Nr. 9
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 133
Uebersicht über die Maltesergalerie geschlossen. Es sind
offenbar im Aufträge des Malteserordens gemalte
Meereslandschaften, Ansichten von Malta wahrschein
lich, mit Ordensrittern als Staffage. Ihr Meister ist der
aus Linz stammende Franz Th. D allin g er (1710 bis
1771), der sich 1737 in Prag niederließ und laut Be
zeichnung im Jahre 1769 diese drei Bilder malte. Offen
bar hatte er den Auftrag, durch sie entweder verdorbene
Gobelins zu ersetzen oder wenigstens den Eindruck
von solchen hervorzurufen. So zeigen denn die großen,
alle drei Wände ganz bedeckenden Gemälde nicht nur
die kalte farbige Haltung von Gobelins, sie weisen auch
einen liebevoll ausgeführten, auf die Leinwand selbst
mitgemalten Rokokorahmen auf, dessen goldene
Schnörkel der Maler mit Rosen und anderen Blumen
gefällig umwunden hat.
Es sind keine für die allgemeine Kunstgeschichte
bedeutsamen Schätze, welche der schöne alte Groß
prioratspalast in Prag in seinen stolzen Räumen birgt.
Aber sowohl der unsere Erinnerung an die großen
weltgeschichtlich wichtigen Ereignisse der Kämpfe um
das heilige Land lebhaft weckende stoffliche Inhalt der
Gemälde als auch die reichen lokalen Beziehungen,
welche die nur schwer zugängliche und in der Literatur
nicht behandelte Bildersammlung für den Kenner bietet,
werden es berechtigt erscheinen lassen, daß in der vor
stehenden Uebersicht auf diese Sammlung hingewiesen
wurde.
Aus
der Sammlung Artur Kola.
Von Friedrich Pollak (Wien).
Unerschöpflich ist Wiens Kunstreservoir. Die
reichen Sammlungen, die unser Adel im Laufe des
18. Jahrhunderts zusammengebracht, bestehen weiter,
und wenn auch Sammlernamen von gutem Klang, wie
zum Beispiel die Arthaber, aus dem Kunstleben
Wiens ausgeschieden sind, so hat sich an ihre Stelle
eine ganze Schar feinsinniger Mäzene gestellt, die es
mit Glück unternimmt, die Bestände alter Kollektionen
wieder an Wien zu fesseln und, unterstützt von einem
mächtig aufblühenden Kunsthandel, neue Werte den
alten Besitztümern hinzuzufügen. Wien hat in den
letzten Jahren einen ziemlich lebhaften und schwung
haften Handel entstehen sehen, der, es sei zu seiner
Ehre gesagt, in den seriösesten Formen geführt, wirklich
hervorragende Arbeiten zu uns gebracht hat. Die Kehr
seite der Medaille ist allerdings der nicht minder
schwunghafte Handel mit dubiosen Arbeiten und
Fälschungen, dem eben nur durch Vorsicht und Kenner
schaft gesteuert werden kann.
Wenn ich im nachstehenden kurz über vier kleine,
aber schöne Werke referiere, so geschieht es deshalb,
um zu zeigen, daß noch gute Arbeiten zu erwerben sind,
aber auch, weil zwei der Werke meines Erachtens von
großer kunstgeschichtlicher Bedeutung sind und das
Werk dieser seltenen Künstler um gute Arbeiten will
kommen bereichert wird.
Von ganz erlesener malerischer Qualität ist das
Bildnis eines Nobile (Fig. 1). Ganz prima, ohne Lasuren
gemalt, hebt sich der kräftige Kopf von dem grau
grünen Hintergrund. Der Pinselstrich ist so geistreich,
sc modern geführt, daß Reminiszenzen an spanische
Größen allerersten Ranges auftauchen. »Spanischer
Meister« hieß der Kopf, dessen Züge eine frappante
AehnMchkeit mit Lorenzo 13 e r n i n i haben, denn auch
im Kunsthandel. Wir können mit Bestimmtheit den
Isomer Andrea Sacchi (1600 bis 1661), den Meister des
heil. Romuald und vermutlichen Schöpfer des Berliner
Buffone-Feldherrn als Autor annehmen, mit dessen
Porträtschöpfungen dieses Bild stilkritisch zusammen
geht.
Kunstgeschichtlich nicht minder interessant und
wichtig ist das Bildnis eines schwarzgekleideten
Knaben (Fig. 2), der, pausbäckig, aber etwas dämlich
dreinschauend, einen blau gezäumten Schimmel hält.
Rechts unten die echte Signatur E. v. der Neer, wo
durch sich dieser 1636 zu Amsterdam geborene, 1703 zu
Fig. 1. Andrea Sacchi.
Düsseldorf gestorbene, sehr seltene Meister als Autor
von' selbst ergibt. Das streng gezeichnete, aber noch
ziemlich zaghaft gemalte Bildnis eines jungen Edel
knaben ist wohl, wie auch aus der Tracht hervorgeht,
ein Frühwerk, das um 1660 zu stellen ist.