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Section III. Glasindustrie.
so besteht die römische mit ihren als byzantinisch und römisch unter
schiedenen Arten ausschliesslich aus undurchsichtigen Glaspasten, und
sind diese für bestimmte Zwecke mit Gold- oder Silberfolien belegt, in
welchem Fall sie natürlich nicht abgeschliffen werden.
Salviati hatte alle diese Arten sowohl kunstgewerblich neben
einander gestellt, als auch kunsthistorisch in den Stilen der verschie
denen Zeiten zur Anschauung gebracht. Seine Anstalt trat ursprünglich
zur Wiederherstellung der Mosaikgemälde von St. Marco in Venedig
ins Leben. Wie aber keine Kunst vereinzelt wie ein dünner Halm
aufwachsen kann, sondern wie dieser der ähnlichen Schwestern, der
verwandten Techniken bedarf zu gegenseitigem Halt und Hilfe, so musste
auch sein Unternehmen sich auf die übrigen Glastechniken aus
dehnen, die einst mit der Kunst des Mosaicisten emporgeblüht waren,
und so verbreitet er sich jetzt auf die Mosaik zu monumentalen Zwecken,
für M öb elm ar queterie und Goldschmuck, wie auf die schon früher ge
nannten geblasenen Gläser, Vasen, Kannen, Schalen, auch Lüster und
Wandleuchter, Blumen, Spiegel und Spiegelrahmen, auf gefärbte
Tafelgläser, Kathedralgläser und ungefärbte Butzengläser für mittel
alterliche Kirchenfenster, auf gemalte und emaillirte Gläser, Aventurin-,
Achat- und Millefiorigläser. Für die Mosaik werden, wie es heisst,
20 000 Farben und Farbnüancen als Glaspasten, in der Form runder
Kirchen, einer gespaltenen Linse von etwa 10 cm Durchmesser und 1 cm
grösster Dicke ähnlich angefertigt. Diese Form macht es möglich,
Sternchen aus ihnen zu schlagen, deren Querschnitt ein Quadrat, odey
ein Rechteck, ein Trapez, oder ein Dreieck ist; oder durch einige Nach
hilfe durch Schleifen leicht in eine passende Form gebracht werden
kann. Die meisten Mosaikgemälde erhalten einen Goldgrund, zu welchem
Zweck die hierfür bestimmten Steinchen auf einer Seite mit einem
Goldplättchen überzogen und dies wieder durch eine dünne Glasschicht
überfangen und vor der Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit ge
sichert wird. Man hat sich lange den Kopf zerbrochen, wie die Alten
dies zustande gebracht, bis Salviati wieder Hand anlegte und das Ei
des Columbus zum Stehen brachte. Wenn man die vergoldete Paste
betrachtet, so sieht man auf ihrer flachen (unteren) Seite ein gewöhn
liches viereckiges Goldschaumblatt, auf welchem ein dünnes Glas, etwa
wie ein Uhrglag, in concentrischen Wellenlinien schmelzend nieder
gesunken und sich festgelöthet hat. Salviati hat die Effecte dieser
Goldfolien sehr vermannigfacht, indem er sie bald mit rothem, bald mit
grünem oder anders gefärbtem Glas überfing, und so ein röthliches,
grünliches Gold erhielt, oder statt des Goldes eine Silberfolie nahm und
in dieser Weise behandelte. Seine historische Suite von Mosaikgemälden
im römischen, byzantinischen, mittelalterlichen und Renaissancestil
zeigte, wie sehr er der Technik Herr ist, obschon er wissentlich anders
als die Alten verfahrt, nämlich die Gemälde von der Rückseite (alla