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Internationale Sammler- Zeitung.
Nr. 17
dämm von Assuan, die Pylonen von Karnak, die Sphinx, Barken
auf dem Nil, eine Szene in Fayum, die Säulen des Memnon,
die Zitadelle von Kairo, der Tempel von Luxor, und Stand
bilder der altägyptischen Gottheiten Hathor und Ammon. Die
Marken tragen in englischer und arabischer Sprache die Auf
schrift: »Aegyptische Post.«
(Eine drakonische Strafe.) Eine auffallend
strenge Strafe erhielt ein praktischer Arzt in Regensburg,
der von einer Postpaketadresse die Marke abgelöst hatte. Im
Dezember vorigen Jahres erhielt der Arzt ein Postpaket. Die
50-Pfennigmarke, die auf die Postpaketadresse geklebt war
und die er in seiner Sammlung noch nicht besaß, entfernte
er von der Adresse in der Absicht, die Marke seiner Samm
lung einzuverleiben. Der Postbote warnte ihn, trotzdem ent
fernte der Arzt die Marke, und der Postbote erstattete nun
mehr die Anzeige. Das Amtsgericht Regensburg verurteilte
daraufhin den Arzt zu einer Gefängnisstrafe von drei Mo
naten und einem Tage,
Siegelmarken.
(Die B i 1 d m a r k e der Baufachausstellung
Leipzig 1913.) Die Weltschau des Bauens und Wohnens gibt
drei Serien offizieller Bildmarken ihrer Ausstellung heraus, die
nach Photographien einzelner hervorragender Bauwerke und
reizender Motive hergestellt worden sind. Trotz der be
schränkten Maße der Siegelmarken sind doch die Ansichten
äußerst scharf, so daß sie ein Kabinettsstückchen moderner
Photographenkunst bilden und sicherlich jedem, vor allem aber
den Sammlern von Siegelmarken als bleibendes Andenken an
den Besuch der Ausstellung willkommen sein werden. Aufnahme,
Druck und Verlag liegt in den Händen der bekannter] Leipziger
graphischen Kunstanstalt Dr. Trenkler & Co., den General
vertrieb hat die Epoche, G. m. b. H., Frankfurt a. M., über
nommen. Jede der drei Bilderserien von je sechs Stück kostet
20 Pfennig.
Verschiedenes.
(Diebstahl einer gotischen Holzstatue.)
Aus Salzburg wird uns gemeldet: Die gotische Holz
schnitzerei, die Krönung der Gottesmutter darstellend, die vor
einigen Tagen aus einer Kapelle in T a 1 g a u gestohlen wurde,
ist in einem Antiquitätengeschäft in Salzburg aufgetaucht. Die
wertvolle Gruppe wurde von einem bäuerlich gekleideten
Mann, der sich als Besitzer der Schnitzerei ausgäb, um 100 K
angeboten. Die Käuferin, die den Altertumswert um so
weniger erkannte, als die Statue neu bemalt war, kaufte die
Statue um 50 K.
(Entdeckung gotischer Wandmalereien in
Garmisch.) In der alten Kirche in Garmisch sind, wie
uns aus München berichtet wird, wertvolle Wandmalereien
entdeckt worden. Die Mehrzahl der Malereien zeigt Darstellungen
aus der Christuspassion und trägt den hochgotischen Charakter.
Von Fachmännern wird die Entstehung dieser Malereien in die
Zeit, der Hochgotik um das Jahr 1400 herum versetzt und es
heißt, daß Bayerns Kunstgeschichte durch die Wandmalereien
von Garmisch eine große Bereicherung erfahren habe.
(G r e c o und der Großinquisitor.) Wenn es über
haupt Bilder gibt, die als künstlerische Hinterlassenschaften
vergangener Zeiten zugleich das Kulturbewußtsein einer ganzen
Epoche zur Anschauung bringen, dann darf man das von dem
seltsam beängstigenden Bilde des Erzbischofs von Toledo, Don
Nino de Q u e v a r a, sagen, der vor jetzt drei Jahrhunderten
(1591—1609) Kardinal-Inquisitor der spanischen Glaubens
eiferer gewesen ist. Domeniko Theotocopuli, genannt de G r e c o,
ist der Schöpfer dieses Porträts, das bei der Versteigerung der
Sammlung Marzeil von Nemes in Paris aller Wahrschein
lichkeit nach ein Gegenstand des erbitterten Kampfes unter den
Kauflustigen sein wird, und dessen vortreffliche Wiedergabe
auch den ausgezeichneten, eben erschienenen Katalog der Samm
lung ziert. Vor diesem, als Kulturdokument vielleicht einzig da
stehenden Bildnisse des unerbittlichsten Richters über Menschen
leben wird einem ein ganzes Kapitel Menschheitsgeschichte zum
Bewußtsein gebracht, vor dem die Phantasie schaudernd Halt
macht. In Spanien hat die Inquisition ihre wildesten Orgien ge
feiert, und Toledo, die zweite Heimat des Greco, ist vor allen
anderen Städten des Königreiches der Schauplatz ihres fana
tischen Glaubenseifers gewesen. Was sonst an Dokumenten der
Inquisitionsprozesse selbst vorhanden ist — die wenigsten
Forscher haben bisher überhaupt Einblick in dies Geheimbuch
des Fanatismus erhalten — das erschöpft niemals die suggestive
Kraft der Geste dieses Meisterbildcs der Sammlung Nemes.
