MAK
Nr. 1 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 7 
Es kommt oft vor, daß bei dem japanischen Buntdruck 
die Maserung des Holzes, besonders in den größeren ge 
tönten Flächen, bemerkbar ist, ja einige Künstler be 
nützen scheinbar sogar diesen Umstand, um gewisse 
Effekte damit zu erzielen, so Haranobu, Y e i s h i, 
U t a m a r o und andere. 
Sie benützten Platten, die zum Teile nicht glatt ab 
geschliffen waren, so daß auch die Farbe nicht gleich 
mäßig glatt zum Abdruck kam. Solche Abdrucke zeigen 
einen feingekörnten, aquatintaähnlichen Ton und wurden 
vornehmlich bei der Wiedergabe von Kleiderstoffen an 
gewendet. 
Nachdem der Holzschneider, wie bereits erwähnt, 
die Pinselzeichnung des Künstlers auf die Holzplatte ge 
klebt hat, beginnt er sorgfältig alles wegzuschneiden, 
was nicht zum Abdrucke gelangen soll, so daß die Linien 
der Zeichnung nun erhaben hervortreten. Ein Abdruck 
platte, rechts unten ein rechter Winkel geschnitten und 
in gleicher Höhe links ein Strich, was sich auf den 
späteren Farbenplatten genau auf derselben Art wieder 
holt. So einfach die Sache ist, so erreicht der Drucker 
in Japan doch die größte Genauigkeit mit den aufein 
anderfolgenden Ueberdrucken. Und damit wären wir 
beim Drucker angelangt. 
In Europa ist der Drucker gewöhnlich nur ein ge 
schickter Handwerker. Künstler als Drucker machen bei 
uns eine Ausnahme, und zwar sind es meist nur solche, 
die ihre selbst geschnittenen Platten auch abdrucken 
oder die für den Radierer arbeiten. Ich will hier nur auf 
den großen Künstierdrucker in Paris August D e 1 a t r e 
hinweisen, welcher fast alle Radierungen von Corot, 
Dautigny, Delacroix, Jacque, Meryon, Millet und die 
meisten von Bracquemont, Chaplin, Feyen-Perrin, Gail 
lard, Hereau, Hervier, Jongkind, Lcgros, Manet, Rops 
Fig. 6. Schule Toyokuni. 
davon gibt den Umriß für den Farbendruck. (Einen 
solchen Abdruck nach Kuniyoshi zeigt unsere Fig. 7.) 
Nun muß der Holzschneider für jede Farbe eine 
eigene Platte schneiden, die sogenannte Farbenplatte. 
Die Anzahl solcher Farbenplatten für einen Buntdruck 
ist verschieden, gewöhnlich sind es 5 bis 12. Es gibt aber 
auch Buntdrucke, die mit mehr als 20 Platten gedruckt 
wurden. Besonders ist dies bei den schönen und farben 
prächtigen, mit Gold- und Silberdruck versehenen Suri- 
monos (Gratulations- und Einladungskarten) der Fall. 
Außer den Farbenplatten kommt oft noch eine Platte 
für den Blinddruck und eine für den Mikadruck hinzu. 
Unter Blinddruck versteht man den Druck mit 
nicht eingefärbten, also trockenen Platten, womit Reliefs, 
wo es erforderlich erscheint, in das weiche und starke 
Papier hineingepreßt werden, wie es ähnlich mit un 
seren Blindstempeln geschieht. Mika ist ein Perlmutter- 
staub, welcher statt der Farbe benützt wird, und einen 
weichen matten Silberglanz besitzt. 
Daß diese Platten genau übereinanderliegend ge 
druckt werden müssen, ist selbstverständlich; zu diesem 
Zwecke befindet sich auf der ersten Platte, der Umriß- 
und Waltner druckte. Auch für die englischen Künstler 
Edwin Edwards, Heseltine, Seymor, Haden und Whist 
ler arbeitete dieser hervorragende Meister des Künstler 
druckes. 
Bei der Radierung ist das Drucken von großer Be 
deutung, es ist ebenso wichtig wie das Zeichnen und 
das Aetzen. Jeder Radierer weiß, welche Effekte man 
durch die künstlerische Behandlung der fertig geätzten 
Platte beim Drucken noch erreichen kann; besonders 
aber bei dem farbigen Druck. Aus diesem Gründe ist 
der Maler-Radierer, wenn möglich, auch selbst der 
Drucker oder er steht zum mindesten dem Drucker bei 
der Arbeit zur Seite, was bei den ersten Drucken wohl 
unbedingt notwendig ist. So ist es auch beim japanischen 
Farbenholzschnitt, er erfordert als Drucker einen gan 
zen Künstler, was auch zumeist der Fall ist, weniger 
wegen der notwendigen Genauigkeit bei dem Aufein 
anderdrucken der Platten, als hauptsächlich wegen der 
Farbengebung. Ein mechanisches Uebefstreichen der 
Druckplatte mit der bestimmten Farbe genügt hier nicht, 
die Platte verlangt eine künstlerische Behandlung. Hiezu 
gehört die Wahl der Farben, ihre Abtönung und das Ver-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.