Nr. 14
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 215
Der Verfasser hat da nicht gekargt. Man spürt den er
fahrenen Fachmann, wenn man zum Beispiel liest, was
Haenel betreffs Konservierung ausgegrabener Waffen rät.
»Bei Ausgrabungen, denen oft eine dicke, durch den Rost zu
sammengebackene Erdschicht anhaftet, empfiehlt sich das Ver
fahren des Abbrennens. Man faßt das Stück mit einer
Zange und läßt es in offenem Feuer gut durchglühen. Bei ge
härteten Waffen, zum Beispiel gewissen Klingen, ist hiebei Vor
sicht nötig, denn bei zu starker Glut leidet die Härte. Nach
völliger Abkühlung der Waffe ist der Rost so weich und mehlig
geworden, daß er sich mit der Drahtbürste leicht entfernen läßt.
Um aber auch den in den Gruben und Vertiefungen sitzenden
Rost noch zu beseitigen, bestreiche man die Waffe mit Baumöl
und brenne sie über offenem Feuer gleichmäßig ab. Dann bürste
man mit einer Mischung von Baumöl und Schmirgel, die mit
einer Borstenbürste aufgetragen wird, sorgfältig nach und
wische schließlich das Stück mit einem wollenen Tuche blank.
Bei Hieb- und Stichwaffen oder anderen Waffen, die ihre
Federkraft erhalten sollen, ist es ratsam, das Stück nicht sofort
abzubrennen. Man wärme es vielmehr handwarm an und lege
es in ein Bad von verdünnter Schwefelsäure (9 Teile Wasser
auf 1 Teil Säure, bei stark verrosteten Stücken bis 3 Teile
Säure), wo es einige Stunden ruhen kann. Der dadurch er
weichte Rost wird mit reinem Wasser abgespiilt, das Stück
gut getrocknet und mit einer scharfen Bürste abgebürstet. Dann
erst schreitet man zum Abbrennen.
Ausgegrabene Waffen kann man auch in einem reinen
Wasserbad so lange liegen lassen, bis sich der Rost und damit
die etwa sonst daran haftende Erd- oder Tonschicht hebt. Hiebei
muß der Gegenstand auf zwei Holz- oder Metallbrücken möglichst
frei in dem Gefäß liegen oder an Drähten aufgehängt sein. Das
Wasser muß, sobald sich seine Oberfläche mit schwimmendem
Rost bedeckt, erneuert werden, und zwar so oft, bis es keine
Trübungen mehr zeigt. Ein kleiner Zusatz von Alkohol in das
Wasser tut oft gute Dienste. Das Verfahren ist zwar lang
wierig — es kann manchmal Wochen in Anspruch nehmen ■—
bietet aber bei. empfindlichen und sehr angegriffenen Stücken
für größte Schonung des Vorhandenen Gewähr. Der etwa in den
Rostgruben nach gewissenhaftem Abtrocknen noch sitzende
Rost wird mit der Schmirgelbürste entfernt. Bei sehr tiefen
Rostgruben kann auch der Apparat, den die Zahnärzte zum
Ausbohren und Polieren der Zähne benützen, nützlich sein. Man
benütze aber nicht einen Metallstift, sondern eine Spitze, Kuppe
oder Rädchen von Kautschuk oder Hartpapier.
Zur Reinigung von verrosteten Schießwaffen oder Garni
turteilen empfiehlt Professor Haenel feingeriebenen Schmirgel,
der mit Baumöl zu vermischen ist. Diese Mischung trage man
mit einem Hölzchen auf das Metall auf. Ein flaches, feilenartiges
Stück Nußbaumholz dient dann zum Verreiben; sobald die Rost
flecke schwächer werden, trage man reines Baumöl nach, um
den Schliff feiner zu machen. Vorher kann man das Gröbste
der Flecken mit einer Eisenfeile entfernen, doch so, daß man
diese stets in derselben Richtung führt. Auch das Abreiben
mit einem Tuch, das nach Beendigung des Feilens und
Schiebens erfolgt, geschehe in der Richtung des Putzstriches.
Die Schmirgelrückstände sind besonders aus den Vertiefungen
der Gewinde genau zu entfernen, damit durch sie beim Ge
brauch der Waffe späte" kein Abschleifen der Achsen, Gewinde
oder Flächen Vorkommen kann. Sehr verschmutzte oder ver
harzte (verschmandete) Gewehrschlösser legt man vorher in
Salmiak oder Benzin, unter Umständen auch in Petroleum.«
Diesen Anleitungen folgen sehr nützliche Winke für die
Reinigung von verrosteten Panzerhemden, von Textilien,
Stoffen, Stickereien, Fahnen etc.
Sehr beachtenswert ist auch das, was der Verfasser über
die Aufstellung von Waffensammlungen anfuhrt.
»Die Fragen der Erhaltung einer Waffensammlung sind,« so
schreibt Professor Haenel, »aufs engste mit denen ihrer Auf
stellung verknüpft. Für diese besondere Regeln anzugeben, ist
nicht nur deswegen unmöglich, weil hier nahezu alles von dem
Maße intellektueller und vor allem finanzieller Mittel abhängt,
über die der Besitzer der Sammlung verfügt, es ist auch vom
Standpunkte einer höheren Kultur des Sammelns nicht geboten.
