MAK
Nr. 12 
Internationale Sammler- Zeitung. 
Seite 189 
Kunst Rothbergers aufweist. Wie alle Arbeiten Rotbbergers 
zeichnet sich auch diese durch verblüffende Porträttreue aus: 
Die scharfgeschnittenen Züge Mahlers, die krause Mähne sind 
vortrefflich wiedergegeben. Rechts von dem Profilbild lesen 
wir die Worte: »Gustav Mahler«, unten klein den Namen des 
Künstlers. Der Revers zeigt eine sinnige Allegorie: Mitten aus 
dichtem Gewölk strebt der Lorbeer empor. Eine passende 
Symbolisierung der Inschrift: »Meine Zeit wird noch kommen«, 
eine Verheißung, die nach Ansicht vieler sich schon erfüllt hat. 
Die Medaille, in der Größe von 50 Millimeter im Durchmesser 
in Bronze ausgeführt, ist von der Münzen- und Medaillen 
handlung D. Kallai in Wien zu beziehen, die den alleinigen 
Vertrieb des kleinen Kunstwerkes hat. 
Philatelie. 
(Neue niederländische Marken.) Die Nieder 
lande haben Marken ausgegeben, die mit dem schwarzen 
Ueberdruck »Armenwet« versehen sind. Vorläufig liegen 
folgende Werte vor: 
D. M. 1 Cent rot 
1% » ultramarin 
2 » h’braun 
2% » zinnoberrot 
3 » olivgrün 
5 » rosa 
10 » lilagrau. 
(Nationale Briefmarkenausstellung im 
Bern.) In Verbindung mit der Schweizerischen Landes 
ausstellung veranstaltet der Philatelistenverein Bern in der 
Zeit vom 1. bis 10. August 1914 in der Halle fiir temporäre 
Ausstellungen in Bern eine nationale Briefmarkenausstellung, 
zu der sämtliche Sammler in der Schweiz, wie alle im Aus 
lande lebenden Schweizer zugelassen werden. 
Vom Kunstmarkt. 
(Die Gemäldesammlung des Herzogs von 
Sutherland.) Nach einer Londoner Meldung soll der 
Herzog von Sutherland beschlossen haben, seine welt 
berühmte Gemäldesammlung, die »Stafford House Collection«, 
zu versteigern. Sollte sich diese Nachricht bestätigen, so würde 
sich hier eines der größten Ereignisse auf dem internationalen 
Kunstmarkt vollziehen. Es braucht nur darauf hingewiesen 
werden, daß die Sammlung über 300 Gemälde, darunter Werke 
von Paolo Veronese, Tintoretto. Tizian und Raffael. Stücke 
von Rubens, van Dyck, Pieter de Hooch, Ruysdael, Dürer, 
Watteau, Velasquez und Murillo, den »Blue Boy« von Gains- 
fccrough. das Porträt der Mrs. Siddons als tragische Muse von 
Reynolds, Lawrences »Harriet Elizabeth, Herzogin von Suther 
land«, Hogarths »Distrest Poet«, die »Gowerkinder« von Rowney 
und Hoppners »Herzogin von Sutherland« umfaßt. Einige erst 
klassige Stücke soll der Herzog allerdings in den letzten Jahren 
unter der Hand verkauft haben. 
(Japanfaribholzschnitte.) Nach einer Pause von 
mehr als einem Jahre wird am 24. d. M. bei Hugo Helbing 
in München wieder einmal eine Kollektion japanischer 
Färb holz schnitte versteigert werden, die an Reich 
haltigkeit die vorjährige bei weitem übertrifft. Neben Blättern, 
wie man sie in den meisten guten Sammlungen sieht, wird es 
diesmal eine Reihe von Seltenheiten geben, auf die hinzu 
weisen nicht unterlassen werden darf. Unter den handkolo 
rierten, beziehungsweise mit beschränkter Plattenzahl ge 
druckten Blättern sind besonders der prachtvolle junge Tsu- 
sumispieler von Masanobu und der seltene Kingonobu 
erwähnenswert. Harunobu und Koriusai sind mit ihren 
zartfigurigen Blättern vertreten. Den schönsten Teil der Samm 
lung bilden die wenigen, aber ausgewählten Blätter von 
K i y o n a g a und seinem Schüler Shuncho, die fast alle ab- 
gebildet sind. Shäraku ist mit einem bisher nirgends publi 
zierten Hosoye vertreten, Utamaro mit über vierzig 
Blättern, die hier infolge Raummangels nicht näher besprochen 
werden können, ebenso sind H o k u s a i und Toyokuni 1 
in guter Qualität vorhanden. Die späteren Meister, von denen 
man sonst fast nur die abstoßenden, schreiend bunten Blätter 
kennt, wird man hier ganz anders, wiederfinden: Yeizan, 
Y e i s e n, Kunyoshi u. s. w. sind in ein- und mehrteiligen 
Darsteilungen von feinfarbiger und dekorativer Wirkung vor 
handen. Ihnen schließen sich die übrigen Meister des 19. Jahr 
hunderts in ebenbürtiger Auswahl an. Den Schluß der Ver 
steigerung macht eine Reihe von Gemälden aus Japan, zum 
Teil aus dem Besitz des bekannten Herrn von Sieb old, 
sowie eine Kollektion Bücher der Holzschnittmeister und acht 
zehn sehr fein gemalte alte indische Buchminiaturen. Der Kata 
log mit 10 Lichtdrucktafeln ist durch Hugo H e 1 b i n g 
(München) zu beziehen. 
