Nr. 8
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Internationale
Licht in die Geschichte dieser Wandteppiche gebracht zu
haben, ist das Verdienst Jules Guiffreys, des jetzigen Ad
ministrators der »Manufatcure nationale des Gobelins« in
Paris. Seinen Ausführungen mag noch hinzugefügt sein, dal.!
die beiden für Notre Dame zuerst gestifteten Teppiche auch
in den schon zu Lebzeiten Colbert von Felibien herausge
gebenen und 1725 neu aufgelegten »Entrctiens sur les vies et
sur les ouvrages des plus excellents peintres« erwähnt sind.
Das Kapitel des Straßburger Münsters hat recht getan,
die Teppiche renovieren zu lassen: sie sind ein ausgezeichnetes
Denkmal alter Kunsthandweberei und auch ars rein künstleri
sche Leistungen hoher Beachtung wert. Drei sind bereits sach
gemäß ausgebessert, und zwar die Vorstellung im Tempel, die
Verheiratung mit Josef und der Tod der Maria. Die jetzt in
Sammler-Zeitung.
Arbeit genommenen stellen Christi Geburt und die Anbetung
der Könige dar. Der materielle Wert der vierzehn Wand
teppiche, für die damals nur 10.000 Livres gezahlt wurden, dürfte
in unseren Tagen, da es sich um eine geschlossene große
Serie handelt und die Preise für alte Kunstwerke eine außer
ordentliche Höhe erreicht haben, mindestens eine Million
Mark betragen.
Hoffentlich wird das Straßburger Kapitel, wenn die Aus
besserung der ganzen Serie erfolgt ist, nicht den vor vielen
Jahrzehnten begangenen Fehler wiederholen, die Teppiche zwi
schen den Säulen im Schiff des Münsters aufzuhängen. Es
würde dadurch, wie schon damals ein zugereister englischer
Geistlicher klagte, die Schönheit der schlanken Säulenarchitek
tur bedenklich gestört werden. G. B.
Eine interessante Autographen-Auktion.
Am 29. und 30. d. M. wird in dem bekannten Buch- und
Kunstantiquariat von Martin Breslauer in Berlin eine un-
gemein wertvolle Sammlung von Autographen und Dokumen
ten, größtenteils aus dem Besitz der verstorbenen Frau Sophie
Schneider, Braunschweig-Wilhelmshöhe, zur Versteigerung
gelangen.
Der vor uns liegende, reich illustrierte Auktionskatalog
wird durch eine große Zahl von schönen Hohenzollernauto-
graphen eingeleitet. Es befinden sich darunter eigenhändige
Briefe Friedrichs des Großen, der Königin Luise,
Kaiser F r i e d r i chs 111. und ein reizender Jugendbrief Kaiser
Wilhelms 11., in dem der kleine Prinz seiner Großmutter,
der Kaiserin A u g u s t a,
mitteilt, daß er bei Ge
heimrat Werder den
»Wilhelm Teil« anfangen
werde und daß er für ihn
ein Stück aus dem »Lied
von der Glocke« auswen
dig gelernt habe. Wir
geben hier (Fig. 1) die
Schlufizeilen des Briefes
mit der Unterschrift dies
Prinzen im Faksimile wie
der.
Von den Briefen des
»Großen Fritz« sei der vom
29. September 1769 repro
duziert; der an seine
Schwester, die Königin U 1-
r i k e von Schweden,
gerichtet und in französi
scher Sprache abgefaßt ist.
Eine höchst kostbare
Reliquie sind die unver
öffentlichten Tagebücher
des Herzogs Karl Lud
wig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz.
des Vaters der Königin Luise, aus den Jahren 1797, 1801,
1810, 1813 und 1815, vom Herzog eigenhändig in französischer
Sprache niedergeschrieben. Der Jahrgang 1810 gibt eine er
greifende Schilderung der letzten Tage und des Sterbens der
edlen Königin, die um so wertvoller ist, als sie von einem
der wenigen herrührt, die Zeuge der traurigen Szene waren.
Die Königin starb bekanntlich während eines Besuches bei
ihrem Vater auf seinem Schloß Hohenzieritz bei Neustrelitz
arn 19. Juli 1810. — Aus den folgenden Abteilungen des Kata-
loges nennen wir einige sehr frühe Papsturkunden (C1 e-
mens III., Bulle vom Jahre 1191 mit anhängendem Blei
siegel), dann Briefe vom Fürsten Bismarck, M o 11 k e,
R o o n, Napoleon I., Wellington u. a. Von Wallen
stein ist ein sehr schönes Stück mit der Höflichkeitsformel:
»Euer liebden dienstwilliger« und eigenhändigem Namenszug
vorhanden. Wallenstein gibt darin sein Einverständnis mit
einem Vorschlag kund, den der Fürst zu Anhalt ihm durch
einen äbgeordneten Rat überbracht hat, (Fig. 3.)
Die Abteilung enthält u. a. noch einen herrlichen unbe
kannten Freiheitsbrief von Theodor Körner und bisher un
bekannte Verse Schil
lers zur letzten Rede des
Freiherrn von Atting
hausen im »Teil«. Das
Blatt trägt als erste Zeile
die Ueberschrift »Atting
hausen«. Dann folgen drei
Zeilen konform mit dem
Druck:
Hat sich der Landmann
solcher That verwogen
Aus eignem Mittel, ohne
Hilf der Edlen,
Hat er der eignen Kraft
so viel vertraut.
Während es nun im
Drucke weiter heißt: .
a, dann bedarf es unserer
nicht mehr,
folgt in dem hier vor
liegenden Manuskript:
So wird er wahrlich hier
nicht stille stehen.
Dann folgen vier Verszeilen, die im Druck gänzlich
fehle n. Zwei dieser Zeilen sind von Schiller selbst ge
strichen, aber vollkommen lesbar geblieben. Auf der Rück
seite desselben Blattes stehen noch ebenfalls von Schillers
Hand die Worte: Drum haltet fest zusammen.
Zur Herkunft dieser kostbaren Reliquie seien die eben
falls auf der Rückseite mit Tinte eingetragenen Zeilen er
wähnt, welche folgendermaßen lauten: Von Ihrem Sie schätzen
den Freunde werden Ihnen Schillers eigenhändigen Handzüge