MAK
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Internationale Sammler-Zeitung. 
berechnet daher, daß durch diese Nachlässigkeit die Post in 
Paris allein 821.250 Franken jährlich verliert. 
(Erinnerungsmarken für Kreta.) Durch könig 
lichen Erlaß wurde die Herausgabe eines Erinnerungspost 
wertzeichens im Betrage von 25 Lepta für Kreta und für die 
Dauer eines Jahres verfügt. Abgebildet ist die Westseite der 
Festung auf dem Eiland Suda am Eingänge in die gleichnamige 
Bai mit der zürn Andenken an König Georg I. von Griechen 
land wiederhergestellten Kirche. Neben dieser erhebt sich der 
Flaggenschaft mit der griechischen Flagge. Unten steht das 
Wort Suda, oben Hellas und der Nennwert 25 Lepta. Auf den 
Vertikalsciten ist zu lesen links 1. Februar, Datum der Herab 
holung der türkischen und Hissung der griechischen Flagge, 
rechts 1. Mai 1913, Datum des Beginnes der Wiederherstellung 
des alten Kirchleins. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Post 
wertzeichens ist zur Vollendung und Ausschmückung der 
St. Georg gewidmeten Kirche bestimmt. 
Uhren. 
(Eine Rohrbacher Uhr aus dem 18. Jahr 
hund e r t.) Unter den jüngsten Neuerwerbungen des Linzer 
Museums befindet sich, wie wir einem Berichte des Direktors 
Dr. Hermann Ubcll (»Linzer Tagespost« vom 27. Juli, S. 17) 
entnehmen, eine aus Rohrbach stammende, fast einen 
Meter hohe, reich geschnitzte, bemalte und vergoldete Uhr 
von zirka 1780. Sie zeigt schon reine Louis XVI.-Formen; um 
so verwunderlicher ist cs, daß damals die Kenntnis von der 
Entdeckung Australiens noch nicht bis zum Schnitzer des 
Uhrgehäuses vorgedrungen war. ln der Säulenhalle, welche 
den runden Uhrkasten trägt, ist nämlich dargestellt, wie die 
vier Weltteile, ziemlich phantastisch personifiziert, dem in 
einem Strahlenglanz aufleuchtenden Namen Jehova, vor einem 
brennenden Opferaltar huldigen. Zu Amerika, Europa, Asien 
und Afrika hat sich aber Australien noch nicht gesellt. Der 
obere Abschluß der Uhr zeigt gleichfalls, vollrund geschnitzt, 
bemalt und vergoldet, auf einem Sockel thronend, Chronos, 
den Gott der Zeit, mit Stundenglas und Hippe; zu seinen 
beiden Seiten auf Voluten stehen vergoldete Adler. 
Verschiedenes. 
(Eine Breughel -Ai us. Stellung in B; e r 1 i n.) 
Man schreibt uns aus Berlin: Im Kupferstichkabinett der 
k. Museen wurde dieser Tage eine Ausstellung eröffnet, die 
dem Schaffen Pieter Breughels des Aelteren gewidmet 
ist. Soweit es mit den Mitteln einer graphischen Sammlung 
möglich ist, Wird hier zum erstenmal einem weiteren Kreis 
ein Ueberblick über das Werk des Meisters geboten, des 
Stammvaters der Künstlerfamilie Breughel, dessen Bilder in 
der Hauptgalerie im Wiener Kunsthistorischen Hofmuseum 
zu finden sind. Den breitesten Raum in der Ausstellung 
nehmen die Stiche ein. Sein Feld waren vor allem die reine 
Landschaft- und die volksmäßige Sittenbildkunst, daher er 
denn auch als Begründer der niederländischen Bauernmalcrei 
den Namen »Bauernbreughel« erhalten hat 
(»B aden in der bildenden Kuns t.«) In Baden 
bei Wien wurde am 15. v. M. eine ganz eigenartige, in ihrer 
Art vorbildliche Ausstellung eröffnet. Sie enthält neue Kunst 
werke, welche entweder durch die Sujets und Motive oder 
durch die darstellenden Künstler Beziehungen zu Baden be 
sitzen. Alte und moderne Meister, die in der schönen Kurstadt 
arbeiteten oder Badener Landschaftsbilder und Porträts malten, 
sind hier vereint — von 1800 bis 1913. Sonst in Archiven und 
im Privatbesitz verborgene Oelbilder, Handzeichnungen, 
Aquarelle, Münzen, Medaillen, Radierungen wechseln da in 
überaus feinfühliger Auswahl und verständnisvoller Gruppierung 
Nr. 15/16 
ab. Meisterwerke von .1. B. Lamp i, Eduard, Thomas und 
Johann Ender, Badener Veduten von Jakob und Rudolf A11 
hängen in einer Reihe mit gleichwertigen Blättern von 
Höger, Mu nsch und Moeßmer. Eine Eederzeichnung 
von M. v. Schwind zu einem Gedichte von H. Roll et t 
ist eine kostbare Reliquie. Die beiden Altösterreicher Georg 
und Stephan Decker sind durch vortreffliche Porträts aus 
ihrer Blütezeit vertreten, und der in Baden geborene Maler 
A. C a n z i wirkt als unbekannter Einheimischer trotzdem durch 
die Kraft und Finesse seines Könnens. Die »Gegenwärtigen« 
haben ihren Salon für sich. Karl Probst ist ein Mittelpunkt 
des Interesses durch sein Bildnis der Protektorin der Ausstellung, 
der Erzherzogin Marie Rainer, ebenso David Kohn durch 
sein allgemein bewundertes Porträt des Erzherzogs Rainer, 
das letzte, zu dem der kaiserliche Prinz gesessen. Auch 
P r o b s t s und K o h n s übrige Stücke stehen auf voller Höhe. 
