MAK
Nr. 17 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 261 
Chronik. 
Autographen. 
(Eine'Körner-Reliqui e.) In diesen Tagen, in denen 
ungezählte Federn am Werke sind, das Erinnerungsbild des herr 
lichen Dichterjünglings Theodor Körner anläßlich der Jahr 
hundertfeier seines Heldentodes dein Gedächtnisse des deutschen 
Volkes wieder nahezubringen, sei auf eine kaum bekannte 
Körner-Reliquie hingewiesen, die sich in einer Vitrine des 
Leipziger Völkerschlachtmuseums vorfindet. 
Unter den vielen dort aufgestapelten, für die Zeit um die große 
deutsche Freiheitsschlacht herum, interessanten handschriftlichen 
Dokumenten fällt ein Quartblatt auf, das auf grobkörnigem 
Büttenpapier die Uebcrschrift zeigt: »Autographum des Herrn 
Theodor Körner für die Sammlung des Herrn Ludwig Loewe, 
k. k. Hofschauspieler.« Hierauf folgt in Körners Handschrift das 
in. die Sammlung »Leier und Schwert« aufgenommene, unter dem 
Eindrücke der Schlacht von Aspern entstandene Gedicht: »Hoch 
lebe das Haus Oesterreich.« Diesem Körner-Manuskripte liegt 
nun eine Beglaubigung bei, die wohl mehr als bloßen Kuriosi 
tätenwert besitzt. Sie sei in der Original-Orthographie wieder 
gegeben: Vorliegendes Gedicht ist die Original-Handschrift des 
in Gott ruhenden Theodor Körner. Er schrieb es, während seiner 
Anwesenheit in W i eil, am 22. August 1812 und dichtete die 
letzte, mit Bleystift geschriebene Strophe in meiner Wohnung 
(nr. 27 an der Wien) auf meinem Stehpulte hinzu, während meine 
Frau ihm einen losgerissenen Knopf an seinen Frack wieder 
festheftete, weil, wie er sagte, er einem großen Herrn eine 
Visite machen wollte, um dieses Gedicht ihm in Abschrift zu 
präsentieren und meine Frau ihm bemerküch machte, daß es 
da nicht schicklich sein möchte, mit herabhängendem Knopfe zu 
erscheinen: was den jungen feurigen Dichter übrigens nicht sehr 
geniert hätte. Ich wurde mit ihm durch meinen vieljährigen 
Freund, den weil. k. k. Hofschauspieler und Regisseur Car! 
Kriiger bekannt, der mich ihm als Landsmann vorstellte, der 
allein fähig wäre, seine -- wie Figura zeigt — höchst unleser 
liche Conceptschrift zu entziffern und correct abzuschreiben. 
Vom Monath July bis Dezember 1812 copiirte ich für ihn, nach 
derselben Schrift, die dramatischen Werke: Zrini, Toni, Hedwig, 
der Wachtmeister, Rosamunde etc. etc. und poch die Ge 
dichte: »Die Schlacht bei Aspern«, und »Alexander Fest«. Er 
besuchte mich während dieser Zeit natürlich sehr oft, und. ich 
wurde mit seinem liebenswürdigen Charakter und inwohnenden 
Talente sehr genau bekannt. Ich bath ihn bey seiner Abreise, 
mir dieses Blatt zum Andenken zu überlassen in Vorahnung 
seines Schicksal, weil er mir seinen Reiseplan eröffnete, in dem 
er mit einem neugekauften Säbel zu mir in’s Zimmer trat, ihn 
aus der Scheide zog und sagte: »Da lesen Sie, was darauf 
steht!« — »»Durch!!«« war in die Klinge graviert. — So blieb die 
Schrift bis heute in meinen Händen und Mancher, dem ich sie 
seither zeigte, empfand heilige Ehrfurcht bey ihrem Anschaun 
und ihrem begeisternden Inhalt für den jungen Helden, der als 
ein freywilliges Opfer für die gerechte Sache Deutschlands fiel. 
Friede seiner Asche und Glorie seinem Andenken!! — Wenn 
ich mich von diesem Blatte trennen konnte, so geschah es nur, 
um es am Ende meiner Jahre in die Hände eines achtungs- 
werten und ebenso biederen Freundes zu überliefern, für den ich 
seit seiner Kindheit die innigste Liebe hegte und — um auch 
mir daneben ein freundliches Andenken zu sichern, Wien, am 
3. May 1835. Friedrich Grohmann, k. k, Hof-Theatral-Beamter. 
ln jener Zeit Mitglied des k. k. priv. Theaters an der Wien.« 
Bibliophilie. 
