Nr. 8
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 125
(M u s i k b ii c h e r des 15. bis 18. Jahrhunderts.)
Aus Leipzig wird uns geschrieben: Bei C. G. Börner in
Leipzig wurde die bedeutende, über 600 Nummern umfassende
ehemals Geheimrat Wagnersche Bibliothek von Musikbüchern
des 15. bis 18. Jahrhunderts versteigert. Die königliche
mungsblatt fehlte, nur 180 Mk„ ein Psalter von Byrd 605 Mik.,
Motetten von Campra 325 Mk., Cantaten von Clerambault
350 Mk., zwei Klavierwerke von Couperin 285 und 310 Mk.; in
dieser mittleren Höhe hielten sich auch Dcdckind, Crusius, Niko
laus Vuolazanus Faber, Falckenhagen, Hermann Finck, Folianus.
Fig. 7. Seibel, Schafherde in Landschaft,
B i b 1 i o t h e k in Berlin, vertreten durch Dr. Springer,
erwarb: Lieder von Johann Andre (140 Mk.); ein Opus von
Adam Falckenhagen (310 Mk.); ein sehr seltenes Kantatenwerk
von Galliard (81 Mk.); ein Cytharbuch von Sixt Kärgel (1150
Mk.) und die Harmonia Organica von Joh. Erasmus Kinder
mann (600 Mk.). Die Lutherhalle, vertreten durch ihren
Archivar Direktor Jordan, kaufte für 685 Mk. das seltene
(Oleariussche) Achtliederbuch von Martin Luther und Paul
Speratus. Die Musikbibliothek Peters in Leipzig,
vertreten durch ihren Leiter Prof. Schwarz, erwarb für
810 Mk. das Tabulaturbuch von Bernhard Schmid dem Jün
geren. Das Germanis.cheMuseum in Nürnberg, ver
treten durch seinen zweiten Direktor Dr. Hampe, erstand
für 295 Mk. die Erste Ausgabe des deutschen Gesangbuches
der Böhmischen Brüder; ferner ein Vermanlied, im Lager zu
Werd gemacht, aus dem Jahre 1546 für 125 Mk.; Joh. Matthe-
sons »Vollkommenen Kapellmeister« für 66 Mk. und den »Hortus
musicus« von Jean Adam Reincksn für 21 Mk. Das Leip
ziger Stadtgeschichtliche Museum vervoll
ständigte seinen Besitz an Werken ehemaliger Thomaskantoren
und erwarb zwei musiktheoretische Werke von Sethus Cal-
vistus für 72 und 120 Mk.; einen Hegedorf für 62 Mk.; die
»Musikalische Vorstellung« von Johannes Kuhnuu, eines der
wichtigsten Werke in der Geschichte der Klavierliteratur und
das erste Werk der Programmusik in Deutschland, für 430 Mk.;
einen Glückwunschgesang von Tobias Michael für 240 Mk.;
das Enchiridion musicao mensuralis von Georg Rhaw für
315 Mk. und von J. H. Schein ein Cantional und eine Hochzeits
komposition für 195 und 215 Mk. Von einigen kleinen Er
werbungen abgesehen, die nach Leipzig gingen, blieben die
sämtlichen anderen Werke in Händlerkreisen und erzielten
sehr bemerkenswerte Preise. Ein Kurtz deutsch Musica von
Agrikola 480 Mk„ Pieces de Clavecin von d'Anglebert 275 Mk.,
Musikalische Friihlingsfriichtc von Diedrich Bekker 575 Mk.,
drei Sonaten von Beethoven aus dem Jahre 1783, da das Wid-
Dagegen stiegen mehrere Werke von Girolarno Frescobaldi auf
400 bis 600 Mk. Musiktheoretische Werke von Franchini Gafori
brachten 1860, 620, (iOo’utid 460 Mk. Ebensoviel ein Musiktraktat
seines Gegners Giovanni Spataro. Hoch bezahlt wurde das sel
tene Picardsche Gesangbuch mit 1100 Mk. Die seltenen üesual-
doschen Madrigale gingen für 555 Mk. fort, das Graduale Ra
dolt (1494) für 455 Mk. Ein sehr seltenes Lautenbuch von Bern
hard Jobin stieg auf 2650 Mk., Hans Judenkunigs Lautenbiich-
lein gar auf 3150 Mk. In mittlerer Preislage hielten sich (300 bis
400 Mk.) Ruhnau, Stephan Körner, Leclair ai'ne, Luscinius,
Luther (Deutsche Messe), aut 540 Mk. stieg Marin Marais, auf
810 Mk. Marin Mersenne, auf 1750 Mouton, auf 715 Mk. Andreas
Ornitoparchiis. Für Reichardts Musik zu Goethes Werken wur
den 345 Mk. gezahlt, für Bernhard Schmid des Aelteren Tabu
latur 160Ö Mk.
(Die Sammlung August S t e i n.) Den Clou der
Auktion der Gemäldesammlung August Stein (Düsseldorf), die
die bestens bekannte Firma Matth. L c m p e r t z in Köln
am 2. d. M. durchführte, bildete Karl S e‘i b e 1 s »Schafherde
in Landschaft«, für die 6850 Mk. gezahlt wurde. Den nächst
besten Preis, 5700 Mk.. erzielte Friedrich Volt z’ prächtiges
Gemälde »Plündernde Landsknechte miRViehherde«. Wir geben
die beiden Stücke hier wieder; Fig. 7 zeigt uns Seibels, Fig. 8
Voltz’ Bild. Auf die Auktion selbst kommen wir noch ausführ
lich zurück.
(V e r s t e i g e r u n g e i n e r C h 0.3 o w i e c k i - S a m m-
1 u n g.) Die Firma C. G. Bocrner in Leipzig zeigt für die
erste Woche des Juni noch zwei Kupferstichversteigerungen
an. Am 3. und 4. Juni gelangt die Chodowiecki-Samm-
1 u n g des in Leipzig verstorbenen Stadtrates Alfons D ii r r
zum Verkauf. Es ist dies eine der wertvollsten Sammlungen
ihrer Art, da sie das vollständige Werk der Stiche des Meisters
in frühesten Drucken enthält. Fast sämtliche große Seltenheiten
des Werkes sind vorhanden und di? Serie der frühen Zustände
mit den Randeinfällen ist gleichfalls komplett. Diese Samm-