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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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den liefen des Gemüthes eines gottesfürchtigen Mannes. Er nimmt eine hervorragende 
Stelle unter den zahlreichen Dichtern von Kirchenliedern in diesem Jahrhundert ein 
und mit Recht hat ihn schon Luther einen vortrefflichen deutschen Poeten genannt. 
Luther hat 1545 einige Lieder Weißes in sein Gesangbuch ausgenommen und fast alle 
protestantischen Gesangbücher enthalten Lieder von Weiße, mindestens das eine: „Nu laßt 
uns den Leib begraben." 
Weißes Liederbuch wurde zuerst 1531 zu Jungbunzlan gedruckt uud ist seitdem oft 
aufgelegt und nachgedruckt worden. Es mußte sich dabei allerlei Änderungen gefallen 
lassen. Bald wurden mit Weißes Liedern auch die seiner Nachahmer und Nachfolger 
abgedruckt, so die von Johannes Geletzky (s- 1568), Michael Tham (f 1571), Petrus 
Herbert (7 1571), Johannes Girk, Paulus Klantendorffer, Georg Vetter und Anderer. 
Sie alle waren Mitglieder, die meisten Vorsteher oder Priester der Brüdergemeinde. 
Viel reicher und mannigfaltiger noch erblühte die Dichtung im Westen des Landes. 
Das Erzgebirge hat im XVI. Jahrhundert seinen reichsten Bergsegen gespendet, allenthalben 
entstanden da neue Ortschaften (Joachimsthal 1516), blühende Gemeinden, bewohnt von 
Deutschen. Der Protestantismus hatte hier rasch Eingang gefunden und so haben wir auch 
hier wieder eine Reihe von Dichtern von Kirchenliedern zu erwähnen. An der Spitze steht 
der „alte Cantor" von Joachimsthal, Nikolaus Herman. Er muß bald nach der 
Gründung der -Ltadt dorthin gekommen sein, wir wissen nicht, wann und wo er geboren 
ist. Gestorben iff er in Joachimsthal am 3. Mai 1561. Er war ein eifriger Protestant. 
1v>24 erschien von ihm „Ain Mandat Jesu Christi an alle seine getrewen Christen", das 
man als Aufruf zum Kampfe gegen Rom bezeichnet hat. Es wurde im Jahre des Erscheinens 
achtmal und später noch oft gedruckt. In seinen Liedern, die größtentheils erst in seinem 
Alter gedichtet sind, schließt er sich an das Volkslied an und sie zeichnen sich daher durch 
Einfachheit, aber auch durch Innigkeit aus. Viele waren für die Jugend bestimmt, wie er 
denn selbst eine Sammlung seiner Gesänge als „Kinder- und Hauslieder" (im Gegensatz 
zu den eigentlichen Kirchenliedern) bezeichnet. Dem Inhalt nach schließen sie sich vielfach 
an die Sonntags-Evangelien und die Historien des alten Testaments an. Die Anregung 
zur Dichtung gaben öfter die Predigten des Mathesius. 
Johann Mathesius ist geboren den 24. Juni 1504 in Nochlitz, gestorben am 
8. Oetober 1565 im Joachimsthal. Er studirte in Ingolstadt, reiste 1529 nach Wittenberg, 
hörte dort die Reformatoren und nennt sich daher selbst „ein Glied dieser Schule und 
Bürger der Wittenbergischen Kirche". 1532 wurde er nach Joachimsthal berufen, um der 
dortigen Schule vorzustehen. Er ging aber, unterstützt von guten Freunden in Joachims 
thal, 1540 nochmals nach Wittenberg und verkehrte dort mit Luther. 1541 holten ihn die 
Jvachimsthaler durch eigene Abgesandte zurück und er blieb nun dort zuerst als Diacon,
	        
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