MAK
Nr. 6 
Internationale Sa rn rn 1 e r - Z e ; t u n g. 
Seite 83 
Eine interessante Autographenauktion. 
Mit dem zweiten Teil der Autographensammlung 
Nering-Bocgel verbindet das Antiquariat Leo Licp- 
m annssohn in Berlin die Versteigerung von Autographen 
aus dem Nachlasse Josef Viktor Widmanns und von Musik- 
manuskripten aus den Nachlässen des Münchener Hoftheater- 
dircktors Felix Mottl und des Hoforganisten A. W. Qott- 
s c h a 1 g. 
Geradezu erstaunlich ist die Fülle von Autographen aus 
Weimars größter Zeit. Goethe ist mit einem Dutzend 
Nummern vertreten, worunter sich das Original des Dank 
stände berief, dann sogleich, wie von einem furchtbaren Geiste 
gewarnt, Ihr Kommen abrieth und gerade zur rechten Stunde. 
Denn hätte ich diesen Brief nicht geschrieben, so wären Sie 
mit in den 14. Oktober verwickelt worden. Doch auch das 
wäre vorüber, wie jetzt manches einzelne vorübergeht, machte 
uns nur das, was am Zustande dauernd ist, nicht soviel dulden. 
... Der Sturm, der uns betraf, ging schnell vorüber, und die 
Folgen sind für uns keineswegs so drückend wie für andere, 
ja nächstbenachbarte.« Am Schlüsse sagt er: »Wie wunderlich 
haben wir gleichzeitig uns heraufgewöhnt uild heraufgespielt. 
Fig. 1. Grillparzer. Photographie seines Zimmers mit eigenhändiger Unterschrift. (Verkleinert.) 
gedichtes befindet, das er 1825 zu seinem fünfzigsten Geburts 
tag faksimiliert an seine Freunde sandte und das, wie folgt, 
lautete: 
»Meinen feyerlich Bewegten 
Mache Danck und Freude kund. 
Das Gefühl das Sie erregten. 
Schließt dem Dichter selbst den Mund.« 
(Goethe.) 
Außerordentlich interessant ist ein bisher ungedruckter 
Brief an den Historiker G. Sartorius von Waltershausen 
der von Goethe wohl unterschrieben ist, aber die Handzüge 
Riemers aufweist. Im Eingänge spricht er von dem 14. Oktober 
1806, dem Tage der Schlacht von Jena, an welchem Weimar 
die schmähliche preußische Retirade mitansehen mußte und 
Goethe selbst in Lebensgefahr geriet, die noch rechtzeitig 
Christiane Vulpius durch ihre Geistesgegenwart von ihm ab 
wendete. »Wie manchmal habe ich der Zeit gedacht, in der ich 
Sie, mit Hoffnung und doch mit wenig Zutrauen, auf die Urn- 
Die neueste Generation wird heraufgedroschen. Es kann auf 
diesem» Wege auch was mit ihnen werden.« 
Derartige Aeußerungen, wie die letzten, sind bei Goethe 
sehr selten und in hohem Maße interessant, da er sich bekannt 
lich in allem, was irgendwie die Politik und mit ihr wesens- 
verw'andte Gebiete berührte, die größte Zurückhaltung aufer 
legte. 
Von Schiller finden wir einen Brief an Göschen, 
der auf die prekäre pekuniäre Lage des Dichters ein helles 
Licht wirft. »Meine Finanzen,« schreibt Schiller, »sind ganz 
auf dem Sande und die Weihnachtsfeiertage nähern sich, wo 
ich vielerlei ansehnliche Ausgaben zu machen habe. Ich bin 
Wirklich in ziemlicher Verlegenheit und meine einzige Ressource 
sind Sie! Wenn Sie mir für 5 oder 6 Bogen Honorarium voi 
schießen wollen, so reißen Sie mich aus meiner großen Be 
unruhigung und erweisen mir einen großen Dienst!« 
Ein anderer Brief Schillers, an Gottfried Körner ge 
richtet, betrifft deren gemeinsamen Jugendfreund Ludwig Fer-
	        
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