MAK
Nr. 8 
Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g. 
Seite 119 
verehret zum gefälligen Andenken. Stendahl den 20. Januar 
1816 als Ihrem Geburtstage. Bung (?) Districts-Controleur.« 
Aus der Zeit der Freiheitskriege stammt eine bedeut 
same Sammlung von eigenhändigen Briefen des Pädagogen 
Friedrich F r ö b e 1, von zusammen 176 eng beschriebenen 
Seiten. Fröbel, der den Feldzug im Liitzowschen Korps mit 
machte, berichtet in diesen Briefen vom Kriegsschauplatz an 
einen Freund, Professor Weiß. Diese Briefe, die ein höchst 
wertvolles, neues Material zur Geschichte der Freiheitskriege 
und des Liitzowschen Korps bringen, darf man mit vollem 
Recht als Friedrich Fröbels Tagebücher aus den Freiheits 
kriegen bezeichnen. Eine überaus bedeutende und eigenartige 
Sammlung von Briefen, Handschriften etc., die aus dem 
weiteren weimarischen Goethekreise zur Zeit der Freiheits 
kriege an einen Offizier des Kleistschen Korps gerichtet ist, 
ist ferner unter Nr. 732 des Katalogs aufgeführt. 
Aus der Abteilung »Musiker« weisen wir besonders auf un 
veröffentlichte Musikmanuskripte und Briefe Beethovens 
und Mozarts hin. Von Beethoven findet sich die eigen 
händige Niederschrift eines Kanons, auch die Notenlinien hat 
der Meister selbst gezogen. 
Das wertvolle Blatt (Fig. 4) stammt aus den letzten 
Lebensjahren des Meisters und wurde als Visitenkarte von 
ihm bei Dr. Braunhofer, der ihn in der Krankheit des 
Frühjahrs 1825 behandelt hatte, abgegeben. Beethoven liebte 
diese Art Kanons, die weniger fiir die Ausführung durch Sing 
stimmen gedacht waren, als geistreiche Scherze sein sollten. 
»Ich mache das, wie der Dichter ein Epigramm macht,« sagt 
er gelegentlich. 
Der Text des achttaktigen Kanons lautet: »Ich war hier, 
ich war hier, Doktor, ich war hier!« — Darunter steht: »am 
4. jän. abends, als ich meinen verehrten Freund Braunhofer 
nicht zu Hause fand. — Beethoven. 
Das Manuskript Mozarts enthält 29 Takte 
einer italienischen Sopranarie, deren 7 Amangstakte, sowie 
das vorhergehende Rezitativ sich im Besitz von Andre in 
Offenbach befinden. Dort ist die Singstimme mit den Namen 
»Susanne« bezeichnet. Die Arie befand sich ursprünglich in 
der Figaropartitur an Stelle der berühmten Garten- 
aric, wurde aber von Mozart später verworfen, weil sie ihm 
dem Charakter der Susanne nicht zu entsprechen schien. Die 
der königl. Bibliothek zu Berlin gehörende Originalpartitur 
des Figaro zeigt noch deutlich die Spuren dieser erst spät 
vorgenommenen Aenderung. Wie in den meisten Manu 
skripten von Mozartscheri Gesangskompositionen ist auch hier 
nur die Singstimme und der Baß ausgeschrieben. Die leer 
gelassenen Systeme der Instrumente sollten bei einer späteren 
Ueberarbeitung ausgefüllt werden, 
Richard Wagner ist in der Sammlung mit einer Reihe 
von Manuskripten und Briefen aus seiner Züricher Zeit ver 
treten. Das wertvollste Stück ist die Urschrift des Textbuches 
seines »Lohengrin«, von deren Vorhandensein bisher nur ein 
kleiner Aufsatz im »Zeitgeist« (1904) Kunde gab. Die Nieder 
schrift enthält zahlreiche Korrekturen und demgemäß viele 
Abweichungen von der späteren endgiltigen Fassung. Als wich 
tigste Abweichung dürfte wohl zu betrachten sein, daß der 
Schwan (die Stimme einer unsichtbaren Sängerin) singt. 
Die Urschrift umfaßt 32 Seiten, von denen 28% in Folio 
von Wagner eng beschrieben sind. Unsere Abbildung (Fig. 5) 
zeigt die Schlußseite des Manuskripts mit der Unterschrift 
Richard Wagners und dem Datum 27. November 1845. Ueber 
die Vorbesitzer des Manuskripts gibt der Katalog folgende 
Auskunft: »Zur Geschichte der Handschrift selbst führe ich 
wörtlich an, was die Niederschrift auf Seite 1 sagt: Von des 
deutschen großen Meisters eigener Hand geschrieben, schenke 
ich (Fritz Weiß K. S. Hofopernsänger) dieses werthvolle 
Manuskript meinem lieben werthen Wilhelm (Trinius). Richard 
Wagner schenkte es an Karl Ritter (Schwager der Johanna 
Wagner), dessen Bruder Alexander od. Sascha Ritter 
Franziska Wagner zur Frau hat. Darauf empfing es der 
Klaviervirtuos Rudolf W e h n e r, und als dieser d. 8. Octbr. 
1857 starb, kam es in meine Hände. Fritz Weiß (darunter 
in Bleistift) Dresden July 1868 erhalten. W. T r i n i u s.« 
Zum Schlüsse seien noch die Autographien berühmter 
Amerikaner, Engländer und Franzosen erwähnt, darunter 
Königin Viktoria, Dickens, Conan Doyle etc. 
Der Autographenkatalog ist kostenlos von der Firma 
Breslauer zu beziehen.
	        
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