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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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erste Kunstindustrie-Ausstellung in Prag mit einem auf die Pflege des Kunstgewerbes 
hinzielenden Programme veranstaltet. Die Gründung von Gewerbe-Museen kam auch 
der Kunstindustrie zustatten; schon in den Sechziger-Jahren wird von einem Privatmann 
Vojta Naprstek, das „Böhmische Gewerbe-Museum" in Prag errichtest welches für 
die Kunstindustrie, insbesondere durch die darin niedergelegten Schätze der böhmischen 
Volkskunst hervorragende Wichtigkeit erlangte, und im Jahre 1873 hat es eine Gesellschaft 
in Reichenberg unternommen, das „Nordböhmische Gewerbe-Mnsenm" zu gründen, 
welches rasch emporblühte und zur Förderung der Kunstindustrie Nordböhmens wesentlich 
beiträgt. In neuerer Zeit haben sich zu diesen älteren Gründungen die Gewerbe-Museen zu 
Pilsen und Budweis gesellt. 
Frühzeitig reichte der Sammelgeist auch in Privatkreise und in dieser Beziehung 
ist in der „Sammlung Lanna" in Prag eine Privatcollection entstanden, welche, 
was Reichhaltigkeit und Mustergiltigkeit betrifft, vielen öffentlichen Anstalten den Rang 
abgewonnen hat. 
Durch die Gründung der Gold arbeiterschule in Prag und der christlichen Akademie 
wird bereits in den Siebziger-Jahren gesucht die Kunst und den Geschmack theoretisch und 
praktisch zu heben, bis man schließlich durch die Gründung der Kunstgewerbe-Schule in 
Prag und durch die Ergänzung des Netzes der Fachschulen auf dem Lande für die sorg 
fältige Erziehung der neuen Generationen sorgte. 
Die Arbeiten dieser Schulen zeigten in systematischer Übersicht auf der Landes- 
Jubiläumsausstellung in Prag im Jahre 1891 die ersprießlichen Resultate dieses modernsten 
Zweiges des Schulwesens. 
Und Schritt für Schritt entwickelt sich auch feit den Sechziger-Jahren die 
Production des Handwerkerstandes und der Fabriken; die Glasschleifereien im nördlichen 
Böhmen und im Böhmerwalde beleben den vergangenen Ruhm der böhmischen Glas 
industrie und keramische Etablissements im nördlichen und südlichen Böhmen, sowie auch 
die Textilindustrie Nordböhmens vermehren die Reihe jener Industriezweige in Böhmen, 
die seit jeher hier gepflegt wurden, um neue Gebiete. Die Edelsteinschleiferei von Tnrnau, 
die Quincaillerie zu Gablonz und Umgegend werden, ans alten Traditionen fußend, 
gleichwie die Spitzenklöpplerei des Erzgebirges als Hausindustrie von den breitesten 
Schichten der Bevölkerung betrieben. 
Die Prager Goldschmiedeknnst bewahrst namentlich auf dem Gebiete der kirchlichen 
Kunst und der Juwelierarbeiten, ihren guten Ruf, sowie die Erzeugung der Kirchenparamcnte 
und anderer Arbeiten aus dem Gebiete der Stickerei; auch die Buchbinderei hat sich, 
namentlich in Prag, bedeutend vervollkommnet, indem sie sich jegliche Technik in der 
Lederarbeit anzneignen wußte. Die Bauthätigkeit fördert die Kunst- und Bautischlerei
	        
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