MAK
Seite 122 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 8 
Bilder. 
(Hin neuentdeckter Re mb r and t.) Dr. Va 
lentine!', der Leiter des Ncwyorker Metropolitain- 
Museums, entdeckte, wie aus Newyork gemeldet wird, 
unter einem Gemälde des Rembrandtschülers Fabrizius: »Der 
Advokat«, ein von Re mb ran dt selbst gemaltes Bildnis 
seines Sohnes Titus. — Dr. Valentiner ist neben General 
direktor Bode einer der hervorragendsten Rembrandt- 
Forscher. Er war es auch, der die Echtheit der von S e d e 1- 
meyer auf der Auktion Weber bei Lenke gekauften »Ehe 
brecherin vor Christus« bestätigte und das Bild für das New- [ 
yorker Museum erstand. Bredius hatte, wie erinnerlich, diesen 
Rembrandt für ialsch erklärt, worauf Sedelmeyer eine sach 
lich klare und überzeugende Broschüre über diesen »Fall« 
Rembrandt veröffentlichte. Ueber seine jüngste Entdeckung 
wird Dr. Valentiner zweifellos in kurzem Näheres mitteilen. 
(Velasquez’ »Verkündigung an die Hirten«.) 
Die Wiederauffindung von Velasquez »Verkündigung an 
die Hirten« in London bereichert die Geschichte romantischer 
Bilderfunde um ein neues Beispiel. Das Werk war unter einer 
dicken Schicht von Schmutz und Firnis so gut wie unkenntlich 
geworden; jetzt zeigt sich aber, daß es zu den schönsten und 
prächtigsten Meisterstücken der Frühzeit des großen Meisters 
gehört. Welche Bedeutung dieser Fund hat, wird man ermessen, 
wenn man sich vor Augen hält, daß der berühmte spanische 
Velasquez-Biograph Beruete in seinem Lebenswerk über 
den Meister die Gesamtzahl der echten Velasquez-Bilder auf 
nur 90 Stück bemißt. Das Merkwürdige an der jetzigen Bilder 
entdeckung aber bleibt die Tatsache, daß dasselbe Werk in 
der Mitte des vorigen Jahrhunderts auftauchte, vollkommen 
richtig als Jugendwerk des Velasquez bezeichnet wurde, eine 
Zeitlang im Handel blieb und dann spurlos verschwand. Die 
»Verkündigung an die Hirten« war seinerzeit von dem be 
kannten englischen Sammler Frank Hall St an di sh von Dux- 
bury Hall dem Bürgerkönig Louis Philippe vermacht 
worden, »als ein Zeichen meiner Hochschätzung einer edlen und 
höflichen Nation, die stets fremde Reisende willkommen heißt 
und die ich immer mit Freude besucht und mit Bedauern ver 
lassen habe«. 1842 stellte Louis Philippe zusammen mit seinen 
anderen spanischen Bilderschätzen auch die »Verkündigung« 
im Louvre aus. Im Katalog der Sammlung Standish trug sie 
die Nummer 153. Die spanischen Bilder füllten im Louvre 16 
Zimmer und blieben bis zum Jahre 1853 dort. Damals, drei 
Jahre nach dem Tode des Königs, wurden sie wieder freige 
geben, nachdem Louis Philippe schon fünf Jahre vorher die 
Herausgabe seiner dem Louvre geliehenen Kunstschätze ver 
langt hatte. Die Sammlung kam nach London und wurde noch 
im gleichen Jahre bei C h r i s t i e versteigert. Die Bilder 
waren damals sehr schlecht verpackt worden und erlitten auf 
dem Transport erhebliche Beschädigungen. Sic waren auch 
schlecht katalogisiert, kurz, alle Umstände vereinigten sich, um 
die Versteigerung zu schädigen. Zugleich aber muß man sich 
vergegenwärtigen, daß die Erkenntnis der überragenden Be 
deutung des Velasquez auf dem europäischen Kunstmarkt erst 
viel später durchdrang; selbst die Murillos der Sammlung des 
Königs Louis Philippe erzielten damals sehr mäßige Preise. Für 
die »Verkündigung«, die als Velasquez bezeichnet war, zahlte 
man nur 7980 Mk. Käufer war der Reverend Davenport Brom- 
1 e y. Im Hause dieses bekannten Sammlers erhielt der Velas 
quez einen Ehrenplatz: und in seinen »Kunstschätzen in Eng 
land« widmete ihm Waagen eine ausführliche Würdigung, 
indem er das Werk als »von kühner Realistik der Formen- 
gebung« schildert und den mächtigen Kontrast zwischen den 
hellen Lichtern und den dunklen Schatten hervorhebt. Als der 
Reverend Davenport Broniley starb, wurde seine Sammlung 
1863 bei Christie versteigert, und mit ihr auch jener Velasquez. 
