MAK
Seite 138 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 9 
Fig. 12. Thelot: Wandschüssel. 
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c&D) 
Die Fayencesammlung Kjtzinger. 
Am 7. d. M. und den folgenden Tagen gelangt in der 
Galerie H e 1 b i n g in M ii n c h e n die Fayencesammlung 0. 
Kitzinger zur Auktion. Aus diesem Anlässe ist ein mit einem 
reichen Illustrationsapparat (40 Lichtdrucktafcln und zirka 
200 Markenabbildungen) versehener wissenschaftlich bearbeiteter 
Katalog bei Helbing erschienen, der durch ein ausführliches Vor 
wort von Dr. H. Stegman n, dem Direktor des National 
museums in München, eingeleitct wird. 
Mit dieser Kollektion gelangt eine Sammlung auf den Markt, 
die der grollen Oeffentlichkeit unbekannt war, aber unter den 
Liebhabern und Kennern der deutschen Fayencen sich seit langem 
schon eines ganz bedeutenden Rufes erfreute. Und man darf 
wohl ohne Uebertrcibung sagen, daß eine solche Sammlung von 
deutschen Fayencen sowohl dem Umfange wie der Qualität 
nach bisher noch nicht zur Versteigerung gelangte. Seit sech 
zehn Jahren hat der Besitzer in unermüdlichem Eifer seine 
Sammlung, die nach dem Kataloge 770 Nummern umfaßt, zu- 
sammeugetragen und dabei sein Hauptaugenmerk auf tadellose 
Erhaltung, gute Qualität und schöne Formen gerichtet. Dem 
Umfang nach sind die Fabriken der südwestdeutschen Ecke, 
Schwaben, Lothringen, dann auch Franken am stärksten ver 
treten. Aber auch Italien, die Schweiz, Norddeutschland, Oester 
reich, Frankreich fehlen da nicht. 
Aus der ersten Abteilung sind die Majolikateller und Schalen 
aus Urbino, Castelli, Cavaletti und Castell-Durante zu nennen, 
die teilweise umfangreiches Figurendekor tragen. Weiterhin 
kommen in Betracht Apothekengefäße, Konfekt-, Küchen- und 
Früchteteiler, sodann die typischen oberitalienischen Teller, die 
auf gelbem, blauem und grünlichem Grund ein von Deutschland 
stark beeinflußtes Dekor aufweisen. Es folgt eine Reihe von 
»Tondinotellern«, von denen einer das nachweisbare Wappen 
eines steierischen Geschlechtes, der Roll v. Berkau, auiweist. 
Sie gehören wohl nicht in die Steiermark, sondern wurden in 
der Schweiz, wo sic auch erworben wurden, gefertigt. Von 
Winterthurcr Erzeugnissen sind auch mehrere Wappenteller, 
ferner Platten, Krüge, Wandwasserbehälter, Tintenzeug und 
Kacheln vorhanden. Von anderen Schweizer Fabrikaten sind 
Steckborn, Lenzburg, Münster, Zürich und Bern zu nennen. 
»Franckeit und die Maingegend« beginnt mit Hanau-Frankfurt. 
Das Blaudekor dominiert hier, wie es die zahlreichen Fächcr- 
teller mit den senkrecht übereinander gestellten Chinesenszenen, 
Enghalskriige, Bauchkrüge, mit denselben oder Blumen- und 
Grasdekor zeigen. Nürnberg ist sehr gut mit Walzenkrügen. 
Enghals- und Bierkrügen, Tellern, Terrinen, Tintenzeugen und 
Puppengeräten vertreten. Von bester Qualität sind drei Stücke 
aus der Zeit und in der Art Grebners: ein flacher Teller, ein 
prachtvoller Fächerteller mit bunter Chinesenszene und ein Eng 
halskrug mit einem Hirten. Versuchsweise sind auch bei Bay 
reuth zwei Vasen eingereiht, die viel Aehnlichkeit mit Delft 
haben, aber doch süddeutsch sein müssen. Die Walzenkrüge 
zeigen meistens manganvioletten gesprenkelten Grund mit den 
glänzend blauen Kartuschenfeldern oder die buntfarbige Felder-
	        
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