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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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Nur in dev Eleganz und Bequemlichkeit der Wohnung geschah ein 
wesentlicher Fortschritt Noch vor dem Jahre 1848 hatten die durch 
gängig ebenerdigen Bauernwohnungen, bestehend aus dem Yorhause 
und dem gemeinschaftlichen Zimmer, aus welchem eine Thiire in die 
Küche ging, zwar schon durchgängig Kamine, aber noch keinen ge 
dielten Fussboden, dieser bestand nur aus einem festgestampften Estrich ; 
die Thüren und Fenster waren niedrig und klein, die Zimmer 
decke aus Holz, ein grosser grüner Kachelofen, an den sich ein riesi 
ger Backofen—die gemeinschaftliche Schlafstelle der Jüngern Glieder 
der Familie — anschloss, der offene Herd in der Küche. Dies ist jetzt 
alles anders geworden. Gedielte Fussboden, Rohrdecken, hohe Thüien 
und Fenster, weisse, sogenannte Kastelöfen, Sparherde machen, dass 
auch die innere Einrichtung eine moderne geworden ist. 
Doch, wenn auch diese den modernen Anstrich erhielt, die An 
ordnung der einzelnen Theile blieb dieselbe. 
In ein hanakisches Zimmer, jizba, — wir sprechen hier von einem 
Bauerngrunde — geht man in der Regel aus dem Vorhause, sin, links 
hinein. Dem Eintretenden gegenüber zeigt sich eine Uiüre, welche in 
ein kleines Nebengemach, svötnicka, das blos ein Fenster hat, während 
die jizba ihrer zweie zählt, den Besucher einführt. Die svctnicka ist 
das eigentliche Schlafgemach des Hauswirthes und der Hauswirthin, 
das männliche Gesinde schläft in den Stallungen bei den Pferden, das 
weibliche in der Küche, die Kinder des Hauses im Sommer im Vor 
hause, im Winter entweder auf der Ofenbank, am Fussboden, oder am 
Backofen in der Stube. Auf Betten im städtischen Sinne legt der 
Hanak bis zur Gegenwart keinen grossen Werth, wohl aber auf ein 
Schaubett, welches auf der Langwand, den Fenstern gegenüber, im 
Zimmer zu stehen pflegt. Bis 20 Kopfpölster, gewöhnlich im farbigen 
Ueberzuge, liegen oft bis zur Decke aufgeschichtet; sie gehören, falls 
eine Tochter im Hause ist, zur Aussteuer. Söhne erfreuen sich dieser 
Gabe nicht. 
Die linke Ecke an der Querwand, welche die Stube vom Ge 
mache trennt, und ehedem den grossen grünen Kachelofen (die besten 
wurden in Kojetein gebrannt) mit seinem weitläufigen Backofen, den 
Ofenbänken und einem an den Deckenbalken befestigten Holzgestelle 
(bydlo) zum Aufhängen und Trocknen der Kleidungstücke zum Pen 
dant hatte, ist der Ehrenplatz des Hauses. Hier steht der Familien 
tisch auf Kreuzfüssen mit einer grossen Lade, welche zur Aufbewah 
rung des eben angeschnittenen Kornbrodes, das Jedem aus dem Haus 
gesinde zugänglich ist, und der äusserst einfachen Blech- oder Holz 
löffel dient. Gabeln werden bis jetzt nur ausnahmsweise benützt, 
man hält sie nicht für unumgänglich nothwendig. Das Taschenmesser
	        
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