Nr. 17
Internationale Sam m 1 e r - Z e i t u n g.
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durch ein Bronzewerk, das in dem Gebiete von Sutrium gefunden
wurde. Die Arbeit, die nur zwei Fuß hoch ist, aber eine wunder
volle Ausführung und vorzügliche Erhaltung aufweist, stellt
einen jungen Athleten in anmutigster Stellung dar. Den rechten
Arm hat er über den Kopf erhoben und den linken gebeugt, wie
wenn er sich einen Spiegel vors Gesicht hielte. Der Fund ist
auch noch dadurch denkwürdig, daß bei ihm zum erstenmal
das neue Gesetz über zufällige archäologische Entdeckungen
seine praktische und sehr nützliche Anwendung fand. Die
Bronze war von einem Bauern gefunden worden, der, ohne die
Kostbarkeit seines Fundes zu ahnen, eben im Begriffe stand, sie
an einen skrupellosen Händler für ein paar hundert Lire zu
verhandeln. Da griff die Polizei ein und brachte die Sache vor
die Abteilung für Antiquitäten im Ministerium. Der offizielle
W ert wurde dort auf 30.000 Franken festgesetzt und die Hälfte
davon dem freudestrahlenden Bauern ausgezahlt.
Vom Kunstmarkt.
(Die Kollektion M. Guggenheim, Venedig.)
Vom 30. September bis 4. Oktober findet, wie bereits ange
kündigt, im Palazzo Balbi in Venedig unter der Leitung von
Hugo H e 1 b i n g (München) und A. R a m b a 1 d i (Bologna) die
Auktion der Bestände des Commendatore M. Guggenheim,
Venedig, statt. Guggenheim zieht sich nach einem arbeitsreichen
Leben, das ihn sowohl zu einem der angesehensten Kunst
händler Italiens, als auch einen geschätzten Wiederbeleber der
kunstgewerblichen Tätigkeit Venedigs machte, gänzlich von den
Geschäften zurück. Infolgedessen werden die reichen Schätze,
die heute noch der Palazzo Balbi birgt, durch eine Auktion ver
äußert. Einen stattlichen und sehr wertvollen Bestandteil der
Kollektion machen die zirka 250 alten Gemälde aus, unter denen
naturgemäß die Venezianer Schule mit Werken ihrer sämtlichen
künstlerischen Perioden dominiert. Aber-auch die benachbarte
Veroneser Schule ist gut vertreten, so unter anderem durch eine
von der Kritik anerkannte mythologische Szene des seltenen
Giolfino. Zahlreiche Meister der ober- und mittelitalieni
schen Schule schließen sich ihnen ari. Es seien nur kurz genannt:
Spienllo Spinelli, Aretino, Dossodossi, Romanello, Giulio Campi,
Casparo Panetti. Außerdem finden sich noch Bilder der französi
schen, spanischen, vlämischen und deutschen Schule, unter der
letzteren auch ein Porträt des Lukas C r a n a c h. Qualitätvolle
Stücke sind auch unter den Handzeichnungen enthalten. Die
Stiche setzen sich aus Werken der italienischen, deutschen und
englischen Schule zusammen. Die Antiquitäten sind dem ver
schiedensten Materialgcbiet entnommen, aber natürlich über
wiegend italienischen Ursprungs. Der Katalog führt Terrakotten,
Fayencen und Porzellane, einige Gläser, sehr viele Metall
arbeiten in Eisen, Messing, Kupfer und Bronze auf. von denen
eine Kollektion venezianischer, jüdischer Messinglampen, schön
ornamentierte bronzene Handglocken, Türklopfer, Plaketten und
Medaillen sowie mehrere französische Bronzeuhren des aus
gehenden 18. Jahrhunderts hervorgehoben seien. Unter den Edel-
metallarbeiten nennen wir Renaissanceringe mit Steinen, ein
wertvolles Niellomesser des Ouattrocento, Kameen und Intaglien
der Antike und der Renaissancezeit. Weitere Abteilungen des
Kataloges umfassen Textilien und orientalische Teppiche,
Arbeiten in Elfenbein, Perlmutter und Leder, darunter einige
schöne Fächer des 18. Jahrhunderts. Unter den Steinarbeiten
sind einige antike Büsten und Torsi, sowie verschiedene Skulp
turen der Renaissance- und Barockzeit enthalten. Die Möbel ent
stammen hauptsächlich der Renaissance-, Barock- und Rokoko
zeit und umfassen alle Gattungen, wie Stühle, Bänke, Schreib
tische etc., vor allem auch zwei florentinische Renaissance
schränke. Unter den Arbeiten in Holz fallen vor allem drei
Truhenbretter in reicher Schnitzerei auf, von denen eines dem
Sansovino zugeschrieben ist. Auch ein hübsches, bemaltes
Spinett des 16. Jahrhunderts mit dem Wappen der Farnese
sei hier genannt. Ein besonderes Gewicht hat M. Guggenheim
auch auf die alten Rahmen gelegt, über deren stilistische Ent
wicklung er auch ein sehr geschätztes Werk veröffentlicht hat.
