MAK
Nr. 21 
Internationale Sammler-Zeit nng. 
Seite 323 
schon als Student eine Markensammlung anzulegen, die er 
später als Matrose bei seinen Ozeanfahrten mit seltenen exoti 
schen Exemplaren bereicherte. Kürzlich wurden ihm für drei 
Exemplare 75.000 Kronen geboten. Ein Lord erfuhr von dieser 
Sammlung und bot dafür deren Besitzer, der inzwischen in 
Hamburg eine Stelle als Handlungsgehilfe angenommen hat, 
300.000 Kronen. Prodanov hat sich nun mit seiner Sammlung 
nach London begeben und wird hoffentlich mit dem Lord 
bald einig werden. 
Verschiedenes. 
(Die Kunstsammlung Alt man.) Aus New- 
York wird uns geschrieben: Der kürzlich verstorbene Groß- 
kaufmann Benjamin A 11 m a n hat (wie von uns inzwischen 
gemeldet) eine Kunstsammlung hinterlassen, die das Haupt 
stück seines auf 45.000.000 Dollars geschätzten Vermögens 
darstellt. Da er nicht verheiratet war und an näheren Ver 
wandten nur zwei Neffen und zwei Nichten besaß, glaubt man, 
daß sich im Testament eine Bestimmung findet, auf Grund 
welcher diese Kunstschätze dem Publikum dauernd zugäng 
lich gemacht werden. Unter ihnen ist namentlich eine auf 
1,000.000 Dollars geschätzte Sammlung persischer Teppiche 
zu erwähnen, die zweifellos keinen »Kitsch« enthält, da Herr 
Altman selbst ein ausgezeichneter Kenner solcher Gewebe 
war. Was die Gemälde angeht, so wandte er seine Auf 
merksamkeit ausschließlich alten Meistern zu, namentlich sind 
in der Sammlung viele Rembrandts zu finden. Unter den 
anderen Schätzen der Sammlung Altman ist eine Kollektion 
von Porzellan aus den Kang-He-, Yung-Tsching- und 
Kien-Ling-Perioden zu erwähnen. 
(Das T o d e s d a t u m Johann Zieglers.) Der 
Schriftsteller Herr Dr. Ignaz Schwarz, Wien, I. Bogner 
gasse 2, ersucht uns um Aufnahme folgender Zuschrift: »Für 
die Mitteilung des To de s da i ums und des Sterbe- 
ortes des Kupferstechers Johann Ziegler (geh. 1749 
zu Meiningen, tätig in Wien) wäre ich sehr dankbar.« 
(Diebstahl eines altniederländii sehen 
Altar s.) Ein Kirchendiebstahl ist in der Kirche von L o m b e k 
in der Nähe von Brüssel verübt worden. Unbekannte Diebe 
erbrachen die Kirchentüre und nahmen den wunderbaren Altar- 
schmuck aus dem 15. Jahrhundert, ein Meisterwerk altnieder 
ländischer Holzschnitzkunst von bedeutendem Werte, mit sich. 
Museen. 
(Ein neuer W a I dm ü 11 e r in der Berliner 
Nationalgalerie.) Die Berliner Nationalgalerie hat 
einen W a 1 d m ü 11 e r aus dem Besitz der Berliner Galerie 
Gaston von Mallmann erworben. Es handelt sich um ein 
lebensgroßes Bildnis der Tochter des Altwiener Meisters, die 
mit dem Homöopathen Dr. von Wurrnb verheiratet war. 
Amalie Waldmüller ist hier in weißer Toilette dargestellt. Der 
Hintergrund des Gemäldes zeigt die Landschaft bei Rohitsch, 
wo die Familie des Meisters ein Haus besaß. Mallmann hatte 
das Bild von der Enkelin der Amalie Waldmüller gekauft. 
(Berliner Kupferstichkabinett.) Dem Kupfer 
stichkabinett der Berliner Museen hat Dr. James Simon 
jetzt zwei interessante Geschenke gemacht. Er überwies der 
Sammlung eine getuschte Federzeichnung von Wolf H u b e r, 
dem liebenswürdigen Passauer Meister vom Beginn des 
16. Jahrhunderts. Es ist die Darstellung, wie der heilige Hierony 
mus vor dem Kruzifix in einer der wildromantischen Land 
schaften kniet, wie sie Huber mit Benützung von Motiven 
seiner Alpenheimat und des Donaulandes zu zeichnen pflegte. 
