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Nr. 23
Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g.
Es sind intime Naturausschnitte, die , mit höchster Meisterschaft
dargestellt werden, und es ist gewiß nicht zu viel gesagt, wenn
man ihn künftighin in dieselbe Reihe, wie Corot, Daubigny und
Millet setzen wird. Der wissenschaftlich bearbeitete Katalog ver
zeichnet gegen zweihundert Werke (zum Schlüsse auch einige
moderne) und ist mit beinahe hundert großen Abbildungen ge
schmackvoll ausgestattet.
(Sammlung Freiherr T hure von C e d e r-
stroem, München.) Atn 16. und 17. Dezember findet in
der Galerie tl e 1 b i n g in M ii n c h e n die Auktion der Samm
lung Freiherr Thure von Cedcrstroem (München) statt.
Der bekannte Maler, der in weiten Kreisen als feinsinniger
Kenner alter Kunst geschätzt wird, hat keine umfangreiche,
dafür eine um so erlesenere Kollektion im Laufe seines Lebens
zusammengebracht. Er war niemals ein Spczialitätenjäger,
sondern vereinigte alles, was ihm schön, wohnlich und von
Fig. 5. Baumgartner, Taufe.
bester Arbeit diinktc, um sich. Darin ist er ein typischer Ver
treter der besten Bestrebungen des Münchens der Achtziger
jahre. Wenn er sich heute von all den schönen Sachen trennt,
so geschieht es nur, weil er Pinsel und Palette beiseite gelegt
und Atelier und Haus veräußert hat. Gehen wir an der Hand
des Kataloges die Bestände durch: Einige gute alte Steinzeug
krüge, mehrere schöne Fayencen von Urbino, Künersberg, Nürn
berg, Bayreuth und Delft, einiges europäische und ostasiatische
Porzellan machen die Keramik aus. Glaspokale schließen sich
an. Seltene und schöne Formen finden wir unter den Kuchen
modeln und Kesseln aus Kupfer. Von den Bronzearbeiten wären
eine wertvolle französische Standuhr zu nennen. Zu den seltenen
spätgotischen Messingarbeiten gehört ein Aquamanile in
Kannenform; Messingwandleuchter und sorgfältig gepflegtes Zinn
mit seltenen Marken seien hervorgehoben. Die Pokale, Becher
und Platten aus Silber tragen Marken von Breslauer, Nürnberger.
Augsburger, Stockholmer Meistern des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Zierliche und kunstvoll gedrechselte Stücke finden sich unter
den Elfcnbeinarbeiten. Interessant ist ein kleines Elfenbeinrelief;
Anbetung der Hirten um 1480. Auf alten, geschnitzten Kartuschen
sind teilweise die Hirschgeweihe angebracht. Verschiedene
Textilien und Teppiche folgen. Einige Holzfiguren, mehrere
nordische Holzbecher, zahlreiche prächtige Barock- und Rokoko-
wandkonsolen, verschiedene Holzrahmen bilden die Arbeiten in
Holz. Die Abteilung der Möbel zeichnet sich durch besonders
gewählte Stücke aus. Eine gotische Kirchenbank, mehrere
Barock-Schreibtische, zwei dekorativ wirkungsvolle Kabinett-
schränke, zwei äußerst gediegene und feinproportionierte
holländische Aufsatzschränke in Eben- und Eichenholz aus dem
17. Jahrhundert, einer der äußerst seltenen schwedischen Ueber-
bauschränke des 17. Jahrhunderts mit reichen Schnitzereien,
reichgeschnitzte Barock- und Rokokosessel, eingelegte
Tischchen, Standuhren ragen über den Durchschnitt weit
empor. Von den Gemälden sei an erster Stelle ein interessantes
Bild des Dürer-Imitators Hans Hoff mann genannt, das die
»Verspottung Christi« darstellt und sich früher auf einem
Schlosse des Kanzlers Oxenstierna befand. Johann Wolf
gang Baumgartner ist mit einem Gemälde, »Taufe«, ver
treten, das unsere Abbildung (Fig. 5) wiedergibt. Porträts, kirch
liche und profane Bilder des süddeutschen Barock und Rokokos
sind durchwegs wertvolle und guterhaltene Arbeiten. Von den
Miniaturen sind schon ein größerer Teil durch die Münchener
Miniaturen-Aussielhing 1912 bekannt geworden. Besonders sei
das flott gemalte Porträt D o r n e r s von dem Münchener
Schrott genannt, ferner ein Damenporträt um 1580 und ein
englisches Herrenporträt gegen 1800. Der Katalog mit 10 Tafeln
und 12 Textklischees ist durch Hugo H c 1 b i n g, München, zu
beziehen.
