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Internationale S a m m l e r - Z e i t u n g.
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Adresse schrieb, kam der Brief mit dem Vermerk zurück, daß
ein Adressat und eine Straße dieses Namens in St. Pölten u n-
bekannt seien.
Mich frappierten diese Mitteilungen, da merkwürdiger
weise der Mann, von dem ich die Silhouetten kaufte, auch als
Installateur auftrat und sich ganz so benahm, wie der, dessen
Bekanntschaft Herr Linde machte. Nur daß er mir gegenüber
Baden als Wohnort bezeichnete. Er gab rnir auch eine
Adresse an, von der ich aber keinen Gebrauch machte.
Meine Stücke waren in alten, ramponierten Rähmchen
unter Qlas, rückwärts befand sich ein dickes Papier über den
Bildern und dieses war mit Siegellack befestigt. Das Qlas war
auch innen sowie die Bilder selbst sehr verstaubt, so daß es den
Eindruck erweckte, als wären die Bilder schon lange Zeit auf
einem staubigen Ort, etwa Bodenraum, gelegen. Ich ließ die
Rahmen etwas auffrischen. Der Rahmenerzeuger, der dies be
sorgte, teilte mir mit, daß er viel altes Siegellack entfernen
mußte und daß Gläser und Bilder sehr verstaubt waren.
Charakteristisch scheint mir die Art des Vertriebes der
Silhouetten durch allem Anscheine nach eine und dieselbe
Person.
Der Mann erkundigt sich vorerst in einem Orte nach
Personen, die Interesse für Antiquitäten etc. haben; er besucht
das ausgeforschte Opfer und bringt Silhouetten von Persön
lichkeiten, die sich in dem Orte einst aufhielten. Es ist dies
ein Trick, der eine gewisse Kenntnis der Psychologie des
Sammlers verrät. Dieser ist angenehm überrascht, daß ihm
ein Gegenstand, der ihn interessiert, angeboten wird und ist um
so mehr zum Kaufe geneigt, als der Verkäufer in bezug auf den
Preis mit sich reden läßt. Er verlangte für die beiden
Silhouetten 12 Kronen, überließ sie mir aber, als ich ihm die
Hälfte gab. Der Verkäufer spielt den Unwissenden, er tut so,
als wüßte er nicht recht, um was es sich handle, nur die Auf
schrift auf dem Bilde, in meinem Falle Mödling, im Falle des
Herrn Apothekers Linde, Melk, habe ihn veranlaßt, nach dem
Orte zu gehen und sich zu erkundigen, ob jemand sich dafür
interessiere. iNebenbei läßt er noch einfließen, daß er noch
andere Sachen habe, er wohne da und da. Der Käufer freut sich
über den glücklichen Erwerb eines so raren Stückes und der
Verkäufer ist, trotz des Versprechens, nochmals vorzusprechen,
auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Es scheint eine Erzeu
gungsstätte von derartigen Silhouetten zu bestehen, indes der
schlichte Jüngling der Verkäufer ist, der von Ort zu Ort
wandert. Zur Verantwortung ziehen kann man ihn eigentlich
auch nicht, denn er sagt ausdrücklich, daß er von der Sache
gar nichts versteht, das heißt, er garantiert nicht, ob die Sil
houetten echt sind, woran der Käufer aber gar nicht denkt und
wonach er auch nicht fragt.«
Neuerwerbungen der Berliner königlichen Museen.
Unter den Neuerwerbungen der Berliner königlichen
Museen, die in dem soeben zur Ausgabe gelangten Juni-Heft der
»Amtlichen Berichte aus den königl. Kunstsammlungen« be-
kanntgegeben werden, befindet sich, wie Geheimrat V. Bode
berichtet, in der Abteilung der italienischen Renais-
sance-Biild werke eine fast halblebensgroße Tonstatuette
einer Madonna, ein Geschenk des Proiesors Elia Vo 1 p i. Die
Madonna erweist sich durch das nackte Kind auf ihrem Schoß
als ein Werk des sogenannten »Meisters der unartigen Kinder«.
Die Berliner königlichen Museen besitzen die größte Anzahl der
Arbeiten dieses originellen Meisters, dessen Figuren nach
Typus, derbem Bau und realistischer Auffassung stets unver
kennbar sind. Durch diese Madonuenstatuette wird die Streit
frage, ob diese so cinquecentistisch anmutenden Werke wirklich
noch ganz dem Quattrocento zuzuschrciben sind, geklärt: nach
Haltung und Gewandung gehört die Maria vollständig dieser
Zeit an, so daß die Tätigkeit des Künstlers ungefähr in das
dritte Viertel des Quattrocento zu setzen ist.
Die Sammlung italienischer iRronzestatuct-
ten erhielt eine bemerkenswerte Bereicherung durch die von
Herrn Charles Fairfax Murray gestiftete Neptun-Bronze
statuette Giacopo Sansovinos. Wir haben es hier wahr
scheinlich mit einer Skizze für die Kolossalfigur der Marmor
statue des Neptun an der Scala dei Giganti zu tun.
Den 1913 erworbenen kleineren italienischen Stuckreliefs,
die wahrscheinlich über deutsche Holz- oder Bronzeoriginale
hergestellt wurden, reiht sich als Geschenk von S. Augusto
Yandalo in Rom ein weiteres kleines Relief der Madonna
auf der Mondsichel an.
In die Gemäldegalerie des Kaiser Friedrich-
Museums gelangte, wie M. J. F riedländer berichtet, als
Geschenk des Herrn M. van G e 1 d e r ein Bildnis Gillis de
Srnidts von der Hand des Adriaen Thomasz Key (tätig um 1558 bis
1589), der mit beglaubigten Bildnissen in Wien und Brüssel ver
treten ist.
Geheimrat Schuchhardt berichtet über die für die
vorgeschichtliche Abteilung erworbenen etwa 30 steinzeitlichen
Tongefäße, die bei einem Kiesgrubenbetrieb bei Butzow bei
Brandenburg zutage gefördert wurden. Die Gefäße gehören nach
der vorherrschenden Form des weiten, sich nach unten stark
verjüngenden Schoppens und dem breiten Bandhenkel dem so
genannten »Bernburger Typus« an, während dieser jedoch viel
fach ohne Dekor ist, zeigen die Butzower Gefäße in ihren Orna
menten eine große Fülle hübscher Flecht- und Webemotive,
ähnlich der sogenannten Megalithkeramik, der die Gefäße aus
den Steingräbern Nordwestdeutschlands angehören. Auch bei
den Butzower Gefäßen sind die Flechtmuster, meistens hori
zontale und vertikale Bänder, mit einem mehrspitzigen kleinen
Instrument einstochen, und zwar wurden zur Erzielung dieser
Verzierung drei Arten des Einstichs verwandt, nämlich ein
kleines, stets schräg gestelltes, meistens zwei- bis fiinfreihiges
Kreuz, -ein halbkreisförmiger, vielleicht mit einer zugeschnittenen
Federspule gemachter Einstich und drittens zur Herstellung des
horizontalen Linienumrisses ein einfacher Furchenstich. Die
Gefäße zeigen den deutlichen Uebergang von der steinzeitlichen
Keramik an der mittleren und unteren Elbe zur Lausitzer
Keramik der Bronzezeit, deren Ursprung man bisher immer noch
nach Ungarn, Tllyrien oder selbst Troja verlegen wollte.