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Internationale Sammler-Zeitung
Nr, 10
Kuriosis sei erwähnt mit 115 Mk. ein Einbanddeckel zu einem
hebräischen Werk, Leder mit vier Metallbuckeln in getriebener
Arbeit. Von den englischen Kupferwerken brachte die
Boydellsche Shakespeare-Serie 725 Mk., die kleine Boy
dellsehe Ausgabe 305 Mk. Thibaults Fechtkunst kam auf
450 Mk.; ebensoviel erzielte ein kostbares Werk des Seigneur
von Beaulieu über die Kriege Ludwigs XIV. Mo re aus
französische Geschichte brachte 580 Mk.; Sergents pracht
volles Porträtwerk zur französischen Geschichte 960 Mk.
Handschriften.
(Die Manuskripte Flauberts.) Gustav Erlau
be r t s Nichte, Frau Karoline F ramklin-Grout, die einzige
Erbin des Dichters, hat die Manuskripte Flauberts französischen
Bibliotheken, vor allem der Pariser Nationalbibliothek, vermacht.
Sie werden damit der Ocffentlichkeit zugänglich werden, nach
dem sie bisher zusammen mit dem übrigen Nachlaß Flauberts,
in der Villa der Frau Franklin-Grout in Antibes zwischen
Cannes und Nizza, untergebracht waren. Diese Villa, die nach
der Mondgöttin aus der »Salambo« Tarnt genannt ist, stellt ein
wahres Schatzhaus literarischer Kostbarkeiten und Erinnerungen
an Flaubert dar. Das größte Interesse beanspruchen neben Flau
berts Totenmaske seine Manuskripte. Davon reden die
unzähligen Bittgesuche, mit denen das Archiv überschüttet wird.
Liegt doch ein literarisches Geheimnis in diesen Blättern ver
graben: das Geheimnis von Flauberts Stil. Legendengleich
klingt, was wir über ihre Entstehung wissen: wie sie unter einer
grenzenlosen Qual des Schaffens langsam zustande kamen, wie
eine Seite den Dichter oft Wochen, ein Satz viele Stunden
heißer Arbeit kostete. Das trifft vor allem für die »Madame
Bovary« zu, und wenn man das Manuskript aufschlägt, so bietet
sich ein merkwürdiger Anblick. Ganze Sätze der kleinen, aber
sehr leserlichen Handschrift Flauberts, der sein Leben lang dem
Gänsekiel treu blieb, sind ausgestrichen, andere fein säuberlich
darüber geschrieben. An anderen Stellen bedecken gitterartige
Rechtecke oder unregelmäßigere Formen einen Teil des Textes
und entziehen die stets durch neue Redaktionen ersetzten
früheren Fassungen dem Auge. Aber alles klar und scharf, und
Neues und Altes scheidet sich mit einer Art geometrischer Präzi
sion voneinander. Ja, selbst die Abschriften, die für den Druck
gefertigt wurden, zeigen noch einmal Aenderungen des Textes.
Flaubert hat gewissenhaft in ein Exemplar des Romans jede
Verstümmelung eingetragen, die die Herausgeber der »Revue de
Paris« an seiner »Madame Bovary« vorgenommen haben. Auf
einem der Blätter liest man von seiner Hand: »Dies Exemplar
stellt mein Manuskript so dar, wie es aus den Händen des
Dichters Laurent Picliat, Herausgebers und Eigentümers der
»Revue de Paris« hervorgegängen ist, 20. April 1857. Gustav
Flaubert.«
Numismatik.
(Neue bayerische Münzen.) Die bayerischen
Münzen trugen bisher das Bild des unglücklichen Königs Otto.
Hievon wurde nur einmal eine Ausnahme gemacht, als zur
Feier des 90-.Geburtsfestes des Prinzregenten Luitpold
Denkmünzen mit. dessen Bildlnis zur Ausgabe gelangten. In
folge der Uebernahme der Regierung durch König Ludwig III.
werden nun die bayerischen Münzen mit dem Bildnisse des
neuen Ländesherrn versehen werden. Den Prägungen ist ein
Entwurf von Professor Bleek er in München zugrunde gelegt,
der das nach links blickende Kopfbildnis des Königs zeigt. Um
einen künstlerischen Abschluß zu erzielen, ist bei den Silber-
müiizen die umrahmende Schrift in größeren und mehr charak
teristischen Lettern als bisher gehalten. Die Rückseite der
Münzen trägt den Reichsadler in der gewohnten Ausführung.
Philatelie.
