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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 8
Oerard Dou.
Zum 300. Geburtstage des Künstlers.
Wenn man das Paradoxon wagen darf: Gerard Dou
ist einer der größten Kleinmaler, die die Kunstgeschichte
kennt. In jedem größeren Museum trifft man mehrere, zum
Teil sogar zahlreiche Werke von seiner Hand, die durch die
beinahe unglaublich subtile Durcharbeitung, durch die aufs
feinste vertriebene Behandlung erstaunen. Dou bildet noch
heute das Entzücken aller -derer, die in der Kunst die Mühe
mit der künstlerischen Arbeit gleichsetzen und die im Kunst
werke am liebsten das Kunststück bewundern. In derlei
Kunststückchen, zum Beispiel der Anwendung von Kerzen
beleuchtung, war Dou groß. Indes ist unsere Zeit in diesem
Punkte nicht anders, als es bereits seine eigene gewesen ist.
Der alternde Re mb ran dt fand keine Aufträge mehr, aber
die Arbeiten seines Schülers, des Spitz- und Kleinmalcrs
Dou, waren von den Liebhabern äußerst gesucht und ge
schätzt; er erhielt für seine Gemälde 600 bis 1000 holländi
sche Gulden, ja die Ostindische Compagnie bezahlte ihm ein
Bild sogar einmal mit 4000 Gulden — und das ist ein Preis,
der selbst heute für das Werk eines zeitgenössischen
Künstlers, wenn man den Unterschied -des Geldwertes in
Betracht zieht, als hoch bezeichnet werden müßte. Dou
pflegte das Honorar für seine Bilder nach der Zeit zu be
rechnen, die er zu ihrer Vollendung benötigte, und zwar
setzte er für jede Stunde 3 Pfund flämisch an. Nun lag es
aber in seiner Malweise, daß er unendlich langsam arbeitete.
Sandrart hat aus seinem eigenen Munde gehört, daß die
Vollendung eines Besenstieles ihn drei Tage kostete, und
die Frau seines Gönners S p i e r i n g hatte ihm einmal allein
für eine Hand fünf Tage sitzen müssen. Dieser Spiering
schätzte übrigens Dous Kunst so hoch, daß er ihm einen
Jahresgehalt von 1000 Gulden aussetzte, und überdies be
zahlte er ihm noch für jedes Bild so viel, wie dessen Ge
wicht in Silber betrug.
Dou war als Sohn eines Glasmalers zu Leyden ge
boren, und -die Wurzel seiner Kunst liegt in der Werkstatt
Retnbrandts, bei dem er im Alter von 15 Jahren, am 14. Fe
bruar 1628, als Schüler eintrat. Er hat dann die feine,
detaillierte und vertriebene Art der Frühwerke Rembrandts,
über die dieser selbst später weit hinausgeschritten ist, sein
ganzes Leben lang festgehalten. Gestorben ist er im Februar
1676 zu Leyden. Er muß ein etwas wunderlicher Kauz ge
wesen sein, dieser Dou. So kämpfte er geradezu einen ewigen
Kampf gegen den Staub, vor dem er seine Bilder ängstlich
bewahrte. Er verschloß sie in Kistchen, und ebenso auch
seine Palette und seine Farben, die er nur auf reinem Kristall
zu reiben pflegte. Er fürchtete natürlich, daß durch den
Staub der miniaturartige Schmelz seiner mühevoll gemalten
Bilder getrübt werden könnte. Trat er in sein: Werkstatt, so
wartete er erst, bis sich der durch seine Bewegungen er
regte Staub gesetzt hatte, und zog erst dann, und zwar
mit der größten Behutsamkeit seine Farben hervor. In seiner
Malerstube durfte man nur mit eigens hierzu bestimmten
Pantoffeln gehen.
Das bürgerliche Leben bildete das eigentliche Gebiet
seiner Kunst. Vielleicht sein berühmtestes Bild ist die wasser
süchtige Frau im Louvre, für die bereits der Kurfürst von
der Pfalz, der das Bild später dem berühmten Prinzen Eugen
von Savoyen schenkte, 70.000 Franken bezahlt haben soll.