Denn eine Sammlung soll die individuellen Züge ihres
Gründers und Herrn ebenso deutlich widerspiegeln, wie man
das von dem Rahmen seines Daseins, von seinem Heim, samt
allen seinen Akzidenzien, wie Bibliothek, Wandschmuck,
Gartengestaltung u. a. heute mit Recht fordert. Es gibt keine
Typen von Sammlungen, sondern nur von Persönlichkeiten
Wohl aber gibt es typische Fehler, die, von der Tradition ge
heiligt, heute noch an vielen Stellen dort zu finden, wo die
historische Kenntnis und der kulturgschichtlich geschulte Ge
schmack nicht mit den äußeren Mitteln Hand in Hand gehen.
Zu diesen ehrwürdigen Urverstüßen gehört, um ein stets
besonders in die Augen fallendes Beispiel voranzustellen, die
Verbindung von Schutz- und Trutzwaffen zu einem figuralen
Tableau. Nur in großen Museen, wo das Eigentum einer hervor
ragenden geschichtlichen Persönlichkeit an einem Harnisch und
etwa einem Schwert quellensicher erwiesen ist, wo auch der
gleichzeitige Gebrauch dieser Stücke zum mindesten nicht als
ins Reich der Unmöglichkeiten gehörend aufgenommen werden
kann, wo es ferner darauf ankommt, das große Publikum durch
starke Bildeindrücke energisch zu fesseln, ist eine Ausnahme
von dieser Regel gestattet.
Wie ein Harnisch aufgestellt werden muß, wird jeder
wissen, der sich über den Zw'eck der einzelnen Teile eines der
artigen Plaitenorganismus klar ist. Gehört ein Helm nicht nach
weisbar zum Harnisch, stelie man ihn lieber gesondert auf,
auch wenn er eine typische Verwandtschaft zeigt, und schließe
die Oeffnung der Halsberge durch ein leicht gefaltetes Stück
Stoff. Man mache sich, auch bei beschränkten räumlichen Ver
hältnissen, zum Prinzip, eine Waffe möglichst so zu zeigen,
wie sie von ihrem Besitzer bei nichtkriegerischcm Gebrauch
getragen worden ist ■— nächstdem, wenn o’ies praktisch nicht
einzuhalten ist, so, daß ihre technisch und künstlerisch wichtig
sten Teile dem Auge möglichst nahe gebracht werden. Blank
waffen, also Schwerter, Degen, Dolche müssen in senkrechter
Haltung gezeigt werden, wodurch die Proportionen des ein
zelnen Stückes, das Verhältnis vom Griff oder Gefäß zur Klinge
am klarsten zur Anschauung kommt, besonders aber auch das
Verhältnis zum Körper des Menschen und damit seine Ge
brauchsfähigkeit ersichtlich wird. Nur künstlerisch besonders
reich ausgestattete Stücke, bei denen etwa auch die Klinge
besonders verziert ist, kann man horizontal aufstellen. Das
selbe gilt von Stangenwaffen, bei denen für die Bildung der
Klinge stets die Betrachtung von unten nach oben, das heißt,
vom Schaft zur Spitze maßgebend gewesen ist. Hier ist in
dessen. um die dadurch entstehende große Entfernung des
wichtigsten Teiles vom Beschauer etwas zu verringern, eine
Neigung des Schaftes bis zum Winkel von etwa 45 Grad er
laubt, wie sie etwa beim Tragen der Helmbarte oder Parti
sane auf der Schulter entsteht, und auch einem Sichkreuzen
der Schäfte wird man aus Gründen der Raumökonomie nichts
entgegenstellen können. Bei kleineren Schlagwaffen, deren
Tragart nicht einheitlich war, empfiehlt cs sich vielleicht, die
Aufstellung im Sinne der mechanischen Ruhelage zu halten,
das heißt, so, daß der schwerste Teil der Waffe, falls sie nicht
wagrecht gelegt wird, nach unten kommt.
Bei Armbrüsten ist die aufrechte Stellung selbstver
ständlich, und zwar so, daß bei Aufhängen an der Wand der
Abzug nach innen liegt. Dies ist durchzuführen, trotz der
Schwierigkeiten, die der vorspringende Abzugsbügel beim An
legen an die Wand bereitet, damit die empfindlicheren Teile,
Nuß, Bolzen, Klammer u. s. w. nicht verletzt werden. Auch
ist es auf diese Weise möglich, den Spannapparat, die Winde,
Krappe oder Spannhebel oder auch Bolzen und Pfeil an der
Armbrust mit zu befestigen oder den Säulenhcbel, bei Ballestern
in Funktion zu zeigen.
Gewehre müssen wagrecht aufbewahrt werden, weil
nur in dieser Lage die Konturen sich klar ausprägen: die Lage,
die der Handfeuerwaffe beim Anschlag, also vor dem oder im
Gebrauch gegeben wird, ist allein maßgebend. Ist diese Auf-