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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 10
Trommeln und Pfeifen«, »An Arnold Böcklin«, »Lieder
aus dem Turm« u. a. Wahrhaft erschütternd wirken die
häufigen Mitteilungen über seine unglückliche materielle
Lage und seine körperlichen Leiden. Am 20. April 1886
teilt er mit, daß er von der Schiller-Stiftung eine Unter
stützung von 300 Mark erhalten hat, und zwar durch
offene Postanweisung. Lr bemerkt hiezu: »In den ersten
drei Minuten war mir das Geld aus den Händen gerissen
(durch seine Gläubiger). Solche Szenen sind schrecklich.«
—- Am 16. Juni 1888 übersendet er mit dem Briefe eine
vier Folioseiten umfassende Denkschrift »an meinen
Freund den Dichter Hermann Friedrichs, zur Zeit in
Kopenhagen, von Detlev v. Liliencron, Schriftsteller, mit.
der Bitte, dieselbe nach seinem Tode zu veröffentlichen«.
Er sagt unter anderem: »Ich klage nicht, daß ich oft, sehr
oft habe wirklichen Hunger erleiden müssen.« Einige
Monate später schreibt er: »Aber die Schande, Schmach,
Elend, Demütigungen der Armut sind nicht zu ertragen.«
An denselben Adressaten, Hermann Friedrichs,
sind auch die in großer Anzahl vorhandenen Briefe von
Konrad Ferdinand Meyer gerichtet, die Schmidt in
seiner Sammlung verwahrt hat. Meyer scheint an der
literarischen Produktion Friedrichs' ganz besonderen
Anteil genommen zu haben, und die ganze Korrespondenz
bezieht sich in erster Linie auf die Beurteilung seiner
verschiedenen Werke, deren Zusendung Meyer stets mit
Ungeduld erwartet. Seine Beurteilung ist eingehend und
wohlwollend, aber durchaus nicht immer lobend. Ja, er
gibt ihm sogar den Rat, sich wegen der Beurteilung auch
an andere, etwa Kinkel oder Keller, zu wenden. Er
schreibt (am 12. April 1882): »Hundert Erfahrungen haben
mich belehrt, in wie hohem Grade mein literarisches Ur
teil ein arbiträres ist, und in wie wenig Fällen es von der
inappelläbeln Instanz der öffentlichen Meinung ratifiziert
wird.« Zuweilen spricht Meyer von seinen eigenen
Werken. So über seinen Hutten (20. Jänner 1881):
»Huttens letzte Tage erscheinen im nächsten Herbst in
dritter Auflage. Dies heroische Idyll, wie es Joh. Scherr
betitelt, hat große Konipositionsfehler, ist aber unstreitig,
was demselben das Leben sichert, aus der Tiefe des Ge
mütes hervorgegangen.«
Reizende Andenken stellen die zahlreichen Stamm
buchblätter der Sammlung dar. Uhland, Gleim, Scheffel,
Claudius, J. II. Voß, Kerner, Rosegger sind mit Gedichten
und Sprüchen, Lachner, Rubinstein, Niels, W. Gade
u. s. w. mit musikalischen Albumblättern vertreten.
Kupferstiche des XVIII. Jahrhunderts.
Die nächste Auktion der Firma Karl Ernst H e n r i c i in 1 Thomas Burke. Richard Cosway, Gilles Demarteau l'aine,
Berlin betrifft in der Hauptsache Kupferstiche des 18. Jahr- \ Gainsborough, Richard Houston, Angelica Kauffmann, Nik.
hunderts. Es sind da die deutsche, französische und englische
Fis- 6- Fig. 7.
Schule mit ihren besten Namen vertreten. So stoßen wir beim | Lavreince, Jean Michel Moreau Je jeune, George Morland,
Blättern in dem reichhaltigen, mit 62 Bildertafeln geschmückten George Romney, Georg Friedrich Schmidt, Schwerdgeburth,
Katalog auf Bartolozzi, Frangoise Basset, J. F. Bause, Boucher, j Heinrich Sintzenich, John Raphael Smith, Countess Lavinia