Nr. 24
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 363
echte Blätter aus derselben Zeit sein, denn die Künstler
wechselten hie und da die Farben auf derselben Platte.
So Utamaro, Jeisen, Toyokuni II, Hiroshige und andere.
Die Verleger- und Druckerzeichen und die Signa
turen geben uns auch einen Fingerzeig, ob wir es mit
einem alten, echten Blatte zu tun haben oder nicht. Kopien
Fis:. 1.
sollen gesetzlich das neue Verlegerzeichen tragen, fehlt
es, oder wurde es auf irgend eine Art entfernt, so war
eine Fälschung beabsichtigt. So sind zum Beispiel Blätter
von Sharaku, die am Kunstmarkte jetzt wohl die
höchsten Preise erzielen, und die nicht das Verleger
zeichen von Tsutaya Jusabro (ein Blatt des ge
zackten Teufelsefeu, Onizuta, darüber drei Berggipfeln in
geraden Strichen dargestellt) tragen, nur mit Mißtrauen
zu betrachten.
Handbücher über Verleger- und Druckerzeichen gibt
es bis jetzt, soweit es mir bekannt ist, leider nicht;
für den Kunstforscher und Sammler des Japandruckes
wären solche von großem Werte. Durch Dr. Kurth
wurde, soweit es die Zeit Utarnaros betrifft, darin vor
gearbeitet.
Künstlersignaturen erfordern ein eingehendes Stu
dium, um ein Urteil über ihre Echtheit fällen zu können.
Japandrucke sind meistens nicht datiert. Durch
das Verleger- und Druckerzeichen kann die beiläufige
Zeitperiode und der Ort des Erscheinens eines solchen
Blattes bestimmt werden. Ist das Zeichen am Blatte von
einem Verleger oder Drucker, der zur Zeit des Künstlers
noch nicht tätig war, oder von einem, der für ihn nicht
arbeitete, so ist das Blatt ein Neu- oder Nachdruck.
Spätere Drucke, die von den Originalplatten hcrgestellt
wurden, können nicht als Kopien bezeichnet werden; zu
meist, jedoch nicht immer, sind sie minderwertig, be
sonders dann, wenn diese Platte in andere Hände über
gegangen ist, und es nicht mehr der Künstler war, der die
Einfärbung der Platte und den Druck des Blattes über
wachte. Besonders schlecht aber wurden solche Drucke
oft dann, wenn sie für den Massenvertrieb berechnet
waren. Solche Drucke lassen kaum das Originalblatt des
Künstlers wiedererkennen, der ganze künstlerische Wert
ging verloren. Da wo echte gute und feine Farben ange
wendet wurden, finden wir statt dessen stumpfe,
schlechte, oft aber auch grelle, das Auge beleidigende
[ Anilinfarben. Die Farbenplatten werden in solchen
j Fällen auch rasch und schleuderhaft behandelt, so daß
aus manchem schönen Werke des Künstlers eine ab
schreckende Marktware wird. Was von der alten Kunst
bei solchen Blättern noch geblieben ist, ist oft nur die
Kontur und diese hat auch zumeist durch die Abnützung
der Umrißplatte gelitten.
Wenn man also ein Blatt eines halbwegs besseren
Künstlers in die Hand bekommt, wo die handwerksmäßige
Farbengebung und die Nachlässigkeit im Drucke in die
Augen fällt, so kann man sicher annehmen, daß dies ein
späterer Abdruck sei. Es kann auch Vorkommen, daß für
solche spätere Abdrücke neugeschnittene Farbenplatten
angewendet werden, dann treten auch noch andere Ver
änderungen in den Farbenflächen auf, die auch nicht vom
Vorteile sind. So findet man Blätter und Bücher von be
deutenden Künstlern am Kunstmarkte, die von einer ganz
schauerlichen Wirkung auf den kunstsinnigen Beschauer
sind und die dem Originale nur im Umrisse gleich
kommen. Auf diese Art wurde mit den Arbeiten und mit
dem Namen der Künstler oft der größte Mißbrauch
getrieben, und dies w ? ar nur geeignet, den Künstler und
seine Werke in Mißkredit zu bringen. So gibt es Aus
gaben von Hiroshige I und II, dann Kunisada,
Kuniyoshi und dem jungverstorbenen Kuniyasu,
von Jeisen und auch von modernen Meistern, so
G e k o und Joshi-Toshi und anderen Künstlern, die
oft den Meister nicht erkennen lassen. Man kann sich
darum auch nicht wundern, wenn Kunstfreunde, die nur
solche Drucke in die Hände bekommen, die japanische
Kunst nicht hoch einschätzen.
Bei den späteren Drucken ist auch die Strichplatte
mehr oder weniger abgenutzt. Die Konturen werden
gröber, die feinen Striche dicker, oft sind sie, wenn die
scharfe Holzlinie auf der Platte ausgebrochen ist, unter
brochen. Die Abnützung der Platte macht sich in erster
Linie bei den Haaransätzen bemerkbar, indem die
Fig. 2.
schw-arze Farbe bei den ganz feinen Linien ineinander
läuft und so oft störende Flecke bildet.
Fig. 1 zeigt so einen späteren Druck von Kochoyen
Harumasu (Mitte 19. Jahrh.), wo die Haaransätze ver
schwommen sind und der Druck nachlässig durchgeführt
wurde.