MAK
Nr. 23 
Internationale Samml#r-Zeitung. 
Seite 357 
(2% Schillinge geschnitten mit Anhang), provisorische Trans 
vaal mit Fehldruck: Bcpublik statt Republik. 
(Philatelie und Wohltätigkeit.) Am 1, Dezem 
ber gibt die Schweiz eine neue Briefmarke aus, die sozu 
sagen als amtliche Wohltätigkeitsmarke Anspruch auf Originalität 
hat. Es handelt sich bei diesen Wohltätigkeitsmarken um Post 
wertzeichen, die 10 Centimes kosten und auch die entsprechende 
Inschrift tragen, deren Frankierungswert aber in Wirklichkeit 
nur 5 Centimes beträgt. Die Post erhält also nur 5 Centimes für 
die Beförderung und führt die übrigen Centimes an einen Wohl 
tätigkeitsfonds ab, in diesem Falle zugunsten der Bekämpfung 
der Tuberkulose. 
Porzellan. 
(Hohe Preise für Porzellane.) Wie stark das 
Interesse für gute Porzellane ist, beweist der Verlauf der von 
uns in der vorigen Nummer besprochenen Auktion Isaak 
sohn bei L e p k e in Berlin. Für die beiden Züricher Figuren 
»Jäger mit Hund« und »Jägerin« (Kat.-Nr. 14 und 15) zahlte man 
2280 Mk., für die Fürstenberger Gruppe »Kavalier und Dame« 
(Nr. 12) 1900 Mk., aus der Gruppe »Meißen« brachten »Venus 
und Amor« (Nr. 30) 1500 Mk., Nr. 31 Der schreibende Kavalier 
3100 Mk., Die Jahreszeitengruppe (Nr. 32—35) 4400 Mk., Die 
Hochzeit des Bacchus (Nr. 37) 3600 Mk., Kavalier und Dame 
(Nr. 38) 3700 Mk., Das Liebespaar (Nr. 39) 3200 Mk. Von den 
Frankenthaler Figuren erzielte »Der Gärtnerjunge« (Nr. 48) 
1650 Mk., »Der Frühling« (Nr. 49) 1420 Mk., »Der Herbst« 
(Nr. 50) 1400 Mk. und die Frankenthaler Jagdgruppe (Nr. 51) 
5900 Mk. 
Verschiedenes. 
(Karl Lindau als Sammler.) Der Wiener Schrift 
steller Karl Lindau, der am 26. November seinen 60. Geburts 
tag beging, äußerte sich einem Interviewer gegenüber über seine 
Sammlungen: »Viele Andenken bewahre ich an meine Laufbahn 
und eine wertvolle Autographen- und Brief Samm 
lung bringt mir diese schöne Zeit stets wieder in Erinnerung! 
Uebrigens bin ich immer ein großer Sammler gewesen und be 
sitze eine Bibliothek, die viele U n i k a und Viennensia ent 
hält. Außerdem habe ich eine Sammlung von Zeitschriften, in der 
jeder Tag von 1766 bis heute vertreten ist. Unter den zahl 
losen Autogrammen, die ich besitze, ist eines besonders originell. 
Sarah Bernhardt, bei deren Gastspiel am Ringtheater ich 
eine kleine Rolle spielte, schrieb mir dieses über meine Bitte auf 
ein — Taschentuch!« Lindau besaß auch eine kostbare Uhren 
sammlung, die er' bis auf einige besonders rare Stücke ver 
äußerte. Für den Erlös kaufte er sich eine hübsche Villa in 
G munde n, wo er den Sommer zu verbringen pflegt. 
(Die Katastrophe einer Stradivarius- 
Geige.) Aus Kattowitz wird gemeldet: Eine wertvolle 
Strsdivarius-Geige ist während eines Konzertes im großen Stadt 
parksaale dem berühmten Violinvirtuosen Professor Alexander 
Petschnikoff aus Petersburg in Trümmer gegangen. Ge 
rade als Petschnikoff den solistischen Teil beendet hatte, entglitt 
ihm seine Stradivarius-Geigc, fiel zu Boden und zertrümmerte. 
Das Instrument kostete 75.000 Mk. und ist nach Ansicht der Fach 
leute nicht mehr zu reparieren. Infolge dieses argen Mißge 
schickes erlitt Petschnikoff einen derartigen Nervenchock, daß 
er sofort in sein Hotel überführt werden mußte, wo er auch 
nicht unbedenklich darniederliegt. 
