MAK
Nr. 9 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 135 
Bild von Hirten und Herden der römischen Campagna 
unter den Ruinen einer altrömischen Wasserleitung ver 
treten ist, finden wir ein Gestüt von Julius v. Bl aas. 
Durch einbrechende Parforcereiter in wilden Schrecken 
versetzt, stieben die Pferde nach allen Richtungen aus 
einander; wie gut ist Leben und Bewegung der schönen 
'I iere der Natur abgelauscht und wiedergegeben. Line 
heroische Landschaft von Karl Marco Vater, heroisch 
auch in kleinem Formate, und durchflutet von Sonne und 
Luft wie die Landschaften seines Vorbildes Claude 
Lorrain, repräsentiert würdig diesen Meister des Lichtes. 
Line bezeichnende Vorliebe hatte der Sammler für 
den neuerdings wieder in Paris so hochgeschätzten Jules 
Jacques . V e y r a s s a t. »Die Schmiede«, mit der glück 
lichen Verteilung und den feinen Uebergängcn von Licht 
und Schatten, stammt aus der Epoche, wo Veyrassat den 
großen französischen Orientmalern nachstrebte; das 
Bild kommt den besten Werken. Decamps auch an 
Farbenreiz völlig gleich. 
Ein Historienbild im kleinen Formate finden wir von 
dem einstigen Kämpfer für die Einheit seines Vater 
landes, Girolamo Indu n o, die Erstürmung von 
Malakow im Jahre 1855. Die französischen Zuaven, die 
hier ihre Bluttaufe erhielten, sind eben die Höhe hinan 
geklettert und liegen im Feuergefechte mit den Russen. 
Ein Schlachtenbild voll Charakteristik und dramatischen 
Lebens im wärmsten Kolorite. Die Sonne geht zur Rüste 
und mit ihr wird die Fahne der Russen sinken, die eben 
noch im Hintergründe flattert. »Eine Szene aus der 
Türkenbelagerung Wiens 1683« bildet den Vorwurf eines 
packenden Gemäldes von Anten Roraako (Fig. 6). Es 
ist der Angriff der Türken auf die Löwelbastei. Militär 
und Wiener Bürgergarde w'erfen die heranstürmenden 
Türken von der Bresche zurück. Fürst Starhemberg zu 
Pferd eifert die Kämpfenden zum Widerstande an. Von 
Eduard Charlemont stammt eine Episode aus dem 
Leben Wilhelms von Oranien, gut im Tone und sorg 
fältig in der Ausführung. 
Reich ist, der Vorliebe der Zeit entsprechend, in 
welcher diese Sammlung entstanden ist, das Genrebild 
durch Maler der verschiedensten Nationen vertreten. 
Deutschland und Oesterreich durch Kreutzinger 
(Rauchkollegium), durch den farbenfrohen Schüler Wald 
müllers, Akademieprofessor Löffler (Hochwürdens 
Besuch), durch F 1 ü g g e n s bekanntes, poetisch-senti 
mentales, prächtig komponiertes Bild »Der Wirtin 
Töchterlein«, viel feiner in der Farbe als das große 
Galeriebild gleichen Sujets aus dem Jahre 1868. 
Die Verse U h 1 a n d s, die der Maler selbst auf den 
Rahmen gesetzt hat: 
»Dich liebt' ich immer, dich lieb’ ich noch heut, 
Und werde dich lieben in Ewigkeit.« 
sind durch vieles Abstauben vom Rahmen verschwunden, 
was wieder einmal beweist, daß das viele Abstauben 
musenfeindlich ist; der mehr als Bildhauer, als Maler be 
kannte Wagmül ler hat eines seiner seltenen Sitten 
bilder (Ueberraschung), Streit seinen trefflich charak 
terisierten »Politiker« beigesteuert. 
Aus Frankreich kommen des viel bewunderten Fi che 1 
»Atelier«, Jacquands »Fasten im Kloster«, Plassans 
»Besuch«, drei Maler, die einst mit Kunstmedaillen und 
Orden überhäuft wurden; aus Italien Domeniko Induno, 
ohne welchen eine Galerie in den Siebzigerjahren un 
denkbar war, der feine Stoffmaler Vinea; der Vlame 
H a m m a n, der bei seinem künstlerischen Aufstieg durch 
sein Bild »Vesalius« (jetzt im Museum zu Marseille) 
europäische Berühmtheit erlangte, und Leon Dan- 
saert repräsentieren Belgien, Leon y Escosur a, der 
durch seinen Wohnsitz in Paris und seinen Lehrer 
Gerome eigentlich der französischen Schule beizu 
zählen wäre, Spanien. Sein Werk in dieser Sammlung 
zählt zu den vollendetsten und feinsten seiner Arbeiten. 
Fig. 7. Rud. v. Alt: Die Certosa in Padua.
	        
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