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Internationale Sammler-Zeitu n g.
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ihm beim Abschiede verehrte, bildete nur eine der vielen
Aufmerksamkeiten Humboldts für den Freund, mit dem
er auch fernerhin in reger Verbindung blieb.
Als Kuntli 1850 in Berlin starb, ging das Porträt in
den Besitz seiner Witwe über, die später mit ihrer Nichte,
meiner Großschwiegermutter, nach Wien übersicdelte.
Von dieser Nichte kam das Porträt an mich.«
reise heimkehrte. Während dieser Forschungsreise be
stieg Humboldt mit Bonplant (23. Juni 1802) den Chim
borazo bis zu einer Höhe von 5882 Metern, ein Rekord,
den bis dahin noch kein Mensch auf Erden erreicht hatte.
Die Tasse (Fig. 2), die in der alten Manufaktur zu
Sevres hergestellt wurde, hält das Andenken an diese
i
Fig. 2. Sevrestasse aus Humboldts Besitze.
Das Selbstporträt Humboldts ist übrigens nicht die
einzige teuere Humboldt-Reliquie, die Herr Mittermüller
von der genannten Dame ererbt hat. Außer verschiedenen
Briefen Humboldts nennt er auch die, kostbare Porzellan-
tässe sein Eigen, welche die Akademie der Wissen
schaften in P a f i s im Jahre 1804 Humboldt schenkte, als
er von der für die Wissenschaft so bedeutsamen Amerika-
Fig. 3. Untertasse aus Humboldts Besitze.
Tat fest: bis zur Mitte türmt sich die Westkordillere
empor, an deren Fuße wir die exotische Vegetation und
eine Karawane erblicken. Auf der Untertasse (Fig. 3) sind
die Naturwissenschaften symbolisiert.
Museen sollten sich diese Reliquien nicht entgehen
lassen. Besonders sei das Humboldt-Museum im Schlosse
Tegel auf sic aufmerksam gemacht.
Bemalte Bauernmöbel.
Von Josef Blau (Prag).
Unsere schönen, bemalten Bauernmöbel, diese Ausblüte
alter Volkskunst, gehören wie die auf Glas gemalten Bilder, |
wie die alte Tracht und die alte Hausbauweise bereits der :
Vergangenheit an, wenn sich auch noch überall auf luftigen j
Böden prächtig erhaltene Stücke solcher Kasten lind Truhen
aus farbenfroher Zeit erhalten haben, aus der Zeit, »als der
Großvater die Großmutter nahm«.
Am wenigsten haben die früher ebenfalls gern bemalten
Wiegen der fortwährenden Abnützung seitens der letzten
Gesehlechterreihen standhalten können. Die Kasten, Almern
und Sitztruhen, besonders die letzteren, waren mit ihren auch
noch in Laden und Beiladen (deren »Wed« aufgestellt, den
innen mit Bildern beklebten Deckel offen hielt) verwahrten
Schätzen an Kleidern, Schmuckstücken, Hochzeitstags- und
anderen Andenken, Bildern, alten Briefen und Büchern, Rosen
kränzen, Büchern und Briefen, dann Schaumünzen und kost
baren Seidentiichern, der am Grunde ruhende schwere Lein-
wandballen nicht zu vergessen — unserer Vorfahrinnen Sonn
tagsfreude. Andererseits ergötzt ihr Aeußeres, die eine Vor
läuferin der Sezession scheinende, mit dem Barock kirchlicher
Schreine verwandte und dabei doch zweckdienliche, zum Teil
übrigens urtümliche Formung und dazu die meist tiefblaue
Grundfärbung mit den aufgetragenen Ranken, Blumenstöcken,
Sträußen und Rosen neben den bescheidener, meist auf Seiten
wänden auftretenden Marmorsäulen, dann einfachen Stern-
und Zirkelornanienten heute die große Gemeinde der Volks
kundler, Sammler und Kunstgewerbler.
Es ist eine merkwürdige Tatsache, daß die Bemalung
der Möbelstücke durch die Frauen und Töchter der
ländlichen Tischlermeister erfolgte; manche von ihnen waren
durch ihre Kunstfertigkeit, die sich wohl aut das Erfinden
neuer Muster und die geschmackvolle Farbenzusammenstel
lung ausgedehnt haben mag, weit und breit berühmt. Selten
wurde auch vergessen, dem mit so sichtlicher Liebe und immer
für die Ausstattung einer Jugendgenossin geschmückten Gegen
stände wie einem neuen Hause die Jahreszahl seiner Er
bauung an die Stirn zu schreiben.
Wenn auch das erste Auftreten dieser Möbelgattung im
Bauernhause im allgemeinen in das 16. Jahrhundert verlegt
wird, — das älteste im Bauerngeschmack bemalte Möbelstück,
das mir unterkam, ist ein Koffer mit der Jahreszahl 1599 im
Jagdsaale des Bayerischen Nationalmuseums —, so glaube