MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 13 ihren wesentlichsten Zügen authentisch und zusammenhängend darstellen ? Ein Hauptmangel haftet den orientalischen Teppichen an: ihre Vergänglichkeit. Während Gegenstände aus Metall und gebranntem Thon Jahrtausende überstanden haben, ver¬ mochten Textilerzeugnisse nur unter ganz besonders gün¬ stigen Umständen eine längere Reihe von Jahrhunderten zu überdauern. Unter den textilen Rohmaterialien ist wieder die dem Mottenfrasse ausgesetzte Thierwolle das vergänglichste; die Thierwolle ist aber gerade jenes Material, das in der orientalischen Teppicherzeugung so wie noch heute, wohl schon von Anbeginn die weitaus erste Rolle spielt. Erwägen wir ferner, dass die Teppiche als Gebrauchsgegenstände der mechanischen Abnützung im höchsten Masse ausgesetzt sind, so müssen wir dem Geschicke dankbar sein, dass es uns überhaupt Teppiche aus früherer Zeit als dem laufenden Jahrhunderte erhalten hat. Aeltere Teppiche, sogenannte «altorientalische» Teppiche, gibt es nämlich zweifellos und, wie die Ausstellung lehrt, in nicht geringer Anzahl. Es fällt auch nicht schwer, einen alten Teppich von einem jüngeren zu unterscheiden, sobald man nur die moderne Waare genauer angesehen hat. Die Schwierigkeit beginnt aber sofort, wenn man sich mit der vagen Bezeich¬ nung «altorientalisch» nicht mehr zufrieden gibt und eine genauere Datirung, sei es auch nur nach dem Jahrhundert, anzustellen versucht. In einzelnen Fällen hat es uns der orientalische Arbeiter allerdings leicht gemacht. So lesen wir an Xr. 361 nicht bloss den Namen des einstigen Besitzers, sondern auch eine ganz genaue Orts- und Zeitbestimmung. Leider kommen solche datirte Stücke nur sehr vereinzelt vor und stammen fast sämmtlich aus unserem Jahrhundert. Man ist daher gezwungen, nach anderen, minder bequem zu Tage liegenden Criterien zu suchen.
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