Des ersteren Bilder, »Durch die Blume«, »Hero«, »Ein Lanz- 
knecht« und das Bild der Gattin des Künstlers verraten großes 
Können; Kohns Rötel- und Dreistiftblätter sind ausgezeichnet. 
Elise Fülöp-Weber hat Porträts und Interieurstudien aus 
gestellt, Karl Prochaska überrascht durch seine Technik 
in der Freilichtbehandlung weiblicher Studienfiguren; Zctschc, 
der Altmeister des Wienerwaldes, hat drei entzückende Bildchen 
geschickt, Pick -Morin os acht Stilleben zeigen die Ent 
wicklung dieses Malers zur manchmal an die Niederlande ge 
mahnende Tiefe; Tom Di eg er weiß durch seine gut durch 
gearbeiteten Porträts (darunter jene von Bernhard Bau 
meister und Oskar Nedbal) zu interessieren. Es ist un 
möglich, auf alle Details dieser vollkommen gelungenen Aus 
stellung einzugehen, die für Baden und dessen Kunst 
bestrebungen ehrenvolles Zeugnis ablegt. Der Wiener Kunst- 
salon H i r s c h 1 e r hat sich um das Zustandekommen der 
Ausstellung ein großes Verdienst erworben, desgleichen der 
Badener Lokalhistoriker Paul T a u s i g, der mit Sachkenntnis 
den Katalog ausarbeitete. 
(Gmuiidner Keramik.) Jeder Besucher von 
Gmunden wird sich des Töpfergeschäftes an der Ecke der 
Theatergasse erinnern. Es zählte zu den ältesten Kaufgewölben 
der traditionsreichen Salzkammergutstadt. Nach überkommenem 
Handwerksgeist wurde im Hause ein Gewerbe ausgeübt, das 
jahrhundertealten, angestammten Ruf zu wahren hatte. Gmundner 
Krüge waren schon begehrt, als der Herbersteiner die Bauern 
vertrieb. Nicht nur, daß ihre technologische Natur sie zu einem 
praktischen Erzeugnis machte (geringes Gewicht und 
der Vorzug, besonders kühl zu halten, zeichnete 
sie aus), lebte sich auch ein recht charakteri 
sier Kunstdrang darin aus. Gmundner Krüge im 
besonderen, Gmünder Keramik im allgemeinen sind 
beute bei den Kennern ob ihrer echt volksmäßigen, aus dem 
Geiste des bodenständigen Kunsthandwerks stammenden Zeich 
nungen und Bemalungen sehr geschätzt. In dem Töpfergeschäfte 
der Theatergasse waren nun gar mancherlei Schätze dieser 
einstigen Fertigkeit noch zu sehen. Prächtige Volksfiguren, alte 
Gmundner Stadtansichten, die typischen Traunviertier Rosen 
motive gaben Zeugenschaft von einem an dieser Stelle lebendigen 
malerischen Gefühl. Seit zwei Jahren ist der alte schlichte 
Handwerkerladen verschwunden: an seiner Stelle ist ein ge 
schmackvolles Verkaufslokal für Gegenstände der allerjüngsten 
keramischen Kleinkunst. Aus dem Gewölbe des Töpfers und 
Hafners Schleiß ist ein kleiner, geschmackvoller Schau- und 
hoffentlich auch Kaufraum einer Genossenschaft mit be 
schränkter Haftung geworden. Glücklicherweise ist der alte 
Kunstgeist darin geblieben! Nun sitzt der Sohn im Haus und im 
Geschäft, mit ihm ein neuer Geist. Die Schöpfer und Sach 
walter unserer fachlichen Kunstschulen sehen da ihre Ideen 
und Bemühungen geradezu ideal eingelöst. Unternehmungssinn, 
Handwerksfertigkeit und Kunst erfuhren auf Grund heimischer 
Vorbilder und Anregungen einen wirklich prächtigen Zusammen 
schluß. Nicht weit vorn Gmundner Bahnhofe erhebt sich heute 
eine ganz stattliche Werkstättenanlage, deren Erzeugnisse zum 
größten Teil nach — Deutschland und England gehen. Im
	        
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