Von diesem Augenblick an verlieren sich die Spuren des Bildes. 
Es wurde anscheinend von Lord Ashburton gekauft. Man 
i weiß aber, daß später einzelne Bilder der Sammlung Ashburton 
I unter der Hand weiterverkauft wurden; und zweifellos befand 
| äich unter diesen Bildern auch die jetzt wieder aufgefun-dene 
1 »Verkündigung«. Allen Anzeichen nach ist seine Entstehungs- 
I zeit um 1622 anzusetzen. 
Numismatik. 
(Frankfurter Münzauktionen.) Die Miinjzen- 
handlung Adolf E. Ca.hn in Frankfurt a. M. hatte mit 
ihren beiden Münzauktionen sehr guten Erfolg. Von den antiken 
Münzen der Sammlung A. Oertel (Berlin) brachten die 
großenteils prächtig erhaltenen römischen Münzen hohe Preise. 
So erzielte ein As der römischen Republik zur Zeit der Unter 
werfung Samniums (gegossen) 490 Mk., ein überaus seltener 
Triens der kampanischen Stadt Tibur 890 Mk., eine reizende 
Kupferporträtmünze der ersten römischen Kaiserin Livia 395 
Mark, eine Großbronze Neros mit Triumphbogen auf der Rück 
seite 165 Mk., eine ebensolche Hadrians von glänzender Patina 
200 Mk., ein Großerz von Titus auf die Eroberung von Jeru 
salem 190 Mk,, eine Großbronze von Caracalla (von feinster 
Erhaltung) 400 Mk. Bei der Versteigerung mittelalter 
licher Münzen der Sammlung Freiherr v. B. in D. wurden 
vor allem die Karolingermünzen und Brakteaten geschätzt, von 
denen ein Denar Karlomanns, des Bruders Karl des Großen, 
540 Mk. brachte. Ein überaus seltener Brakteat Albrechts des 
Bären, Markgrafen von Brandenburg, erzielte 330 Mk., ein 
solcher Ottos von Brandenburg 210 Mk. Eine Porträtmedaille 
Johann Friedrichs des Großmütigen von Sachsen (1532) wurde 
mit 1225 Mk. bezahlt, ein Halbtaler Friedrichs des Weisen von 
Sachsen (1508) mit 460 Mk. Eine bisher noch nicht vorge 
kommene dreieckige Probe des halben Guldens der Stadt Nürn 
berg von 1604 brachte 625 Mk. 
Philatelie. 
(Arktische und antarktische Brief 
marken.) Aus Christian ia wird uns geschrieben: 
Zwischen der norwegischen Generalpostdirektion und Roald 
Amundsen sind vor einiger Zeit Verhandlungen eröffnet 
worden, die den Zweck haben, eine »Postordnung« für die 
bevorstehende Nordpolarfahrt der »Fra m« einzurichten. Es 
soll eine arktische Briefmarke hergestellt werden, 
und Amundsen wird wahrscheinlich für die Dauer der Nord 
polfahrt zum Postmeister für die arktischen Gegenden mit der 
Befugnis ernannt werden, die Briefe, Karten und anderen Post 
sendungen, die unterwegs geschrieben werden, mit der arkti 
schen Briefmarke versehen und diese postmäßig stempeln zu 
lassen. Es ist vorgeschlagen worden, die Briefmarke mit den 
Bildern Amundsens, Nansens und Svcrdrups zu versehen. 
Durch den Erlös, den der Verkauf derartiger (abgestempelter) 
Nordpolmarken seitens der Briefmarkenliebhaber erbringen 
wird, soll nach einem hier dieser Tage lebhait erörterten Vor 
schlag ein »Fram«-Fonds zum Zwecke wissenschaftlicher 
Polarforschung gegründet werden. — Die Idee der Nordpolar 
briefmarke ist durchaus ernst zu nehmen. Es wird noch er 
innerlich sein, daß Sir Ernst Shackleton, bevor er sich 
im Jahre 1907 auf seine antarktische Expedition begab, zum 
»Generalpostmeister« für die antarktischen Gegenden ernannt 
wurde. Shackleton leistete vor der Magistratsbehörde zu 
Lyttleton (New-Zeeland) seinen Amtseid als Postmeister und 
bekam einen Vorrat von etwa 23.000 antarktischen Brief 
marken für seine Fahrt ausgehändigt. Die Marken waren die 
gewöhnlichen roten Penny-Marken, die jedoch den Aufdruck 
»König Edward VII. -Land« erhielten. Der Stempel, den 
Shackleton ebenfalls mitbekam und lebhaft benützte, enthielt 
die Worte »B r i t. A n t a r c t i c Exp d.« nebst Datum. Die 
antarktische Briefmarke war offiziell anerkannt; es wurde die 
übliche Form auch in der Weise gewahrt, daß etwa 400 Exem-
	        
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