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Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 12 
Chronik. 
Bibliophilie. 
(KI« i s t - F u n d e.) Neues Licht auf das Leben Heinrich 
v Kleists werfen Funde, die dem Direktor der städtischen 
Sammlungen in Dresden, Prof. Dr. Mindc-Pouet, gelungen 
sind. Er hat im Nachlaß der Marie v. Kleist und des 
Ministers v. Altenstein Briefe gefunden, die klar dartun. 
daß Kleist keine Liebesbeziehungen zu seiner Cousine gehabt 
hat, und daß er auch keine Pension von der Königin L uise 
bezogen hat, vielmehr stammte jene Pension in Wahrheit von 
seiner Cousine Marie, die sich eines frommen Betruges 
schuldig machte, um den stolzen Dichter zur Annahme des 
Oeldes zu bewegen. Weiter hat Prof. Minde-Pouet ein Tage 
buch der Auguste v. Patin witz aufgefunden mit ganz neuen 
Mitteilungen über Kleists Aufenthalt in Frankreich und in der 
Schweiz, umfassendes biographisches Material über Marie 
v. Kleist, Briefe des Staatsrats v. Stägemann über den Tod 
Kleists, sämtliche Protokolle und Sektionsbefunde über den 
Tod Kleists und der Frau Vogel, endlich eine anonyme hand 
schriftliche Biographie Kleists und verschiedene . Gedichte in 
bisher unbekannter Fassung. Die Funde werden noch im 
Laufe dieses Jahres veröffentlicht werden. 
Bilder. 
(Die Solly-Madon n a.) In dem »Repertorium für 
Kunstwissenschaft« beschäftigt sich Berthold Daun mit einer 
Gruppe italienischer Madonnenbilder, die der Baldachin- 
Madonna Raffae ls in der Pitti-Galcrie zu Florenz verwandt 
sind. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, daß diese Bilder nicht 
als Wiederholungen oder Nachahmungen dieses Werkes anzu 
sehen sind, sondern daß außerdem noch ein Bild Raffaels exi 
stiert haben muß, mit dem diese Madonnen-Darstellungen Zu 
sammenhängen. Als dieses spricht er ein aus der Sammlung des 
bekannten Kaufmannes Sol ly stammendes Gemälde an, das 
sich seit vierzehn Jahren in der Nähe von Berlin befindet. Daun 
meint, daß wir in der Solly-Madonna ein eigenhändiges 
Werk Raffaels zu erkennen halben. 
(Ein Selbstbildnis Tizians entdeckt?) Eine 
interessante Entdeckung ist, wie man uns aus London 
schreibt, von dem Londoner Kunstsachverständigen Mr. 
Power gemacht worden. Aus einem kleinen Orte iri S h r o p- 
shire wurde ihm ein Gemälde zur Restaurierung und Säube 
rung übersandt, das sich als ein Selbstbildnis Tizians 
herausstellte und das der Künstler in seinem 84. Lebensjahre 
angefertigt hatte. Zu einem Ausnahmspreise kaufte es der 
jetzige Besitzer im Jahre 1884 in Australien. Er brachte es nach 
England, wo er es in seiner Villa in Shropshire unterbrachte. 
(Markos Botzaris Tod.) Der neueste Katalog des 
Antiquariats J. J. Plaschka in Wien vereinigt unter dem 
Titel »Der Freiheitskampf der Griechen gegen die Herrschaft 
der Türken« eine Anzahl von historischen Bildern, Städtean 
sichten, Handschriften, Büchern und Plänen, die auf diese Zeit 
Bezug haben. Besonders hervorzuheben wäre das Oelgemälde 
von Fark, das des griechischen Freiheitskämpfers Markos 
Botzaris Tod darstellt. (Big. 9). Botzaris (Botsäris, Boz- 
zaris), geboren um 1788 zu Suli (Albanien) aus einem altberühm 
ten Suliotengeschlecht (Sohn des 1809 durch Ali Pascha er 
mordeten Häuptlings Ritsos Botzaris), floh vor Ali Pascha 
von Janina nach den Jonischen Inseln, zog mit den Türken 
gegen Ali, ging dann aber, von den Türken bedroht, mit diesem 
ein Bündnis ein. Nach Ausbruch des griechischen Aufstandes be 
gab er sich Anfang 1822 zur Versammlung der griechischen 
Häuptlinge nach Korinth, veranlaßte den Zug des Mauro- 
k o r d a t o s nach Epirus, der mit der Niederlage der Griechen 
bei Peta 16. Juli 1822 endigte, und verteidigte dann 1822—23 
Missolunghi mit Heldenmut. Im April 1823 von der griechischen 
Nationalversammlung zum Obergeneral in Aetolien ernannt, 
nahm er am 13. Mai Lepanto, wußte geschickt die türkische 
Uebermacht zu trennen und traf Mustapha Pascha von 
Skutari am 19. August bei Karpenisi. In der Nacht vom 19. bis 
20. August schlich Botzaris mit 250 Mann in das Türkenlager, 
wo er den Pascha und seinen Neffen mit eigener Hand nieder- 
Fig. 9. Fark, Botzaris Tod. 
hieb und ein furchtbares Blutbad anrichtete, während die 
Griechen das Lager von außen stürmten. Botzaris bezahlte aber 
diese kühne Tat mit seinem Leben. Er wurde mit großen Ehren 
in Missolunghi begraben. 
Heraldik. 
(Das Stadtwappen von Amstetten,) Aus A m- 
stetten wird uns berichtet: Vor 17 Jahren hat Kaiser Franz 
Josef Amstetten zur Stadt erhoben, aber erst vor einigen 
Tagen konnte das kaiserliche Stadterhebungsdiplom ausgefertigt 
und zugestellt werden. Der Grund dieser Verzögerung lag in der 
Lösung der Wappenfrage. Die Stadtgemeinde hatte näm 
lich um Wiederherstellung des ursprünglichen Wappens, in dem 
ein über eine Mauerzinne schauender Passauer Wolf enthalten 
ist, angesucht. Siebzehn Jahre brauchte es, bis die Sache im 
Sinne der Eingabe der Stadt erledigt wurde. 
Numismatik. 
(Die Münzauktion bei Brüder Egger.) Unter 
lebhafter Beteiligung von Vertretern in- und ausländischer 
Museen sowie von Münzensammlern und Händlern fand vom 
11. bis 15. v. M. bei Brüder Egger in Wien die Versteige 
rung der Sammlung griechischer Münzen des Herrn Theodor 
P r o w e (Moskau) statt. Es entwickelte sich ein reges Angebot, 
besonders nach jenen Exemplaren, die sich durch die Schönheit 
der Erhaltung und des Stiles oder durch interessante Dar 
stellungen auszeichneten, herrschte starke Nachfrage. Es kam 
oft vor, daß verschiedene, aus früheren Sammlungen, respektive 
deren Versteigerungen, stammende -Münzen zu weitaus höheren 
Preisen als damals verkauft wurden. Die bemerkenswertesten 
Preise sind: Nr. 21 Tarentum, Didrachme K 500, Nr. 53 Agri- 
gentum, Eitra K 205, Nr. 58 Catana, Tetradrachme K 495, Nr. 60 
Catana, Eitra K 395, Nr. 67 Himera, Tetradrachme K 1425, 
Nr. 68 Leontini, Tetradrachme K 450, Nr. 70 Desgl. K 790, 
Nr. 86 Syracusa, Medaillon von Euainetos K 1200, Nr. 150 Ab- 
dera, Oktadrachme K 1225, Nr. 153, 158 Abdera, Tctradrachme
	        
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