Die von dem Lehrkörper der Kunstgewerbeschule an die
XVitwe gerichtete Beileidsadresse lautet:
Verehrte Frau l
Unter dem erschütternden Eindruck eines unersetzlichen Ver-
lustes vermessen wir uns nicht, Ihnen mit Trostworten zu nahen.
Wer sollte besser die Größe Ihres Schmerzes zu würdigen wissen,
als Diejenigen, welche durch lange Jahre des Zusammenwirkens
täglich Gelegenheit gehabt haben, den Verblichenen als Mensch.
als Künstler, als Lehrer immer höher zu schätzen, denen er ein
wahrer Freund war, ein Vorbild in Pflichttreue, idealem Streben
und rastlosam Fleiße! S0 wird er in seiner Collegen, wie in seiner
Schüler Andenken fortleben und hochgehalten werden. Uns aber
drängt es, diesen Empfindungen Ihnen gegenüber Ausdruck zu
geben in dem Augenblicke, da wir von dem theuren Freunde für
immer Abschied nehmen sollen.
In ähnlicher Weise hat auch der Aufsichtsrath der Kunst-
gewerbeschule sein Beileid ausgedrückt.
Am Museum und am Gebäude der Kunstgewerbeschule waren
Trauerfahnen ausgehängt worden. Als schließlich die Abschieds-
stunde gekommen war, konnte die Kirche am Hauptplatze des
III. Bezirkes die Zahl der Besucher kaum fassen. Die Collegen,
der Lehrkörper der Kunstgewerbeschule, die Beamten des Museums
und seine Schüler waren vollzählig erschienen, Vertreter des
Unterrichtsministeriums, der Akademie der bildenden Künste, der
Künstlergenossenschaft, der Centralcommission für Kunst- und
historische Denkmale und der besten Wiener Kreise, in denen
Laufberger ein stets gerne gesehener Gast gewesen, hatten sich
in reichster Zahl eingefunden. Der Sarg war ganz verdeckt durch
die Kränze, durch welche die genannten Körperschaften und Pri-
vate dem Künstler und Freunde die letzte Huldigung bezeugten.
Als die kirchliche Einsegnung beendet und der ergreifende Trauer-
chor von Mitgliedern des Männergesangsvereines ausgeführt, ver-
klungen war, setzte sich eine ungewohnt lange Wagenreihe in
Bewegung mit den Vielen, welche Laufberger das Ehrengeleite
bis zur letzten Ruhestätte gaben.