Ferner schenkte Dr. Simon dem Kabinett eine lombardische 
Deckfarbenmalerei auf Pergament aus der Zeit um 1420, eine 
Initiale mit der Darstellung der Heimsuchung Mariä. — Die 
Chodowiecki-Sammlung des Kabinettes wurde durch einige 
hübsche Blätter vermehrt, die Illustrationen des Meisters zu 
Nicolais Roman »Sebaldus Nothanker« und das Blatt mit dem 
Großen Kurfürsten im Kavalleriegefecht. In die moderne 
Sammlung kam als Ueberwcisung des Kultusministeriums F o r- 
bergs großer Stich nach Artur Kampfs Gemälde »Ansprache 
Friedrichs des Großen an seine Generale bei Koben«. G. Caspari 
in München schenkte die Porträtradierung, die Max Oppen 
heimer, der junge Berliner Maler, von Peter Ältenberg ge 
schaffen hat. Die bedeutsamste Erwerbung aber sind die vier 
Radierungen von Kompositionen Hans v. Marees, die nur in 
einem Exemplare existieren sollen. Anscheinend hat die 
Blätter — Darstellungen nackter Menschen unter Bäumen wie 
in den großen Kompositionen von Marees’ Reifezeit ■— Karl 
v. P i d o 11 nach Zeichnungen seines Meisters geschaffen, 
Pidoll war es ja auch, der uns in einem Heftchen über Marees’ 
Schaffensart erzählt hat, und der in seinen Bildern dem Meister 
zu folgen versucht. 
Vom Kunstmarkt. 
(Kölner K u n s t a u k t i o n.) Bei der Kölner Kunst 
auktionsfirma I. M. H e b e r 1 e (H. Lempertz’ Söhne), G. m. 
b. H., findet in den Tagen vom 12. bis 14. November unter 
Leitung des Kunsthistorikers Dr. phil. H. G. Lempertz, des 
Leiters der Firma, eine äußerst bemerkenswerte Versteige 
rung von Antiquitäten aus den Nachlässen Architekt Weh 
lin g (Düsseldorf) und Hofgoldschmied Brems-Varain 
(Trier) statt. Die beiden reich ausgestatteten Kataloge weisen 
fast ausschließlich erstklassige Kunstwerke auf. Unter den 
Kunstgegenständen fesselt vor allem die reiche Auswahl von 
keramischen Erzeugnissen. Neben rheinischem Steinzeug 
finden wir Alt-Delfter und französische Fayence, dann vor 
allem erstklassige Porzellane, so eine vorzügliche Garnitur 
von fünf Vasen aus der besten Periode der Familie Rose mit 
dick aufgetragenen Farben; reizvolle Teller mit stilisierten 
Landschaften und Blumendekor, Arbeiten in Satsuma, Teller 
von Nymphenburg, Fürstenberg; Meißen ist namentlich durch 
ein selten schönes Exemplar der Fischverkäuferin sowie ein 
reizvolles Tete-ä-tete mit Malereien im Hcroldgeschmack ver 
treten. Unter den Silberarbeiten verdient ein Zierstück der 
Augsburger Manufaktur sowie ein Herzanhänger mit reiz 
vollem Bandwerk besondere Erwähnung. Des ferneren ent 
hält die Sammlung Miniaturen, Bronzen, namentlich schöne 
Uhren der Empirezeit, Gobelin, Holzskulpturen etc, Unter den 
Möbeln sind wohl ein großer Leinwandschrank des 17. Jahr 
hunderts, 2 Hausuhren sowie ein reizendes französisches 
Rokokotischchen besonders beachtenswert. Gleich reichhaltig 
und hervorragend ist auch die Kollektion von Gemälden. Hier 
finden wir Arbeiten von Sprangcr, ein Doppelbildnis des jungen 
Goethe mit seiner Schwester von Tischbein, ein äußerst wir 
kungsvolles Geflügelstück von Melchior d’Hondecoeter, Por 
träts von Pieter Vereist, Arbeiten der Rubensschule, ein An 
tonio Allegri de Correggio, ein Stilleben von de Neer, eine 
Pieta von der Hand des Ouentin Massvs, eine Kreuzigung der 
niederrheinischen Schule um 1500 etc. Unter den modernen 
Meistern ist Keller mit einem großen Figurenstück vertreten, 
Jules und Victor Dupre mit je einer charakteristischen Land 
schaft, F. Kaiser und andere mehr. Der Katalog sowie jede 
nähere Auskunft über die Sammlung sind durch die leitende 
Firma erhältlich. 
(Versteigerung in Aachen.) Die Firma Ant. 
Creutzer vorm. M. Lempertz in Aachen veranstaltet vom 
5 bis 7. November eine Auktion von Gemälden, alten Möbeln 
und verschiedenen Antiquitäten. Unter den Gemälden nehmen 
uns naturgemäß in erster Linie die alten Meister gefangen, unter 
denen wir einen heiligen Hieronymus von Ribera, eine Santa 
Maria von Sassoferrato, Bilder von Pisano, den beiden 
Teniers, Fyt und Mostaert hervorheben möchten. Unter 
den neueren Gemälden ist besonders ein Porträt des Kaisers 
Franz Josef von Winterhalter bemerkenswert. 
Scheuren ist mit einigen seiner vorzüglichen Rheinland 
schaften, S c h a d o w mit einer hübschen Oelskizze (Singende 
Mädchen), Oswald Achenbach mit einer prächtigen Partie 
ans der Campagne vertreten. Unter den Handzeichnungen finden 
wir Darstellungen aus der römischen Geschichte von Alma Ta-
	        
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