W'ie der Kardinal die von schwerer dunkler Brille umränderten
Augen weit geöffnet hat und an dem Beschauer vorbeisieht
wie das spitze? Antlitz des bärtigen Mannes in die hohe Hals
krause des Kardinalsmantels eingefaßt ist, das gibt diesem, man
möchte sagen, schaurig-schönen Denkmale der Porträtrnalerei
seine Note feinsten seelischen Einfiihlcns. Eine Epoche ist hier
in einem einzigen Antlitze zusammengefaßt: Glanz und uner
bittliche Grausamkeit sind von einer Meisterhand zu künst
lerischer Harmonie gezwungen. Ehemals war das Bild in der
berühmten Sammlung Maurice Kann, dann kam es zu einer
ungenannten Besitzerin, c?ie von ihm das Gruseln gelernt hat,
und von dort ging es in den Bestand jener hervorragenden
Privatsammlung über, die jetzt vor ihrer Auflösung steht.
Museen.
(Die letzten Angelika Kauffmann - Gemälde
in Vorarlberg.) Aus Bregenz wird uns geschrieben:
Dem Vorarlberger Landesmuseumsvereih ist es gelungen, die
letzten irr der Heimat der großen Künstlerin befindlichen Ge
mälde für das Vorarlberger Landesmuseum zu gewinnen, und
zwar, wie Denkmalrat C. v. Schwerzenbach gelegentlich
der letzten Versammlung des Museumsvereines ausführte, unter
Kosten von 20.000 K. Die aus neun Bildern bestehende Samm
lung wurde aus dem Besitze der Familie Kauffmann in
Bezan (Bregenzerwald) erworben. Zu den Kosten trugen
unter anderen das Ministerium für Kultus und Unterricht
(5000 K), das Land Vorarlberg (2500 K) und Fürst Johann von
Liechtenstein (4000 K) bei. Die Sammlung, unter der sich zwei
prächtige Gemälde, »Nathan vor König David« und »Friede«,
befinden, war der Gefahr ausgesetzt, in ausländische Händler
kreise zu gelangen. Das erstgenannte Bild stellt eine weit über
die sonst mehr weibliche Formengebung der Künstlerin liiriaus-
gehende, kraftvolle Komposition dar. Angelika Kauffmann malte
etwa 1783 für eine Fürstlichkeit ein Bild, »Christus und die
Samariterirr am Brunnen«, uitd hierauffolgend für den Kardinal
Zelada irr Rom ein anderes Gemälde in gleicher Größe, den
Propheten Nathan vor dem Könige David vorstellend. Beide
Bilder werden von dem Biographen G. C. Z u c c h i als be
sonders gelungene Werke bezeichnet. Ein Gemälde von Angelika
Kauffmann, die »Samariterin am Brunnen«, wurde bereits 1829,'
wahrscheinlich durch den damals in Rom weilenden Kronprinzen,
nachmaligen König Ludwig I. von Bayern, erworben und be
findet sich heute in der königlichen Pinakothek zu München
Außer den beiden eingangs erwähnten großen Bildern wurden
noch die Porträts des Malers Sir Joshua Reynolds, der
Künstlerin Selbstbild in älteren Tagen, das Bildnis eines miitzen-
bedeckten älteren Mannes, von unsicherer Farnilienlegende als
aas Bildnis des Vaters der Künstlerin bezeichnet, ferner die
Originalstudie zum »Joachim« des Altarbildes zu Loretto als
Originale Angelika Kaufmanns, wie noch drei Kopien nach
Kauffmannschen Gemälden von Maler Kaspar Rick (Dorn
birn) erworben.
(Fund einer antiken Bronzestatue.) Das
Thennenmuseum irr Rom erhielt eine wertvolle Bereicherung