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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 11
Eine große Seltenheit der Sammlung bildet ein
Exemplar des bekannten Pamphlets von Praeger,
»Wagner, wie ich ihn kannte«, das von der Familie
Wagners angekauft und in fast allen Exemplaren einge
stampft wurde. Mit Stolz zeigt mir Kästner ein ihm von
Wagner gewidmetes Exemplar von Nietzsches »Ge
burt der-Tragödie«.
Unter den Kopien, ist die Abschrift des Textes der
aus dem Jahre 1834 herrührenden, bis jetzt nicht ver
öffentlichten komischen Oper Wagners »Das Liebesver-
bot« von besonderem Wert, ebenso selten ist eine Kopie
der zweiten Gralserzählung, die nur ein einziges Mal zur
Aufführung gelangte.
Von den Wagner-Porträts fehlt in der Reproduktion,
zum Teil auch in plastischer Herstellung fast kein ein
ziges, darunter sind auch alle nur herausgekommenen
Wagner-Karten und sonstigen Erinnerungszeichen.
Briefe und Handschriften Wagners besitzt Kästner nur
in kleiner Anzahl. Eine Ausgabe der Gesamtbriefe in un
verkürzter Form ist von ihm in Vorbereitung.
Das hier Aufgezählte erscheint unscheinbar und be
langlos, vertieft man sich jedoch in die vergilbten Blätter,
verschollenen Pamphlete, Schriften und Parodien, die
die Kasten dieser Privaträume bis zur Zimmerdecke
füllen, dann findet das Bild Wagners manch hochinter
essante Ergänzung. All diese Dokumente sprechen von
Haß und Liebe, ja auch von Spott und Verachtung und
von all den unerhörten Kämpfen, die nur einem feurigen,
revolutionären Genie zuteil werden konnten. All das wird
von den persönlichen Erinnerungen in lebendigster
Weise vervollständigt, die Emmerich Kästner in einer
besonderen Schrift noch festhalten und veröffentlichen
will. In dieser wird er nicht nur über hochinteressante
Erlebnisse mit Wagner, sondern auch mit Liszt, Bülow,
Rubinstein, Brahms, Bruckner, mit Hebbel und Fanny
Elßler erzählen können.
Napoleonica.
Die Jahrhundertfeier der deutschen Freiheitskriege äußert
ihre .Wirkungen. erfreulicherweise, auch auf den Kunsthandel.
Während sonst Darstellungen zur. Geschichte des Napoleonischen
Zeitalters nur sporadisch auf dem Markte erscheinen, kommen
Fig. 1. Longhi, Napoleon.
jetzt ganze Napoleonica-Sammlungen zur Versteigerung, die
reiche Ausbeute an Erinnerungsgegenständen der historisch-
denkwürdigen Epoche bieten.
Eine besondere Gelegenheit, aus dem Vollen zu schöpfen,
gibt Sammlern die von uns bereits angekündigte Auktion, die
das Antiquariat C. G. Boerner in Leipzig in den nächsten
Tagen dort veranstaltet.
Ein stattlicher Katalog dient als Führer durch die Samm
lung, die 648 Nummern aufweist. Napoleon und seine Um
gebung bilden naturgemäß den Hauptteil; wir stoßen da, urn
nur das Markanteste herauszugreifen, auf einen wundervollen
Abdruck von Levache z’ Napoleonbildnis, das den Imperator
in großer Uniform zu Pferde, gefolgt von seinen Generalen,
vorführt. Es ist wohl das schönste Napoleonporträt, das uns be
kannt ist.
Ihm zunächst rangiert Longhis Stich »Buonaparte in der
Schlacht bei Arcole«, das der Künstler im Aufträge Bona
partes selbst nach dem Gemälde von G ros ausgeführt hat.
Wir reproduzieren das schöne, seltene Blatt in Fig. 1.
Die Familie Napoleons ist in zahlreichen reizenden
Blättern vertreten, ebenso seine Generale; zahlreich sind auch
die Karikaturen auf Napoleon. Eine Sammlung von
202 Blatt ist nach der chronologischen Folge der Ereignisse ge
ordnet. Sie beginnt mit dem Jahre 1812, behandelt die Nieder
lage und den Rückzug Napoleons aus Rußland, die Völker
schlacht bei Leipzig, den Sturz Napoleons, seine Verbannung
und seinen Tod auf der Insel St. Helena.
Neben deutschen und französischen Blättern sind da englische
Karikaturen reich vertreten. Besonders erwähnenswert ist ein
Originalaquarell, von der Hand Ernst Theodor Amadeus H o f f-
manns, ein »Klagelied eines Juden nach der Völkerschlacht,
mitBegleitung des Pianoforte« (mit Noten), sowie eine Flugschrift
»Das Maifeid von St. Helena. Entdeckte Verschwörung Napo
leons mit dem Rattenmarschall Herzog Schinkenklauber, Abge-