Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 241
Nr. 15/16
gebliohes gewesen. Er hat die Herzen aller gefunden, die nicht
taub für die süße Stimme der Menschlichkeit sind. — Das Ex
libris Jaroslav V r c h 1 i c k y s (Fig. 16) zeigt uns den großen
tschechischen Dichter, dem Freund Hein viel zu früh die Feder
aus der Hand gewunden hat, in seiner Werkstätte. Dem
Schaffenden sieht die Muse wohlwollend zu. — Das kriegerische
Exlibris mit der selbstbewußten Inschrift: »Manu forti« (»Mit
starker Hand«) (Fig. 17) gehört einer Dame au, Ellen Key, der
unerschrockenen Vorkämpferin für Frauenrecht, die mit ihrer
Schrift »Mißbrauchte Frauenkraft und natürliche Arbeitsgebiete
der Frau« große Sensation erregte.
Heraldik.
(Die heraldische Sammlung Ledebur.) Die
bekannte Ledebursche heraldische Sammlung ist für den
Preis von 140.000 Franken an einen französischen Baron ver
kauft worden und geht nach Rouen. Frankreich darf sich
sonach wieder rühmen, die weitaus umfangreichste und wert
vollste Sammlung dieser Art zu besitzen. Auf diesen Ruhm
durfte es nach einem Aufsatz des Archivdirektors Dr. H a u-
viller in Metz (in der Vierteljahrsschrift des »Herold« 1910)
Anspruch erheben, bevor es dem hervorragenden Heral
diker General Freiherrn v. Ledebur gelungen war, seine kost
baren Schätze zusammenzutragen; die große Anzahl seltener
Originale uralter deutscher und fremder Kaiser- und
Königsiegel und wohl lückenlos die Siegel aller euro
päischen Dynastien durch sechs Jahrhunderte hindurch bis
zum Ringsiegel des jetzigen Kaisers sowie die umfangreichste,
bestgeordnete und interessanteste Wappensammlung
der Welt.
Numismatik.
(Münzauktion im Dorotheum.) Bei der Miinz-
auktion, die am 25. und 26. Juni im Dorotheum in Wien
abgehalten wurde, erzielten sieben Augsburger Taler aus den
Jahren 1627, 1692 und 1764 K 1450. Die Preise der Gold
münzen bewegten sich zwischen 10 und 40, jene der Silber
münzen zwischen 5 und 25 Kronen. Von modernen Medaillen
erzielte den höchsten Preis, die von A. S c h a r f f auf den
Tod Hans von B ü 1 o w s (37 K), eine J-’lakette desselben
Künstlers auf Anton Dreher zahlte man mit 18 K, die Me
daille der Ebher-Eschenbach von Rudolf Mar
schall mit 10.50 K, die Medaille auf Meyerbeer von Rad
nit zky mit 16 K.
(Großer Miinzenfund.) In dem nächst Pyrmont ge
legenen Dorfe Gießen fanden spielende Kinder in einem
dichten Gestrüpp einen Topf mit nicht weniger als 1800 Münzen,
die aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert stammen. Die Münzen
repräsentieren einen sehr großen Wert.
Philatelie.
(Neuheiten.) An Neuheiten weiden uns gemeldet:
Brasilien. Mit Brustbild des Staatsmannes Baron
da Rio Branco Briefmarke zu 1000 Reis.
Bfm. 1000 R. d’griin, gez. 12.
B r i t. - I n d i e n. An Marken im neuen Dessin sind
weiter erschienen:
Fis;. 18.
Bfm. 1 Rupie braun-grün.
2 Rupien gelbbraun-karmin.
10 » rotlila-grün.
15 » blaßolive-blau.
W. Z. Stern gez. 14.
Unsere Abbildung (Fig. 18)
früher ausgegebenen Wert von 3
zeigt den
Annas.
Griechenland. Von der neuen Gedenkmarke liegt
nun der ganze Satz vor. Die Embleme der Wertzeichen, das
Strahtenkreuz der Akropolis und den die Schlange entführen
den Adler (siehe Fig. 19 und 20), deuten wir in der Auf
stellung mit »Adler« und »Kreuz« an.
i
Fig. 19.
Fig. 20.
Bfm.
1 Lepton braun (Kreuz)
2 Lepta orangerot (Adler)
3 » orange (Adler)
5 » d’olivgriin (Kreuz)
10 » rosa (Kreuz)
20 » violett (Kreuz)
25 » blau (Adler)
30 » blaugrün (Kreuz)
40 » graublau (Adler)
50 » blau (Kreuz)
1 Drachme violett (Adler)
2 Dr. sepiabraun (Kreuz)
3 » schieferblau (Adler)
5 » grau (Kreuz)
10 » karrnin (Adler)
25 » grau/schwarz (Kreuz)
Portugal. Diese Republik
stellt sich mit einer lokalen
Gedenkmarke für Lissabon ein,
die, wie Fig. 21 zeigt, sehr hübsch
ausgefallen ist.
Ged. Bfm. 2 Cent, braun (Alle
gorie), gez. 12.
(Neue bayerische Briefmarken.) Bayerische
Blätter berichten: Neue bayerische Briefmarken mit dem Bild
nis des Prinzregehten Ludwig werden im August zur Aus
gabe gelangen. In weiten Kreisen wird dH Wiedereinführung
der alten Wappenreihe angestrebt; sie wird wahrscheinlich
auch zur Ausführung kommen. - Diese Nachricht entspricht,
wie wir hören, nicht ganz den Tatsachen. Es ist wohl richtig,
daß neue bayerische Briefmarken kommen werden. Entwürfe
liegen auch bereits vor und sind vom Verkehrsminister dern
Regenten unterbreitet worden; eine Entscheidung für irgend
einen Entwurf ist aber noch nicht gefallen. Es ist also die
Mitteilung, daß die neuen Marken das Bildnis des Prinz-
regenten tragen und daß sie bereits im August zur Ausgabe
gelangen werden, nur eine Kombination. Feststehend ist, daß
die neuen Marken nach einem ganz neuen Verfahren herge
stellt werden sollen, das eine außerordentliche technische
Vollkommenheit des Markenbildes, wie eine große Farben
schönheit verbürgen soll.
(Schlecht entwertete französische Brief
marken.) Ein werkwürdiges Licht auf den Betrieb der fran
zösischen Postverwaltung wirft ein Rundschreiben des Unter
staatssekretärs der Post. Darin werden die Postdirektoren
aufmerksam gemacht, daß vielfach die Briefmarken zu nach
lässig abgestempelt und nicht genügend entwertet werden, so
daß sie oft vom Publikum ein zweites Mal benützt werden
können. Man hat in einem Pariser Postamt festgestellt, daß an
einem Tage die Marken von 400' Briefen, d. h. 3 Prozent der
eingelaufenen Briefschaften, nicht entwertet waren, und man