N'r. 1
Internationale Sammler-Zeitung.
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1778 für den Verlag Artaria den »Prospekt der künst
lichen Grotte im Garten des Freiherrn v. Fries zu
Vöslau«. Von 1779 bis 1798 arbeitete er mit Ziegler und
Janscha an der schönen Wiener Ansichtenfolge. Wie er
wähnt, waren die ersten Blätter der Serie im Korn-
Fig. 7. Silhouette Zieglers.
missionsverlag Artaria erschienen; anfangs 178U wurde
»dieses Geschäft ganz an Artaria überlassen«. Mit dem
Ankauf der bis dahin gestochenen Platten im Jahre 1787
ging das Eigentumsrecht auf die Firma Artaria
& Co. über.
Aus der Geschichte der Firma, insoweit sie mit der
Wiener Ansichtenserie zusammenhängt, sei noch er
wähnt, daß im Jahre 1801 zwischen Carlo und Francesco
Artaria einerseits und Giovanni Cappi, seit 1793
Gesellschafter der Firma, andererseits, eine Trennung
und Aufteilung des Warenlagers durchgeführt wurde.
Bei dieser Gelegenheit fielen Francesco zu:
40 Wiener Ansichten kleineren und zwei großen Formats,
Carlo zwei große Ansichten und C a p p i außer einer
Reihe von Umgebungsblättern fünf kleine Ansichten und
die große Hauptansicht vom Belvedere. Nach dem Tode
Cappis (um 1817) gelangten die inzwischen mit der
Adresse »Wien bey Johann Cappi« versehenen Blätter
wieder an die Firma Artaria zurück.
Fig. 8. Francesco Artaria.
Unsere Abbildungen stellen dar:
Fig. 1. Bürgermädchen von Schütz.
Fig. 2. Kavalier von Schütz.
Fig. 3. Ruhender Bauer von Schütz. (Aus Sammlung
Dr. Heymann, Wien.)
Fig. 4. Gruppe von Frauen und Kindern. Federskizzen von
Schütz. (Sammlung Fr. T ra u, Wien.)
Fig. 5. Mann, nach vorne schreitend, von Schütz. (Samm
lung Dr. Heyinann.)
Fig. 6. Johann Ziegler, zeichnend. Ausschnitt aus der An
sicht von St. Marx.
Fig. 7. Johann Ziegler, Silhouette aus dem Jahre 1781.
Fig. 8. Francesco Artaria. Nach einem Original (von Scott?).
Fig. 9. Carlo Artaria. Nach einem Original von Kreutzinger.
(Fig. 8 und 9 stammen aus dem Besitze der Firma Artaria
6: C o. in Wien.)
Der Sammler auf dem Balkan.
Eindrücke von einer Orientreise.
Von M. Müller (Wien).
Die Donau ist ungefähr die Grenzscheide, die die
künstlerische Kultur Europas von der Welt des Orients
trennt. Im Orient selbst wieder ist es merkwürdiger
weise der Balkan, der, so nahe an Europa, sich
einem wirklichen Kunstempfinden viel verschlossener
zeigt, als die Länder des fernen Ostens oder auch nur
Kleinasien, Arabien und Persien. Es sind historische Ur
sachen, die diese künstlerische Armut der Balkanländer
verschuldet haben. Sowohl in den slavischen Ländern,
als auch in den von den byzantinischen Kaisern be
herrschten Gegenden gab es bereits eine hochentwickelte
künstlerische Kultur, als im 14. Jahrhundert die Inva
sion der türkischen Eroberer diese Kultur wie der
Sandregen eines gewaltigen Wüstenturmes verschüttete.
Die damals schon weit vorgeschrittene, ja vielfach auch
für den Westen Europas richtunggebende byzantinische
Kunst der Architektur, der Malerei und Bildhauerei, die,
wie damals überall in der Welt, größtenteils der Ver
ehrung Gottes geweiht war, erlosch plötzlich mit der
Herrschaft des kunstfeindlichen Mohammedanisrnus. Die
schön geschmückten Kirchen wurden in Moscheen ver
wandelt, die malerischen Darstellungen biblischer und
anderer heiliger Themen vernichtet oder durch rohen
Zierat ersetzt und damit eine künstlerische Ent
wicklung für Jahrhunderte abgebrochen. Wenn es den
Völkern des Balkans auch gelang, nach j^hrhunderte-