(Inventarisierung der in Oesterreich be 
findlichen Inkunabel n.) Aus Wien wird uns ge 
schrieben: Der Minister für Kultus und Unterricht hat eine Kom 
mission zur Inventarisierung und teilweisen Katalogisierung der 
in Oesterreich vorfindlichen Inkunabeln (Druckwerke des 
15. Jahrhunderts) behufs Unterstützung des in Deutschland, in 
Ausführung begriffenen Unternehmens der Herstellung eines Ge- 
samtkataloges der Wiegendrucke bestellt und zu Mitgliedern 
dieser Kommission ernannt: 1. den Sektionschef im Ministerium 
für Kultus und Unterricht Geheimen Rat Dr. Ludwig 
Cwiklinski als Vorsitzenden, 2. den Sektionsrat im ge 
nannten Ministerium als Referenten für staatliche Bibliotheks 
angelegenheiten Dr. Franz Leithe, 3. den Sektionschei und 
Kanzleidirektor in Sr. Majestät OberstkämmCreramte Dr. Wilhelm 
Freiherrn v. Weckbecker, 4. den Direktor der Hofbibliothek 
Hofrat Universitätsprofessor Dr. Josef Ritter v. Karabacck, 
5 den Vizedirektor der Universitätsbibliothek in Wien Regie 
rungsrat Dr. Salomon Frankfurter, 6. den Oberbibliothekar 
derselben Universitätsbibliothek Dr. Johann Bohatta, 7. eien 
Kustos der Hofbibliothek Dr. Theodor G o 111 i e b und 8. den 
Bibliothekar des Schottenstiftes in Wien Dr. P. Albert H ü b 1. 
Diese Kommission hat sich am 12. Juli d. J. im Ministerium für 
Kultus und Unterricht konstituiert. Zur Sammlung und Ver 
arbeitung des Materiales wurde mit Genehmigung des Oberst 
kämmereramtes an der Hofbibliothek eine »Zentralstelle der 
österreichischen Inkunabelkommission« unter der Oberleitung 
des Direktors dieser Bibliothek Hofrates Universitätsprofessors 
Dr. Josef Ritter v. Karabacek und unter der fachlichen so 
wie geschäftlichen Leitung des Kustos derselben Bibliothek Dr. 
Theodor G o 111 i e b eingerichtet. 
Bilder. 
(Eine Bildersammlung für acht Millione n.) 
Aus Paris wird uns berichtet: Die Sammlung des Rhone 
deputierten Eduard Aynard hat, wie die Schätzung des offi 
ziellen Staatskommissärs nunmehr ergab, einen Wert von acht 
Millioen Franken. Die kostbare Sammlung, die im Winter in 
Paris ausgestellt werden soll, enthält, neben einer Reihe erster 
Meister einen Rembrandt im Werte von 500.000 Franken, 
sowie einen Ru ys da ei für 250.000 Franken. An Kostbar 
keiten besitzt die Sammlung ferner eine Anzahl alter Gobelins 
und Seidentapeten sowie drei große Bilder von Iacope della 
Guercia, d’Agostino de Duccio und Donatello. Nach 
der umfassenden Gemäldesammlung des Barons Eduard von 
Rothschild dürfte diese die größte in Frankreich befind 
liche Privatsammlung sein. 
Numismatik. 
(Miinzauktion.) Für den 22. September kündigt die 
Miinzfirma Leo Hamburger in Frankfurt a. M. eine 
Auktion an, bei der vorwiegend italienische Münzen und 
Medaillen zum Verkaufe gelangen werden. Besonders reich 
haltig sind Florentiner Münzen in der Sammlung enthalten. 
(Neue Medaillen.) Zur Jahrhundertfeier der Be 
freiungskriege, die mit der 50 Jahrfeier der Befreiungshalle bei 
K e 1 h e i m zusammenfällt, hat das Komitee eine eigene offizielle 
Medaille von Bildhauer Hans S eh wegerle schaffen lassen, 
die als Prägung von 28 Millimeter Durchmesser hergestellt 
wird. Außerdem werden nach den Modellen des gleichen 
Künstlers auch 70 Millimeter große Bronzegüsse ausgegeben. 
Die technische Ausführung beider liegt in den Händen der be 
kannten Firma Karl Poeilath.in Schrobenhausen. 
Philatelie. 
(Neue ägyptische Postwertzeichen.) In 
Aegypten gelangen demnächst neue Briefmarken zur Ausgabe, 
auf denen je nach dem Werte dargestellt sind: der große Stau-
	        
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