(Gemäldeauktion des Oester reichischen
Kunstvereines.) Der Oesterreichische Kunstverein in Wien
läßt seiner Herbstauktion am 4. Dezember die Versteigerung
einer wertvollen Gemäldesammlung folgen. Der Katalog hebt in
erster Linie ein Mädchenporträt von Van Dyck hervor. Das
blondlockige Kind in hellblauem dekolletierten Seidenkleid ist in
ganzer Figur in einer Halle stehend dargestellt, sein auf dem
Sessel liegendes Schoßhündchen liebkosend. Auch auf ein kleineres
Damenbildnis des Nikolaus M a e s, ein Werk von diskretester
Abtönung der Farben, sowie ein vorzügliches Bildnis eines statt
lichen jungen Mannes mit Lockenhaar von Philippe de Cham-
paigne und ein anmutiges Mädchenbildnis des Miereveld
von charakteristischer Faktur wird hingewiesen. Von den großen
englischen Meistern erwähnt der Katalog zwei IVirträts, ein
liebliches Kinderbildnis von Reynolds und einen farben-
kräftigen Raebur n (Porträt des Staatsmannes Mr. Campbell).
Weiters verzeichnet der Katalog ein virtuoses vielfiguriges Früh
werk von Tintoretto: »Christus heilt die Kranken.« Ein
großes Tafelwerk von edelster Zeichnung und strenger Farben
gebung wird als ein Werk des gerade in Wien so beliebten
Parmegianino bezeichnet. Zwei gute Bassano werden
sicher Anwert linden. Von dem seit mehreren Jahren neben dem
größeren Greco in den Vordergrund des Interesses gerückten
Magnaseo enthält die Sammlung nicht weniger als drei
Bilder, darunter eiii Hauptwerk. Eine hübsche Auswahl von
Werken holländischer Meister, ein hervorragendes, mono-
grammiertes Landschaftsbild von Jakob R u y s d a e 1, mit
Figuren von Wouverman, dann eine Reihe lustiger Genrebilder,
Zecher und andere lockere Gesellen, von Adriaen Brouwe r.
Brakenbur g, Dirk Hals, Saftleven, ein guter P o e 1 e n-
b u r g, ein Hühnerhof von H o n d e c o e t e r und ein gediegenes
Stilleben des seltenen Barent van der Meer, signiert, endlich
eine farbenprächtige eigenhändige Skizze von Rubens und
eine allegorische Darstellung von dem Rubens-Schüler Diepen-
b e e c k schließen den Reigen.
(Die Auktion bei H e b e r 1 e.) Bei der Kunstauktions
firma I. M. H e b e r I e (H. Lempertz’ Söhne), G. m. b. H. in
Köln, wurden vom 12. bis 14. November die bedeutenden
Sammlungen von Kunstgegenständen und Gemälden aus den
Nachlässen Architekt G. W e li li n g, Hof-Goldschmied Brems-
V a r a i ii u. a. versteigert. Bei äußerst reger Beteiligung von
Kunstliebhabern und Händlern wurden sowohl bei den Kunst
sachen wie bei den Gemälden äußerst bemerkenswerte Preise
et zielt, die zum Teile als Rekordpreise bezeichnet werden