MAK
Nr. 17 
Internationale Sam m 1 e r - Z e i t u n g. 
Seite 263 
durch ein Bronzewerk, das in dem Gebiete von Sutrium gefunden 
wurde. Die Arbeit, die nur zwei Fuß hoch ist, aber eine wunder 
volle Ausführung und vorzügliche Erhaltung aufweist, stellt 
einen jungen Athleten in anmutigster Stellung dar. Den rechten 
Arm hat er über den Kopf erhoben und den linken gebeugt, wie 
wenn er sich einen Spiegel vors Gesicht hielte. Der Fund ist 
auch noch dadurch denkwürdig, daß bei ihm zum erstenmal 
das neue Gesetz über zufällige archäologische Entdeckungen 
seine praktische und sehr nützliche Anwendung fand. Die 
Bronze war von einem Bauern gefunden worden, der, ohne die 
Kostbarkeit seines Fundes zu ahnen, eben im Begriffe stand, sie 
an einen skrupellosen Händler für ein paar hundert Lire zu 
verhandeln. Da griff die Polizei ein und brachte die Sache vor 
die Abteilung für Antiquitäten im Ministerium. Der offizielle 
W ert wurde dort auf 30.000 Franken festgesetzt und die Hälfte 
davon dem freudestrahlenden Bauern ausgezahlt. 
Vom Kunstmarkt. 
(Die Kollektion M. Guggenheim, Venedig.) 
Vom 30. September bis 4. Oktober findet, wie bereits ange 
kündigt, im Palazzo Balbi in Venedig unter der Leitung von 
Hugo H e 1 b i n g (München) und A. R a m b a 1 d i (Bologna) die 
Auktion der Bestände des Commendatore M. Guggenheim, 
Venedig, statt. Guggenheim zieht sich nach einem arbeitsreichen 
Leben, das ihn sowohl zu einem der angesehensten Kunst 
händler Italiens, als auch einen geschätzten Wiederbeleber der 
kunstgewerblichen Tätigkeit Venedigs machte, gänzlich von den 
Geschäften zurück. Infolgedessen werden die reichen Schätze, 
die heute noch der Palazzo Balbi birgt, durch eine Auktion ver 
äußert. Einen stattlichen und sehr wertvollen Bestandteil der 
Kollektion machen die zirka 250 alten Gemälde aus, unter denen 
naturgemäß die Venezianer Schule mit Werken ihrer sämtlichen 
künstlerischen Perioden dominiert. Aber-auch die benachbarte 
Veroneser Schule ist gut vertreten, so unter anderem durch eine 
von der Kritik anerkannte mythologische Szene des seltenen 
Giolfino. Zahlreiche Meister der ober- und mittelitalieni 
schen Schule schließen sich ihnen ari. Es seien nur kurz genannt: 
Spienllo Spinelli, Aretino, Dossodossi, Romanello, Giulio Campi, 
Casparo Panetti. Außerdem finden sich noch Bilder der französi 
schen, spanischen, vlämischen und deutschen Schule, unter der 
letzteren auch ein Porträt des Lukas C r a n a c h. Qualitätvolle 
Stücke sind auch unter den Handzeichnungen enthalten. Die 
Stiche setzen sich aus Werken der italienischen, deutschen und 
englischen Schule zusammen. Die Antiquitäten sind dem ver 
schiedensten Materialgcbiet entnommen, aber natürlich über 
wiegend italienischen Ursprungs. Der Katalog führt Terrakotten, 
Fayencen und Porzellane, einige Gläser, sehr viele Metall 
arbeiten in Eisen, Messing, Kupfer und Bronze auf. von denen 
eine Kollektion venezianischer, jüdischer Messinglampen, schön 
ornamentierte bronzene Handglocken, Türklopfer, Plaketten und 
Medaillen sowie mehrere französische Bronzeuhren des aus 
gehenden 18. Jahrhunderts hervorgehoben seien. Unter den Edel- 
metallarbeiten nennen wir Renaissanceringe mit Steinen, ein 
wertvolles Niellomesser des Ouattrocento, Kameen und Intaglien 
der Antike und der Renaissancezeit. Weitere Abteilungen des 
Kataloges umfassen Textilien und orientalische Teppiche, 
Arbeiten in Elfenbein, Perlmutter und Leder, darunter einige 
schöne Fächer des 18. Jahrhunderts. Unter den Steinarbeiten 
sind einige antike Büsten und Torsi, sowie verschiedene Skulp 
turen der Renaissance- und Barockzeit enthalten. Die Möbel ent 
stammen hauptsächlich der Renaissance-, Barock- und Rokoko 
zeit und umfassen alle Gattungen, wie Stühle, Bänke, Schreib 
tische etc., vor allem auch zwei florentinische Renaissance 
schränke. Unter den Arbeiten in Holz fallen vor allem drei 
Truhenbretter in reicher Schnitzerei auf, von denen eines dem 
Sansovino zugeschrieben ist. Auch ein hübsches, bemaltes 
Spinett des 16. Jahrhunderts mit dem Wappen der Farnese 
sei hier genannt. Ein besonderes Gewicht hat M. Guggenheim 
auch auf die alten Rahmen gelegt, über deren stilistische Ent 
wicklung er auch ein sehr geschätztes Werk veröffentlicht hat. 
