Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 4
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Sonst sind der rheinische Stollenschrank und die auch
in Niederdeutschland verbreitet gewesenen zwei Haupt
typen des niederländischen Schrankes; die geschlossene
Form mit Ebenholz-Ein- und -Auflagen und die im Ober
bau offene, durch Schnitzwerk im Spätrenaissancestil be
lebte Form mehrfach vertreten. Für die norddeutsche
Möbelform bietet eine Truhe in Erhaltung und Form ein
besonders gutes Beispiel. Weniger zahlreich begegnen
uns unter den großen Möbeln süddeutsche Stücke — ein
Kleiderschrank der Spätrenaissance mit Intarsia gehört
hiehcr —; dagegen erscheint Süddeutschland bei dem
zum Mobiliar gehörenden Kleingerät von HoiZ wie bei
Alabasterstatuette der lesenden Maria erreicht die
Wirkung mittelalterlicher Elfenbeine, die Oppler
ebenfalls gesammelt hat. Der dem Ende des 11. Jahr
hunderts angehörige, ikonographisch noch nicht ausge
deutete Brettstein wird nicht minder heiß begehrt wer
den wie die verschiedenen französischen Diptychon
platten.
Eine Stelle für sich nimmt unter den Bildhauer
arbeiten das farbige Wachsrelief Daniel N c u-
b c r g c r s, des in Augsburg gebürtigen, später in Wien
lebenden Künstlers, ein (Fig. 4). Diese Allegorie, in der
sich der Künstler selbst zwischen Chronos und Minerva
Fig. 4. Wachsrelief von Daniel Neuberger.
zahlreichen Kästchen und Schatullen als Herkunftsland,
vor allem auch für die als Kronleuchter dienenden Ge
weihe mit Lüsterweibchen. Letztere mögen zu den
Skulpturen überleiten, bei denen Holz, Elfenbein,
Wachs, Marmor und Alabaster das Material dieser nicht
sehr großen, aber gewählten Gruppe bilden. Unter den
norddeutschen Holzbildwerken, die dadurch noch be
sonderes Interesse beanspruchen, weil ihr Besitzer zu
meist den alten Erhaltungszustand völlig unberührt ließ,
seien die beiden großen Hochreliefgruppen der Pieta und
der Grablegung genannt, in denen Teile vom Walsroder
Altar des Hans Brügge mann vermutet werden.
Unter den süddeutschen Arbeiten ragen die beiden großen
gotischen Figuren des heiligen Georg und des heiligen
Martin hervor, während unter den wenigen nieder
ländischen Stücken der heilige Bischof und sein Gegen
stück, eine Fraucngestalt mit I urban, von ungewöhn
lichem Reiz und hoher Qualität sind. Die schöne
dargestellt zu haben scheint, ist eine unvergleichliche
Probe dieser heute in Vergessenheit geratenen Kunst
übung..
Wenn wir nun wieder übergehen zu den weiteren,
rein kunstgewerblichen Gruppen, denen Baurat Oppler
ein systematisches Sammein gewidmet hat, so bean
sprucht die Abteilung der.Steinzeugkrüge die erste
Stelle. Denn gerade diese Krüge, von denen die Hälfte
jahrelang im Kestner-Muscum zu Hannover ausgestellt
war, haben am meisten, nicht zum wenigsten durch
dieses Ausstellern dazu beigetragen, mit dem Namen
'•Opplersche Sammlung« einen festen Begriff zu ver
binden. Nicht mit Unrecht, denn eine Kollektion ist hier
j vereinigt, wie sie seit Thewalt und Lanna nicht mehr auf
| den Kunstmarkt gekommen ist. Mit Ausnahme der
Schnabelkanne finden wir alle Formen des rheinischen
j Steinzeuges vertreten: Kölner Pinien, Kölner und
! Frechener Bartmannskrüge, braune und graublaue