So finden sich in dieser Kollektion an die 150 Rahmen des 16.
bis 18. Jahrhunderts, darunter reich geschnitzte Exemplare der
Fi Uhrenaissance aus der Zeit Sansovinos. einige vom Meister
seihst. Aus der kleinen Anzahl von Manuskripten und Büchern
sei hervorgehoben ein Stammbuch des Quedlitrburger Apoiiie-
kerprovisors Barth. B r e y e r mit interessanten Einträgen aus
sächsischen Städten und Wien aus den Jahren 1634 bis 1650.
ferner eine »Commissione ducale« des Dogen Hieronymus
Prioli aus dein Jahre 1567. Eine Sache für sich sind die neuen
kunstgewerblichen Arbeiten im alten Stil, für deren Her
stellung Guggenheim früher große, weitberühmte Werkstätten
besaß, die an die 300 Arbeiter beschäftigten. Ihm lag es ferne,
schlechte Nachahmungen alten Kunstgewerbes zu schaffen, er
wollte die alte Kunstfertigkeit selbst an neuen Möbeln aufleben
lassen. Auf Grund eingehender und gewissenhafter Studien alter
Vorbilder, Zeichnungen und Stiche, sowie durch Heranziehung
eines außerordentlich geschulten Arbeitermateriales gelang es
ihm, Möbel, die den modernen Bedürfnissen entsprechen, aber
auch den Reichtum der alten Formen aufwiesen, hauptsächlich
im Stile des Sansovino, des Barock und des Rokoko zu schaffen,
ferner Marmorarbeiten, wie Kannnvcrkleidungen, Portale, Vasen,
zuletzt Bronzen, die teilweise in verlorener Form hergcstellt
sind. Auch von dieser seiner kunstgewerblichen Tätigkeit be
finden sich noch bedeutende Stücke in den zur Versteigerung
kommenden Beständen. — Der Katalog mit einem Vorwort von
Dr. G. L i 11 ist in vier Ausgaben erschienen und durch Hugo
H e 1 b i n g in München zu beziehen.
(Der Schluß der Johann Orth-Auktio n.) Aus
B e r 1 i n wird uns geschrieben : Ende September dieses Jahres
wird im Kunstauktionshause der Gebrüder Heilbronn der
zweite Teil des Nachlasses Johann Orths zur Versteigerung
gelangen. Er umfaßt neben einer Reihe von Möbeln und
Porzellanen aus den Schlössern des ehemaligen Erzherzogs und
seinen Uniformen, vor allem seine Bibliothek. Diese beträgt etwa
1700 Nummern. Es handelt sich vor allem um militärische und
politische Werke, daneben spielen aber auch Reisebeschreibungen,
die ja den späteren Führer der »Santa Margareta« am meisten
fesseln mußten, eine große Rolle. Die Musik ist ebenfalls ausge
zeichnet vertreten. In dieser letzteren Abteilung wird be
sonders ein Band Interessieren, das ist die Originalpartitur zur
choreographisch-dramatischen Dichtung des Erzherzogs »Die
Assassinen« mit Musik von Josef Förster. Die Sammlung
enthält auch eine Zeichnung, die der 14jährige Sohn seiner
Mutter widmete, und die ein untergehenöes Schif darstellt. Es
ist, als ob der Prinz sein abenteuerliches Ende schon vorahnend
geschaut habe.
(Versteigerung der Ruston - Sammlung.) Aus
London wird uns geschrieben: Bei Christie wurde kürz
lich die Versteigerung der Ruston-Samrnlung zu Ende geführt,
deren erster Teil bereits im Mai 1898 verüzitiert wurde. Im
ganzen kamen diesmal 140 Bilder unter den Hammer, für die
50.000 Pfund eingingen. Den höchsten Preis erzielte Gains-
boroughs »Richard Paul Jodreil«, für den A g n e w 6700 Gs
zahlte. Weiters brachten: Gainsboroughs »Viscount
Hampden« (1895 650 Gs) 3300 Gs. Romneys »Mrs. Raikes
and Child« 6000 Gs, Romneys »Mrs. Brown« 2300 Gs,
Reynolds »Lady Melbourne« (1895 2300 Gs) 4200 Gs, R e y-
nolds Herrenporträt 540 Gs, G. F. Watts »Hope« 1500 Gs,
W a 11 s »Love and Life« (1887 1150 Gs) 820 Gs, Watts »Love
and Death (1887 1100 Gs) 1000 Gs, Turners »Heidelberg:
Sunset« (1889 1100 Gs) 2200 Gs, Turners »Carew Castle«
(1886 710 Gs) 400 Gs, Turners »Thun« (1889 240 Gs) 800 Gs,
Turners »Plymouth with Rainbow« (1889 305 Gs) 600 Gs
und P. De W i n t s »Lincoln« 520 Gs. — Herr Lippmann er
warb fiir 1300 Gs ein deutsches Herrenporträt »Aetatis suae 29«,
gez. H. B. und datiert 1526, das der Katalog dem Gravierer Hans
Bros am er zuschreibt, das aber ein wichtiges Porträt des
Meisters Hans Baidung Grien zu sein scheint.