Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 183
Familien figurieren auch vorzügliche Bauern- und Rund
scheiben.
Anschließend daran folgt eine kleinere Sammlung von
Glasgemälden, Antiquitäten und alten Möbeln aus süd
deutschem Besitz. Den ersten Teil bilden Schweizer
Glasscheiben aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Inter-
Fayence- und Porzellanfiguren aus der Züricher Manu
faktur. Die Plastik zeigt ein nettes Buttenmännchen aus
der Zeit um 1600 und eine Schweizer Bäuerin, eine inter
essante Schnitzarbeit in Holz und Elfenbein. Den Schluß
des zweiten Teiles bilden gotische Truhen und drei
Büfetts aus dem 18., bezw. 17. Jahrhundert.
Fig. 7. Kantonsscheibe. Glarus.
I
essante Stücke sind' eine Kantonscheibe von Glarus aus
dem Jahre 1637, Alliancescheiben der Familien Falk-
Ladcrgerb 1601, Schuldthaiß-Reichlin von Mcldegg 1602,
Sutter Hentzi 1657, Hollenwäyer 1702. Diesen folgt eine
Kollektion deutscher Scheiben aus dem 16., 17 und
18. Jahrhundert. Außer einer Wappenscheibe von Ney-
hausen 1592 und einem Wappen von Chr. Freiherrn von
Pötting und Persing, Domprobst zu Passau, aus dem
Jahre 1613 enthält diese Abteilung meist Fragmente aus
größeren Glasgemälden.
Unter den Antiquitäten, durchwegs Erzeugnissen des
Schweizer Kunstgewerbcs, sind ein paar hübsche
Fig. 8. Alliancescheibe.
Der Katalog, der mit 13 Tafeln und 15 Textabbil
dungen ausgestattet ist, ist durch H. Idelbing in München
zu beziehen.
Unsere Illustrationen zeigen einige interessante Stücke der
Sammlungen.
Fig. 4 Schweizer Bäuerin. Bemalt. Um 1800,
Fig. 5. Buttenmann. Um 1600.
Fig. 6. Mädchen mit Kerze.
Fig. 7. Kantonsscheibe. Glarus, 1637.
Fig. 8. Alliancescheibe. Schuldthaiß-Reichlin von Meldegg,
1602.
ISörSST
Historisches und Technisches vom Zinngerät.
Dr. Ing. F. Schmitt in Aschaffenburg veröffentlicht in
der »Frkf. Ztg.« eine Betrachtung über Zinngerät, der wir
folgende interessante Daten entnehmen:
Noch vor 30 Jahren konnte man die »Kannegießer«
mit ihrer Wanderwerkstatt im Tand herumziehen sehen.
Kam so einer aufs Dorf, dann wurden aus allen Häusern
schadhafte Zinnsachen zum Umschmelzen herbeige
schleppt. Für wenig Geld tauschte man dann neue, blitzblanke
Ware ein. Der Kannegießer kam doch aut seine Kosten, er
wußte, daß Blei auch Metall, daß es billiger und schwerer als
das gute alte Blockzinn ist. Und nach dem Gemische ging der
Handel. Künstler waren diese wandernden Kannegießer freilich
längst nicht mehr. Wohl hatte sich hie und da eine schöne, alte
Form vom Ahnen her vererbt; aber meist gefiel die den
Bauern — die Städter kamen damals nicht mehr in Betracht
— nicht, die war zu altmodisch. Also wundern darf
man sich nicht, wenn man ein Rokokostück mit einer
nicht dazu passenden Jahreszahl findet. Meist waren es
Italiener, die das Gewerbe betrieben. Colombara,
D e s a g a, Cardand, das sind Namen, denen wir noch heute
am Mittelrhein begegnen, wenn auch ihre Träger nicht mehr die
Kunst der Väter ausüben. Wie ganz anders war das früher, als
Zinn noch eine gewichtige Rolle im Volksleben spielte, als es
das Silber und Gold unserer Ahnen war, als es noch
»zünftig« verarbeitet wurde! Da war das Zinngießeu ein
ehrsam Handwerk, eine Kunst.
Im 15. Jahrhundert wurde ausschließlich feines Geschirr,
Zunftkannen und -Becher aus Zinn hergestellt, erst itti 16. Jahr
hundert mit dem Beginn der Renaissance wurde der Ge
brauch von Zinngeräten allgemein, Kupferschmiede, Gelb- und