MAK
Nr. 15/16 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 237 
diese hier kaum zu schildern, denn sie ist ja auch in 
Europa heute zur Genüge bekannt. Ich kann aber die 
Cloisonnesachcn nicht ganz so geschmackvoll finden wie 
die Damaszenerarbeiten; vielleicht sind nur die dunkel 
blauen Vasen mit den Kranichmotiven auszunehmen. 
Wir wurden später in das Zimmer der Gäste geführt 
und mit Tee bewirtet, und Yasuyuki ließ uns seine besten 
Stücke, die ebenso teuer wie vielleicht preiswert sind, 
vorführen. Ich kaufte nur einige kleinere Stücke, denn 
in Nagoya harrt meiner noch der Besuch der berühmten 
Setowerke, und ich werde auch versuchen, noch etwas 
Satsuma zu sammeln. Man kann hier übrigens einen 
Kasten kaufen, in welchem auf kleinen viereckigen 
Plättchen die verschiedenen Stadien der mühevollen 
Arbeit vom Aufzeichnen des Musters bis zur Vollendung 
des Werkes sehr deutlich sichtbar sind; auch diese 
Mustertäfelchen sind ungemein teuer. 
Ein ähnlicher Kasten wurde uns im Lackholzladen 
des Elikobei gezeigt; ich glaube sagen zu dürfen, daß 
auch die Fabrikation der Lackarbeiten mit der des 
Gloisonne und des Damaszierens sehr verwandt ist. Die 
japanischen Lackholzsachen sind mit Recht auch in 
Europa bekannt und behebt; wer kennt sie nicht, jene 
graziösen kleinen Kasten und Kästchen aus rotem, 
schwarzem und braunem Holze, mit den graziösesten 
Goldmalereien darauf? Wer kennt nicht jene pracht 
vollen Schränkchen und jene japanischen Tusch- oder 
Schreibkasten, jene graziösen Tonbüchsen aus Lack 
holz? In Japan wird das Lackholz viel häufiger als bei 
uns verwendet; in den Häusern der Reichen macht man 
ganze Zimmereinrichtungen — soweit man überhaupt 
in Japan von Einrichtungen sprechen kann macht den 
Fries der Tore, die Tore selbst aus jenem kostbaren 
Holze, und man sagt, daß der Thron des Sohnes des 
Himmels ganz aus Lackholz sei. Es ist unglaublich, wie 
teuer selbst hier diese Arbeiten bezahlt werden; je nach 
der Schwere und Dicke des Holzes und nach den aufge- 
malten Motiven variiert der Preis; ich sah ein kleines 
antikes Kästchen, kaum handgroß, das sich auf ungefähr 
400 Kronen stellte. Die Lackholzkästchen sind neuer 
dings ein sehr beliebter Sammelartikel in Japan ge 
worden; man zahlt für Arbeiten älteren Datums fabel 
hafte, Preise. Der Besitzer des Ladens erbot sich, uns 
die ganze Prozedur der Fabrikation zu zeigen; ich lehnte 
aber dankend ab, da sich hier in den letzten Wochen 
verschiedene Europäer nach dem Besuche der Fabrika 
tionsräume schwer unwohl fühlten, und auf die Frage 
des japanischen Arztes, ob sie eine Lackholzfabrik be 
sichtigt hätten, stellte dieser fest, daß sich die betreffen 
den Herren durch Einatmen der Gold- und Silberfarb 
stoffe tatsächlich lokale Vergiftungen zugezogen hatten, 
die sehr stark auftraten und sich durch heftige 
Schmerzen in der Lungengegend und im Magen sowie 
durch Fiebererscheinungen bemerkbar machten. Wie ich 
weiter vernahm, haben selbst die Japaner, die jenen 
Arbeiten obliegen, anfahgs stets mit dieser Krankheit zu 
kämpfen; in wenigen Tagen überstehen sie diese Ver 
giftung und sollen dann immun sein. 
Kioto ist wohl auch der bedeutendste Platz der 
japanischen Bronzen. Bei Nogawa, Noboru findet 
man die köstlichsten Produkte dieser japanischen Kunst 
fabrikation. Sehr häufig wird die grüne Bronze ver 
wendet, doch fand ich auch vielfach die schwarz aus 
sehende Lackbronze, die ganz famos wirkt; namentlich 
eignet sie sich für die japanischen Typen am besten. Es 
muß überhaupt gesagt werden, daß der Japaner es viel 
besser versteht, Volkstypen in Bronze herzustellen, als 
jene langweiligen Tierfiguren, die man auch bei uns in 
allen Japanbasaren billig kaufen kann; ich erinnere nur 
an das bekannte Stück: ein Elefant mit einem Tiger 
kämpfend, der ihm hinten auf seinen Rücken aufge 
sprungen ist und seinen großen, plumpen Gegner zu 
zerfleischen droht. Nein, viel anmutiger sind diese 
kleinen Kulis, die daherlaufen, ihre Richshaw ziehend, 
sind die Pilger, die Straßenverkäufer und, last not least, 
die zierlichen, kleinen Geishapuppen, tanzend, singend 
oder das Lamisan spielend. Man würde am liebsten den 
ganzen Laden kaufen und mitnehmen nach Hause, nach 
Europa. 