So finden sich in dieser Kollektion an die 150 Rahmen des 16. 
bis 18. Jahrhunderts, darunter reich geschnitzte Exemplare der 
Fi Uhrenaissance aus der Zeit Sansovinos. einige vom Meister 
seihst. Aus der kleinen Anzahl von Manuskripten und Büchern 
sei hervorgehoben ein Stammbuch des Quedlitrburger Apoiiie- 
kerprovisors Barth. B r e y e r mit interessanten Einträgen aus 
sächsischen Städten und Wien aus den Jahren 1634 bis 1650. 
ferner eine »Commissione ducale« des Dogen Hieronymus 
Prioli aus dein Jahre 1567. Eine Sache für sich sind die neuen 
kunstgewerblichen Arbeiten im alten Stil, für deren Her 
stellung Guggenheim früher große, weitberühmte Werkstätten 
besaß, die an die 300 Arbeiter beschäftigten. Ihm lag es ferne, 
schlechte Nachahmungen alten Kunstgewerbes zu schaffen, er 
wollte die alte Kunstfertigkeit selbst an neuen Möbeln aufleben 
lassen. Auf Grund eingehender und gewissenhafter Studien alter 
Vorbilder, Zeichnungen und Stiche, sowie durch Heranziehung 
eines außerordentlich geschulten Arbeitermateriales gelang es 
ihm, Möbel, die den modernen Bedürfnissen entsprechen, aber 
auch den Reichtum der alten Formen aufwiesen, hauptsächlich 
im Stile des Sansovino, des Barock und des Rokoko zu schaffen, 
ferner Marmorarbeiten, wie Kannnvcrkleidungen, Portale, Vasen, 
zuletzt Bronzen, die teilweise in verlorener Form hergcstellt 
sind. Auch von dieser seiner kunstgewerblichen Tätigkeit be 
finden sich noch bedeutende Stücke in den zur Versteigerung 
kommenden Beständen. — Der Katalog mit einem Vorwort von 
Dr. G. L i 11 ist in vier Ausgaben erschienen und durch Hugo 
H e 1 b i n g in München zu beziehen. 
(Der Schluß der Johann Orth-Auktio n.) Aus 
B e r 1 i n wird uns geschrieben : Ende September dieses Jahres 
wird im Kunstauktionshause der Gebrüder Heilbronn der 
zweite Teil des Nachlasses Johann Orths zur Versteigerung 
gelangen. Er umfaßt neben einer Reihe von Möbeln und 
Porzellanen aus den Schlössern des ehemaligen Erzherzogs und 
seinen Uniformen, vor allem seine Bibliothek. Diese beträgt etwa 
1700 Nummern. Es handelt sich vor allem um militärische und 
politische Werke, daneben spielen aber auch Reisebeschreibungen, 
die ja den späteren Führer der »Santa Margareta« am meisten 
fesseln mußten, eine große Rolle. Die Musik ist ebenfalls ausge 
zeichnet vertreten. In dieser letzteren Abteilung wird be 
sonders ein Band Interessieren, das ist die Originalpartitur zur 
choreographisch-dramatischen Dichtung des Erzherzogs »Die 
Assassinen« mit Musik von Josef Förster. Die Sammlung 
enthält auch eine Zeichnung, die der 14jährige Sohn seiner 
Mutter widmete, und die ein untergehenöes Schif darstellt. Es 
ist, als ob der Prinz sein abenteuerliches Ende schon vorahnend 
geschaut habe. 
(Versteigerung der Ruston - Sammlung.) Aus 
London wird uns geschrieben: Bei Christie wurde kürz 
lich die Versteigerung der Ruston-Samrnlung zu Ende geführt, 
deren erster Teil bereits im Mai 1898 verüzitiert wurde. Im 
ganzen kamen diesmal 140 Bilder unter den Hammer, für die 
50.000 Pfund eingingen. Den höchsten Preis erzielte Gains- 
boroughs »Richard Paul Jodreil«, für den A g n e w 6700 Gs 
zahlte. Weiters brachten: Gainsboroughs »Viscount 
Hampden« (1895 650 Gs) 3300 Gs. Romneys »Mrs. Raikes 
and Child« 6000 Gs, Romneys »Mrs. Brown« 2300 Gs, 
Reynolds »Lady Melbourne« (1895 2300 Gs) 4200 Gs, R e y- 
nolds Herrenporträt 540 Gs, G. F. Watts »Hope« 1500 Gs, 
W a 11 s »Love and Life« (1887 1150 Gs) 820 Gs, Watts »Love 
and Death (1887 1100 Gs) 1000 Gs, Turners »Heidelberg: 
Sunset« (1889 1100 Gs) 2200 Gs, Turners »Carew Castle« 
(1886 710 Gs) 400 Gs, Turners »Thun« (1889 240 Gs) 800 Gs, 
Turners »Plymouth with Rainbow« (1889 305 Gs) 600 Gs 
und P. De W i n t s »Lincoln« 520 Gs. — Herr Lippmann er 
warb fiir 1300 Gs ein deutsches Herrenporträt »Aetatis suae 29«, 
gez. H. B. und datiert 1526, das der Katalog dem Gravierer Hans 
Bros am er zuschreibt, das aber ein wichtiges Porträt des 
Meisters Hans Baidung Grien zu sein scheint.
	        
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