 11 a n. Nr. 77, M e i ß e n,
Kavalier mit Blumen 210 Mark; Nr. 82, Winzer 310 Mark,
Nr. 85, Die Freundinnen 50 Mark; Nr. 87, Jüngling und Mäd
chen mit Füllhörner 215 Mark; Nr. 101, Vier flache Teller