Ganz außerordentlich lohnend ist der Besuch der 
zahlreichen Antiquitätenläden, von denen der des Herrn 
Naimao für mich stets besondere Attraktionen hatte. 
Ich fand in den Läden oft ganz famose alte Stickereien, 
alte Rüstungen und Samuraischwerter, prachtvolle kleine 
Buddhaschreine, die auf den Hausaltären Verwendung 
finden, alte Lackholzkasten von außerordentlichem 
Werte, Elfenbeinfiguren von seltener Schönheit, letztere 
oft kaum zwei bis drei Zentimeter hoch und doch bis auf 
— die kleinste Figur prachtvoll geschnitzt, und alte 
japanische Farbenholzschnitte. Diese Holzschnitte oder 
Farbendrucke, wie man sie nennen mag, gehören wohl 
zu den besten Erzeugnissen japanischer Kunst. Gerade 
weil sie in so köstlicher Naivität als erster Versuch 
gelten können, uns das japanische Leben vor Augen zu 
führen, sind sie mir so lieb geworden. Freilich fehlt bei 
ihnen die richtige Wiedergabe der Perspektive, die wir 
auf unserem Bilde zu finden gewohnt sind, und auch die 
Verteilung von Licht und Schatten fehlt zumeist gänz 
lich, aber sie sind für uns Europäer wohl, der Inbegriff 
japanischer Kunst geworden, und sind es auch vielfach 
für Japan noch; nach demselben Prinzip, wie diese Holz 
schnitte hergestellt wurden, nach demselben Prinzip 
der Kunst, meine ich, wurden auch die Kakemonos ge 
malt, jene langen Petgamentstreifen, die in keinem 
japanischen Hause fehlen und stets zusammengerollt an 
der Wand hängen, um nur bei festlichen Gelegenheiten 
aufgewickelt zu werden und den Besucher oder den 
Gast des Hauses zu erfreuen. K a n o war wohl der beste 
Maler jener Kakemonos, aber ich glaube, die Farben 
frische, mit der uns diese Rollbilder hier entgegen 
leuchten, ist nicht nur sein Verdienst, sondern vielmehr 
dem Umstande zu danken, daß die Rollen fast nie dem 
Lichte ausgesetzt sind. Makimonos, auf Pergament 
rollen gemalte Illustrationen, und Ouben, Klappbücher, 
fand ich nur in den großen Museen noch. Ich brauche 
Ihnen kaum zu sagen, daß alle die hier lebenden Europäer 
japanische Kunstsachen sammeln, und es ist nicht un 
interessant, daß sich jeder auf einen bestimmten 
Gegenstand lokalisiert. Sind die Buntdrucksammler 
schon eine große Schar, so sind die Liebhaber der alten 
Schwerter, die oft mit den köstlichsten Gravierungen 
versehen sind, noch zahlreicher. Kakemonos zu sammeln 
ist schon ein etwas teuerer Spaß, hingegen werden die 
Netzukes von vielen zu kolossalen Preisen erworben. 
Diese Netzukes sind eigentlich nichts als wohlge 
schnittene Knöpfe am Ende einer Schnur, an deren 
anderem Ende die kleine, aus vielen Fächern bestehende 
Apothekertasche hängt, die der Japaner stets bei sich 
führt. Die Schnur wird nun durch den Gürtel gezogen 
und mit diesem Netzuke leicht verknüpft, so daß sie nicht 
fallen kann. Nach einer anderen Version sollen diese 
Apothekertaschen nichts anderes bergen als — Tabak, 
aber wie dem auch sei, ich konnte nie begreifen, warum 
die Europäer gerade diese Netzukes sammeln, gewiß, 
man findet oft die prächtigsten Elfenbeinknöpfe, die 
prächtigst geschnittenen Steine unter ihnen, aber ich 
fand, daß die Taschen selbst, die oft sehr schön ge 
schnitten sind, weit mehr des Sammelns wert sind.
	        
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