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rirten Stein nachzuahmen u. s. w. als der Einzige da, der noch nicht
übertroffen ist und den auch so leicht Keiner übertreffen wird. lch glaube,
ja ich bin gewiss, seine Arbeiten sind das achte Wunder der Welt, und
wie die Babylonier, Aegypter und Griechen sich ihrer Gräber, Pyramiden
und Tempel rühmten, so kann es nun auch das glückliche Bologna mit
dem Chore von San Domenicom Wenn die Zeitgenossen und die un-
mittelbar folgende Generation über die Werke eines Meisters derart
urtheilten, so erscheint es wohl nicht verwunderlich, wenn Fra Damiano
nicht davor zurückscheute, dem Herzog Alfons von Este, dem Begleiter
Kaiser Karl's V., bei einem Besuche seiner Werkstätte in San Domenico
den Eintritt in diese zu verweigern, weil Fra Damiano bei einer Reise
durch des Herzogs Land einmal gezwungen worden war, gegen alles
Herkommen für seine Werkzeuge Zoll zu zahlen.
Zur Zeit der Frührenaissance waren es nur einige Orte, an denen
man Werke der lntarsiakunst antraf. Dort wurzelte und blühte dieselbe
und es waren zumeist Handwerksmeister, die sie ausübten. Die Hoch-
renaissance löste dieses Verhältniss fast vollständig. In ganz Italien wollte
man nun, im Zeitalter zunehmender Pracht und Ueppigkeit, hervorragende
lntarsiawerke besitzen, und man wendete sich von allen Orten her an
die wenigen berühmtesten Meister. Mit der Verallgemeinerung der Kunst
hätte sich dieselbe verbilligen sollen; aber andererseits wurden die An-
forderungen an die Kunst immer größer, die Aufgaben immer mühsamer.
Hierin mag wohl der Schlüssel zu der Thatsache zu finden sein, dass
die Zunftschulen allmälig verschwanden und an ihre Stelle Mönchs-
Werkstätten traten, in denen Künstler thätig waren, die frei von Nah-
rungssorgen zum Ruhme ihrer Orden ihre Kunst ausüben konnten. Dass
hierdurch aber auch die Neigung zu Uebertreibungen befördert, dass die
Kunst der lntarsia in technischer Hinsicht zur Künstelei, in decorativer
Hinsicht jedoch zur Ueberladung geführt wurde, kann nicht in Abrede
gestellt werden. Es fehlte eben als Correctiv die Sorge um das täg-
liche Brod. Wenn schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts Domenico
di Niccolb zu Siena, der bereits durch zwanzig Jahre im Auftrage
und mit Unterstützung des Staates junge Leute in der Kunst der Einlege-
Arbeit zu unterrichten hatte, klagt, dass seine Kunst ihm wenig einbringe
und dass fast Niemand dabei habe aushalten wollen, um wie viel mehr
mag dies der Fall gewesen sein zur Zeit der Hochrenaissance.
Wir verlassen nun Italien. Die Kunst der Einlege-Arbeit nahm von
dort aus naturgemäß zunächst ihren Weg nach jenen Landen, die in
fortwährendem regen Verkehre mit Italien waren. Es scheintfdass sie
etappenweise ihre Wanderung machte, in den angrenzenden Ländern
zuerst Eingang fand und von dort weiter um sich griff. In Süddeutsch-
land treEen wir die Kunst der lntarsia am frühesten an. Sie mag dann
den Rhein entlang gewandert sein und sich schließlich in Holland
festgesetzt haben, von wo aus neuerwachterLWandertrieb sie vermuthlich