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Bild. Dann folgten sogleich der „Ball auf
der Hängstatt", eine große Szene, die im
Haus des Künstlers hängt, und „Beim
Künstler". Aber das Lokale genügte ihm
bald nicht mehr. Im Westen erwachte
ein neuer Geist, gegen den sich die Wiener
Schausäle ängstlich abschlossen. Engel-
hart ging nach Paris und blieb dort andert-
halb Jahre. Eine neue Welt tat sich ihm
auf; alles, was in seinen Nerven gewartet
und gehofft hatte, regte sich plötzlich und
streckte die eingezogenen Spürfäden weit
hinaus in die Vibrationen des damaligen
Pariser Lebens. Er verkehrte natürlich vor
allem mit Eugen Iettel, in dessen Hause
sich auch Eduard Charlemont, Ribarz
und andere Österreicher fanden; von den
Gleichaltrigen noch Hohenberger. Aber
der Montmartre war die eigentliche Offen-
barung. Der geniale T oulouse-Lautrec,
der Karikaturist Leandre (der auch ihn so
drastisch karikiert hat), verschiedene auf-
rührerische Schriftsteller und frondierende
Poeten, die Schöpfer des Cabarets, die
Notablen des Chat noir wurden sein Um-
gang. Mit Toulouse-Lautrec, dem buckli-
gen Grafen, der ein so mörderisches Auge
für alles Bucklige in der Lebewelt hatte,
aß er gewöhnlich in einem Restaurant der
Rue Houdon. Es war eine moussierende
Luft. Alles, was Talent hatte, hatte plöt2- Josef Engelhart, Spanische Tänzerin, Ölgemälde
lich wieder Recht. Man durfte alles, was
man mußte. Mit den vergilbten Rezepten zündeten sich die letzten „rapins"
die Zigarette an. Es gab junge Künstler, die es für ein Unglück erachteten,
den Rompreis davonzutragen. Aber auf dem Grund all des Übermutes lag
doch der Ernst. Der gesunde Naturtrieb zur Kunst gab keine Ruhe und der
Ehrgeiz spornte von beiden Seiten. Auch fehlte es nicht an glänzenden
Beispielen. Manet stand hoch am Himmel. Engelhart bewunderte ihn, ohne
ihn eigentlich zu mögen. Er glaubt, er habe ihn nicht verstanden. Er war
ihm vor allem zu schwarz; Besnard dagegen und Roll, mit den hellen, leuch-
tenden Farben, machten ihm den Eindruck des Sonnenaufgangs. Das war
die Richtung, in die sich seine Sonnenblume neigte.
Im Jahr 1892 folgte eine Studienreise nach Spanien. Madrid und
Sevilla fesselten ihn lange. Velazquez widmete er ein besonderes Studium,