(Die Sammlung M c. Cu 1 loch.) Aus London 
wird uns geschrieben: Bei der Versteigerung der Sammlung 
Mc. C u 11 o c h bei Christie erzielte M i 11 a i S’ berühmtes Bild 
des Sir Isumbras 163.800 Mk., genau sechsmal so viel, wie 
im Jahre 1887 für das Werk angelegt wurde. Fiir zwei Ge 
mälde von Orchardson, »Junker Baby« und »Der junge 
Herzog«, wurden je 92.400 Mk. angelegt. Burne-Jones’ 
»Liebe unter Ruinen« erzielte 100.800 Mk., für die »Fata 
Morgana« von W a 11 s bezahlte ein Liebhaber 35.700 Mk., und 
die »Alfresco-Toilette« von Sir Luke Fildes wurde mit 
31,500 Mk. zugeschlagen. 
(Die Sammlung Marczell von Nemes.) Am 
17. und 18. d. M. wird, wie gemeldet, in der Galerie Manzi 
in Paris die Sammlung Marczell von Nemes zur Versteige 
rung gelangen. Ein reizend ausgestatteter zweibändiger Katalog 
verzeichnet die Kostbarkeiten der Sammlung und bildet sie in 
schönen, alle malerischen Werte gut zur Geltung bringenden 
Heliogravüren ab. R o g e r - M i 1 e s, der bekannte französische 
Kunstkritiker, hat das Vorwort geschrieben, das noch einmal 
die kulturelle und künstlerische Bedeutung der Sammlung 
würdigt. Er hebt ihre innere Einheit, hervor, indem sie nicht 
historisch fünf Jahrhunderte Kunst zusammenstellt, sondern zeigt, 
wie die Künstler über die Zeiten hin, indem sie das Leben, die 
Menschlichkeit, den Traum betrachteten und vermittelst der 
Farbe deuteten, stets dieselben Erschütterungen erlebten und 
das entsprechende Verfahren äußeren Ausdruckes fanden, ein 
Ausdruck, der sich nicht in der Abstraktion der Zeichnung er 
schöpft, sondern in der Farbe die Möglichkeit sucht, die 
Regungen der Seele zu symbolisieren. Roger-Miles würdigt dann 
im einzelnen die Werke, zeigt die zentrale Bedeutung G r e c o s, 
und von da aus den Aufbau der Sammlung, die in der Greco- 
Kollektion ihren Mittelpunkt hat. Im Vorwort des zweiten 
Bandes, der die Franzosen des 19. Jahrhunderts umfaßt, 
zeigt er auf Grund der Werke der Sammlung, wie unberechtigt 
die Scheidung der französischen Kunst in eine impressionistische 
und eine vorimpressionistische ist, wie Meister wie Corot 
und Courbet, allein schon sich solchen Scheidungen nicht 
fügen. Courbet, der im Mittelpunkt dieses französischen Teiles 
der Kollektion steht, wird als Künder der Schönheit gefeiert, die 
er in seinen Landschaften, aber auch in der unerbittlichen 
Wahrheit seiner Akte verherrlicht, zugleich als Künder der 
Seele, der dem Porträt einen neuen Charakter von Intimität 
gegeben. Mit Recht wird dann der spiritualistische Zug in der 
Impressionist isi chen Kunst betont, wie er in,den Werken 
der Sammlung Nemes so überzeugend in die Erscheinung tritt. 
W'er die Sammlungen von München und Düsseldorf her in der 
Erinnerung hat, wird übrigens eine Reihe von Werken finden, 
die ihm hier in diesem Zusammenhänge zum erstenmal be 
gegnen. Die Primitiven zumal sind dort nicht alle ausge 
stellt gewesen; so begegnen wir hier einer hl. Familie des 
Meisters vom Tode Mariae, zwei schöne Porträts des Hans von 
Kulmbach, die aus der Sammlung Weber stammen; die Greeo- 
Kollektion ist durch einen überaus schönen »Christus unter den 
Häschern« und einen interessanten Kopf (wohl eher ein Apostel 
als ein Porträt, wie der Katalog annimmt), zur Zwölfzahl abge-
	        
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