Seite 148
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 10
ebener Meisters August Seidel (1820—1904). Die alten Ge- I
nuilde gehören dem Zeitraum vom 15. bis 19. Jahrhundert an I
und enthalten viele bedeutende Werke bekannter italienischer,
deutscher und englischer sowie niederländischer Meister. Die
Arbeiten des August Seidel treten hier zum erstenmal in
Fig. 2. Indisches Elientoeinkörbchen.
größerer Zahl und in einem geschlossenen Bild auf und zeigen
höchste Qualitäten, wie sie bei den größten Meistern der Bar
bizon-Schule, bei den Engländern Turner und Constable und bei
Rembrandt und Ruysdal der Niederlande so bewundert werden.
Die Urteile der Fach- und Tagespresse anläßlich der April-Aus
stellung Seidelscher Landschaften bei Dr. F. X. Weizinger &
Co. bewegten sich alle nach der Richtung, daß August Seidel zu
den Meistern des 19. Jahrhunderts gehört, die erst wieder ent-
Fig. 3. Gärtner, Alt-Wiener Porzellan.
deckt, gebührend ans Licht gebracht und neben die großen
klassischen Meister der Kunst gesetzt werden müssen.
Zu sämtlichen Auktionen sind reich illustrierte und fach
männische Kataloge erschienen, die durch die Firma Dr. F. X.
Weizinger & Co., München (Sophienstraße 6), zu beziehen sind.
Die Autographensammlung Erich Schmidt.
Die Autographensammlung Erich Schmidts, die,
wie von uns bereits gemeldet, der Berliner Antiquar
Martin Breslauer am 18. und 19. d. M. unter den
Hammer bringt, spiegelt die vielseitigen Interessen des
Gelehrten wieder.
Aus dem Besitze Tizians verwahrte Schmidt eine
Homer-Ausgabe (Basel 1551). die auf dem Vorsatzblatte
eine eigenhändige Eintragung dieses Malers mit der
Namensinschrift »Ticiani Vecellij über et amicor« trägt.
B ö c k 1 i n ist mit einem Album'blatt vertreten, Menzel
mit einer Lithographie (erster Abdruck), S k a r b i n a mit
einer Radierung auf Japanpapier und handschriftlicher
Widmung, Lieber mann mit einem Briefe. B rahms
spendete eine Notenzeile mit dem Text: »Doch uns ist
gegeben, auf keiner Stätte rühm.« Hierunter: »Zur freund
lichen Erinnerung Joh. Brahms von Wien nach Weimar.
Okt. 1885.« Von Richard Wagner kommen sechs
Briefe zur Versteigerung, ln dem ersten heißt es: »In
diesem Herlioz flammt die Jugend eines großen Mannes;
seine Symphonien sind die Schlachten und Siege Bona
partes in Italien ... Die gigantischen Schöpfungen, erzeugt
in den jugendlichen Stürmen eines von Fülle über
strömenden Genius...« In einem launigen Briefe an
seine Freundin Marie. L e h mann schreibt Wagner: »Es
erregt mir ein sehr angenehmes Gefühl, Sie so warm
für meine Sache eingenommen zu sehen: wie ich denn
überhaupt viel mehr auf die Frauen als die Männer sehe,
die gewöhnlich vor lauter angelerntem Wust gar nicht
zum eigentlichen Gefühl von einem Kunstwerk kommen.«
Mit geradezu einzigartigen Albumblättern, Briefen
und Bildern ist Goethe vertreten. Ein interessantes
Blatt trägt die Widmung:
»Ars longa.
Memoriae
Goethe.«