(Neue Marken.) Anläßlich des kürzlich erfolgten
Farbenwechsels der 1 Shilling-Marke von St. Vincent ver
lautet, daß binnen kurzem sämtliche britische Kolonialmarken
im Werte von einem Schilling in neuen Farben gedruckt werden
sollen. Ueber die neue Farbengebung wird noch Stillschweigen
bewahrt. Die ersten neuen Briefmarken aus Malt a tauchen
jetzt im Handel auf: die Purpur- und malvenfarbene 6 Pence-
Marke und eine purpurfarbene 2 Shilling-Marke auf Blau. Auch
eine neue scharlachrote 1 Penny-Marke ist am 15. April auf
Malta neu ausgegeben worden. Die dänischen Kolonien
in Westindien geben in den nächsten Wochen eine neue Marken
serie heraus, auf der an Stelle des Porträts des verstorbenen
Königs das Bildnis König Christians erscheint. Die Zeich
nung und die Farbengebung bleibt im übrigen unverändert. Die
portugiesische Kolonie Lorenzo Marques hat neue Post
wertzeichen erhalten, und zwar die bereits bekannten portu
giesischen Kolonialmarken mit dem Aufdruck »Lorenzo
Marques«.
Verschiedenes.
(Die älteste chinesische S t ein s t a t ue.) ln
der Pariser Academie des inscriptions wurde ein Bericht des
französischen Forschers Dr. Segalen verlesen, der im Auf
träge der Akademie eine Reise durch China unternommen hat.
Dabei hat er zwei interessante Bildwerke entdeckt, ein Flügel
roß und ferner die Darstellung eines Pferdes, das einen Bar
baren mit seinen Hufen niedertritt. Die dabei gefundenen Texte
und eine Stele ermöglichen es, das Bildwerk auf das Jahr 117
v. Chr. zu datieren, so daß es sich um die älteste Steinstatue
handelt, die gegenwärtig in der chinesischen Kunst bekannt ist.
(Ein Straßen plakat des Münchener Buch
händler-Vereine s.) Das Preisgericht in dem vom Mün
chener Buchhändler-Verein ausgeschriebenen Wettbewerb zur
Erlangung eines Straßenplakates ist Ende April unter Vorsitz
des Professors Benno Becker, der Künstler Professor
Ehmke, Dr. Preetorius und der fünf Herren des Vor
standes zusammengetreten. Eingelaufen waren 598 Arbeiten.
Das Preisgericht beschloß, außer den zu verteilenden Preisen
noch drei Arbeiten für je 50 Mk. anzukaufen. Es erhielten:
1. ‘Preis: 500 Mk.. Kennwort »Kaspar« (A. Kling. Hamburg).
2. Preis: 300 Mk., Kennwort »Pechvogel« (Z ie t a r a, München).
3. Preis: 200 Mk., Kennwort »2« (M. Schwarze r, München).
Ankauf 50 Mk.. Kennwort »Nain« (Hugo Frank. Stuttgart).
Ankauf 50 Mk.. Kennwort »Honolulu« (Hugo Frau k, Stuttgart).
Ankauf 50 Mk„ Kennwort »Sixst 14« (O. H. W. Ha dank,
Berlin-Steglitz). Die drei ersten Preise sind nach Leipzig zum
Buchhändler-Verein gewandert, um den dortigen Kollegen ge
zeigt zu werden.
Museen.
(Ein Th oma-Porträt von Canon.) Die Berliner
Nationalgalerie erwarb aus der Münchener Kunsthalle ein Bild
nis Hans Thomas von der Hand Hans Canons. Auf die
Kunst Canons, der seinen unaussprechlichen polnischen Namen
Straschirip'ka mit dem polykletischcn Canon vertauschte, hat
die Deutsche Jahrhundert-Ausstellung des Jahres 1906 wieder
nachdrücklich hingewiesen. Ein Schüler Waldmüllers, hat Canon
mehrfach in Deutschland, in Karlsruhe und Stuttgart als Lehrer
gewirkt und weniger in seinen an Rubens geschulten Monument-
bildern als in Bildnissen voll origineller Kraft sein Bestes ge
geben. An ihn schloß sich Thoma schon während seiner ersten
Lehrjahre auf der Karlsruher Kunstschule von 1859 bis 1866 an,
und die ‘kräftige Farbigkeit des österreichischen Polen war
lange Zeit für den jungen Schwarzwälder Maler das wirksame
Vorbild, ln Thomas Jugendzeit ist auch das schöne Bildnis ent
standen, das nun die Nationalgalerie als erstes Werk Hans
Canons erwarb.
(Karlsruher Kunsthalle.) Das Meisterbild »De-
kamerone« des Schwarzwälder Malers W i n t e r h a 11 e r, das
einst in der Sammlung Paturle zu Paris aufbewahrt worden