(Das alte Amtsarchiv der Lohgerber in 
Bremen) ist jetzt duroh die Firma Julius Achelis & Sohn 
erworben und dem dortigen Historischen Museum geschenkt 
worden. Es umfaßt außer den vortrefflich geordneten Akten die 
alten Amtssiegel, eine Kupferplatte von 1754 für die Kund 
schaften des Lohgerberamtes und eine Anzahl Urkunden. Das 
Lohgerberamt erhielt als eines der angesehensten Aemter in 
Bremen schon im Jahre 1305 vom Rat seine Rolle, und sein 
Amtshaus hat an der Stelle des jetzigen berühmten Bremer Rat 
hauses gestanden. Für die Hergabe des Platzes erhielten die 
Lohgerber unter anderem im Ratsweinkeller ihre besondere 
Bank mit ihrem Wappen (zwei Bockshörnern) darüber. Die 
Firma Achelis, die Stifterin des Archives, war dem Lohgerber 
amt insoferne eng verbunden, als mehr als 200 Jahre hindurch 
stets Vertreter der aus Rostock zugewanderten Familie als 
Meister dem Lohgerberamte angehörten. Auch der gegen 
wärtige Seniorchef der Firma hat noch das Lohgerbermeister 
recht besessen, bis 1861 das Lohgerberamt aufgelöst wurde. 
Museen. 
(Oesterreichische Staa,.tsgalerie.) Die 
Oesterrcichische Staatsgalerie hat eines der neuesten Werke 
Professor Max Liebermanns erworben. Das große Bild, 
das in diesem Sommer an der holländischen Küste in Nordwijk 
entstanden ist, zeigt einen Jäger in der Dünenlandschaft. Mit 
einer Koppel Hunde, braunen und weißen Dackeln, die er 
trainieren will, schreitet die graubraune Gestalt des Jägers durch 
den Sand, die Flinte im Arm. Hinter ihm öffnet sich von der 
Düne herab ein weiter Blick in das flache holländische Land 
hinein. Die Staatsgalerie besaß bisher nur ein Werk Liebermanns 
aus dem Jahre 1904, das einen Spitalgarten in Edanr zeigt, dem 
Entstehungsort der berühmten roten holländischen Käsekugeln. 
(Das König Albert-Museum zu Chemnitz) 
erwarb als erste Anschaffungen aus der Vogel-Stiftung die 
zwei Bronzen R o dins: »Eine Hand« und »Porträtbüste 
Octave Mirabeaus«, nach der im Frühjahr erworbenen 
Hod ler sehen Landschaft eine glückliche Bereicherung des 
Museumbesitzes. 
Vom Kunstmarkt. 
(Der dritte Teil der Sammlung Vincent van 
Gogh.) Aus Amsterdam wird uns berichtet: Den dritten 
Teil der Kollektion Vincent van Gogh wird R. W. P. de 
V r i e s am 2. und 3. Dezember d. .1. im Hotel »de Roos« ver 
steigern. Der vorzüglich ausgestattete Katalog verzeichnet in 
weit über 1200 Nummern eine Fülle wertvoller alter Hand 
zeichnungen, besonders alter holländischer Meister. Auch eine 
Zeichnung von Rembrandt ist dabei, die Figur eines Greises 
im Turban. Sie stammt aus der Kollektion de Bosch und war 
später in den Kollektionen Cranenburgh, de Vos und 
C o s t e r. Von sonstigen Handzeichnungen sind besonders zu er 
wähnen die Blätter von Jan Brueghel, Ag. Carracci, A. Cuyp, G. 
Flinck, H. Goltzius, M. Hobberna, Ph. Köninck, W. van de Velde. 
Aus anderem Bestände schließen sich moderne Aquarelle und 
Zeichnungen an. Unter ihnen sind besonders reich vertreten M. 
Bauer, ,T. Bosboom, J. Israels, A. Mauve. 
(Meister der Barbizon-Sch ule unter dem 
Hamme r.) Die Kunsthandlung F. A. C. P r e s t e 1, Inhaber 
A. Voigtländer-Tetzner, Frankfurt am Main, veranstaltet 
am 10. Dezember d. .1. eine interessante Gemäldeauktion. Außer 
einigen qualitätvollen Gemälden alter Meister (Thomas de. 
Keyser, Paris Bordone, Moleuaer etc.) sind besonders die Werke 
von Meistern der Barbizon -Sc hule als Arbeiten ersten 
Ranges hervorzuheben. Vorzügliche kleine Meisterwerke von 
Daubigny, Corot, Isabey, Courbet, vortreffliche Zeichnungen von 
Millet, Corot, Gudin, Rousseau etc. verzeichnet der Katalog. 
Ganz besondere Beachtung verdient aber ein Künstler aus der 
selben Zeit, der uns hier mit bisher unbekannten Werken vor 
die Augen tritt. Es ist der seinerzeit hochgeschätzte Marine 
maler Th. Gudin. Wie es uns schon mit manchem anderen 
großen Meistern ergangen ist, so ergeht es uns hier mit Gudin. 
Die in der Auktion vorkommenden Gemälde zeigen ihn von 
einer Seite, von der ihn seine Zeitgenossen gar nicht kannten.
	        
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