Solche Preise würden für Werke von Gerard Dou heute
kaum mehr bewilligt werden, obgleich die außerordentliche
Meisterschaft seines Könnens innerhalb bestimmter Grenzen
freilich immer noch Bewunderung erregt. Von seinen
Schülern hat Schalcken die Kerzenkunststückchen zur
Spezialität gemacht, aber Maler w'ie Mieris und Metsu be
zeugen, w-ie fruchtbar Dou als Lehrer zu wirken ver
standen hat.
Porzellanpreise.
Die Sammlung Albert Dasch in Teplitz.
(Fortsetzung
Meißener Porzellan: Nr. 65 Kavalier in schwar
zem Hut Mk. 200, Nr. 66 Sitzende Drehleierspielerin Mk 650,
Nr. 67 Desgl. Mk. 300, Nr. 68 Zitronenverkäuferin Mk. 210,
Nr. 69 u. 70 Sitzende Drehleierspielerinnen Mk. 300, Nr. 71
Desgl. Mk. 72, Nr. 72 u. 73 Ein Paar sitzende Figuren, Mo
delle von Kaendler Mk. 5950, Nr. 74 Liebesgruppe, Kaendler
Mk. 7100, Nr. 75 Desgl. Mk. 2950, Nr. 76 bis 79 Statuetten der
Jahreszeiten, Modelle von Eberlein Mk. 6700, Nr. 80 Dudel
sackpfeifer Mk. 830, Nr. 81 Papagei, Mitte 18. Jahrh. Mk. 1450,
Nr. 82 Desgl. Mk. 435, Nr. 83 Der Sommer Mk. 460, Nr. 84
Großer Papagei, um 1745 Mk. 1800, Nr. 85 Wiedehopf Mk. 1550.
Nr. 86 bis 89 Die Jahreszeiten, 4 weiße alleg. Figuren, Mo
delle Mitte 18 Jahrh. Mk. 700, Nr. 90 Merkur Mk. 100, Nr. 91
Alleg. Gruppe »Die Erde« Mk. 430, Nr. 92 Neptun, im Muschel-
w-agen sitzend Mk. 610, Nr. 93 Lauschender Schäfer Mk. 700,
Nr. 94 Biskuitbüste des Bergrates Werner Mk. 180, Nr. 95
Hl. Antonius Mk. 560, Nr. 96 Hl. Nepomuk Mk. 420, Nr. 97
Kavalier und Dame Mk. 260, Nr. 98 Der Winter Mk. 520, Nr. 99
Der hl. Franziskus Xaverius Mk. 310, Nr. 100 Sitzendes Mäd
chen Mk. 170, Nr. 101 Stehende weibliche Figur Mk. 96, Nr. 102
aus Nr. 7.)
Knabe als Pierrot Mk. 88, Nr. 103 Bacchuskind, tanzend
Mk. 65, Nr. 104 Stehender Jüngling Mk. 75, Nr. 105 Flöte-
blascnder Jüngling Mk. 95, Nr. 106 Euterpe Mk. 120, Nr. 107
Flora Mk. 150, Nr. 108 Kl- stehendes Mädchen Mk. 125, Nr. 109
Sitzender Schäfer Mk. 390, Nr. 110 Stehender Schäfer
Mk. 180, Nr. 111 u. 112 Frühling als Flora und Sommer als
Ceres Mk. 290. Nr. 113 Die Erde Mk. 72, Nr. 114 Tanzende
Schäferin Mk. 240, Nr. 115 Tanzendes kleines Mädchen
Mk. 165, Nr. 116 Stehende Ziege Mk. 75, Nr. 117 Sitzende
Katze Mk. 205, Nr. 118 Kl. liegendes Lamm Mk. 70, Nr. 119
Pantalonc Mk. 400, Nr. 120 Büßende Miagdalena Mk. 195,
Nr. 121 u. 122 Putti Mk. 100, Nr. 123 Hoher, rechteckiger
Sockel Mk. 60.
II. Wiener Porzellan (Gruppen und Fi
guren): Nr. 126 Gruppe Der Herbst Mk. 310, Nr. 127 Jagd
gruppe Mk. 410, Nr, 128 Gruppe zweier Knaben Mk. 125.
Nr. 129 Putto als Scholar Mk. 130, Nr. 130 Blumenverkäufer
Mk. 180, Nr. 131 Stehende Schäferin Mk. 310, Nr. 132 Frucht
verkäuferin Mk. 260, Nr. 133 Stehender Grenadier Mk. 425,
Nr. 134 J^astelbinder Mk. 335, Nr. 135 Blumenverkäuferin,