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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 13
Qrosso Leo X. Mzst. Ravenna; des Giuliob Pius II. Mzst.
Foligno mit Wappen und Papst im Schiff. D1RIGE. DNE
ORESSUS. NRO. S.
Philatelie.
(Neue amerikanische Marken.) Zu der Aus
stellung, die die Republik Panama zur feierlichen Eröffnung
des Panamakanals veranstaltet, werden besondere Erinne
rungsmarken gedruckt werden, deren Beschreibung bereits
vorliegt: Vst Centavo, olivgrün, mit dem Bilde der Cliorrera-
fälle; 1 Centavo, grün, mit dem Panamakanal in Relief; 2 Cen
tavos, rot, Balboa entdeckt den Stillen Ozean; 2% Centavos,
hellrot, Ruinen und Kathedrale von San Anastasao, der Alt
stadt von Panama; 3 Centavos, violett, der Kunstpavillon auf
der Nationalausstellung zu Panama; 5 Centavos, blau,
Schleusen und Stausee zu Panama; 10 Centavos, zinnoberrot,
der Culebra-Einschnitt; und zuletzt 20 Centavos, schokolade-
braun, Kremzgang und Ruinen des Klosters Santo Domingo. —
Infolge der kriegerischen Vorgänge in Mexiko sind aucht dort
neue Marken erschienen. Die Yankees haben während der
Wirren die Post auf Mexiko-Stadt und aus den Städten an der
Ostküste in Veracruz vereinigt und über Galveston oder New-
orleans nach Washington geleitet. In Washington wurde
jede Marke mit dem Aufdruck »Received in Diplomatie Pouch«,
das heißt, »Aus dem diplomatischen Postbeutel, erhalten«, ver
sehen, und erst an ihren Bestimmungsort weitergegeben. Diese
Art der Postbeförderung wurde aber nur wenige Tage geübt;
somit werden Marken mit diesem Aufdruck späterhin wohl sein-
selten sein. Auch die mexanischen Rebellen haben sich, um ihre
Unabhängigkeit auch nach außen hin aller Welt kundzugeben,
schleunigst neue Marken angeschafft. Sie benützen dazu Zoll
marken, die mit einem Talon versehen und in Denver ange
fertigt sind. Die niedrigen Werte stellen den mexikanischen
Adler dar, der sich mit einer Schlange im Schnabel in die Höhe
schwingt, im Vordergründe befindet sich ein Kaktus und das
Ganze ist von zwei Kreisen umschlossen, zwischen denen sich
die Inschrift »Gobierno Constitucionalista« befindet. Die
zweite Zeichnung (für die höheren Werte) ist eine Darstellung
der Gerechtigkeit. Eine seit langem erwartete Ausgabe von
neuen Sätzen der Republik San Domingo ist jetzt erfolgt.
Es handelt sich um Erinnerutigssericn anläßlich der Hundertjahr
feier Juan Duartes im vergangenen Jahre. Alle Werte
zeigen die dominikanische Flagge in ihren Farben blau-weiß-rot
mit dem Bildnis Duartes in der Mitte und die Jahreszahlen
1813—1913.
(Die Farbe der neuen Luxemburg.) Die neuen
luxemburgischen SO Centimes-Marken mit dem Bildnis der
jungen Großherzogin haben eine ganz eigentümliche rote Farbe,
die von der üblichen stark abweicht. Man glaubt daher, daß der
Weltpostverein sich ins Mittel legen und die Zurück
ziehung dieser Marken fordern wird, die dann natürlich zu
einer großen philatelistischen Seltenheit werden würden.
(Zur Entdeckung von B r i e if m a r k e n fäl
sch u n g e n.) Ein englischer Veteran des Briefmarkenhandels,
Mr. W. S. Lincoln, hat ein neues Hilfsmittel zur Prüfung
der Wasserzeichen patentieren lassen. Es besteht aus einer
Karte mit einer Anzahl transparenter farbiger Scheiben. Um
auf einer roten Briefmarke das Wasserzeichen zu prüfen, be
trachtet man die Marke durch die rote Scheibe, die blaue
Marke durch die blaue Scheibe u. s. w. Die Einrichtung ist also
verblüffend einfach, aber sehr wirksam, und man wundert sich
nur, daß nicht schon vorher andere Markenfreunde auf diese
naheliegende Idee gekommen sind.
(Eine Nachbildung des ältesten preußi
schen Briefkastens.) Die »Voss. Ztg.« schreibt in ihrer
Nummer vom 10. Juni: »Die ersten Briefkasten wurden 1824
in Preußen eingeführt, nachdem der damalige Generalpost
meister Nagler hiezu durch besondere Kabinettsorder des
Königs Friedrich Wilhelm III. die Genehmigung erhalten
hatte. Im Reiclispostmuseum ist jetzt ein auf Grund alter Zeich
nungen und Beschreibungen naturgetreu nachgebildetes Modell
dieser ältesten preußischen Briefkasten aufgestellt worden. Sie
bestanden damals noch aus Holz, waren weiß gestrichen und
trugen auf der Vorderseite ein Plakat »Verhaltungsmaßregeln«.
Durch diese besondere Anweisung über die Benützung des
Kastens sollte vermieden werden, daß andere als unfrankierte
Briefe hineingelegt wurden. Denn alle zu frankierenden Briefe
mußten damals noch am Postschalter abgegeben werden.«
Nach dem kürzlich erschienen Werke »Die Technik der Vor
zeit, der gesohlidhtlichen Zeit und der Naturvölker« von F. M.
Feld haus würden die Angaben der »Voss. Ztg.« insoferne
nicht stimmen, als nach dieser Quelle in Berlin der erste
Briefkasten schon 1766 »zur Gemütlichkeit der Corresponden
ten« am Posthause in der Königsstraße aufgestellt wurde. In
Paris waren übrigens schon 1658 Briefkasten im Gebrauche.
Die älteste Abbildung eines Briefkastens findet sich 1698 bei
C. W e i g e 1, Abbildung der Hauptstände. Der Erfinder des jetzt
gebräuchlichen metallenen Briefkastens, unter den man den
Briefsack bei der Entleerung hängt, ist der Grazer Schlosser
W lze k. Die Erfindung wurde im Jahre 1875 gemacht.
Verschiedenes.
(Die Reich enbachsche Orchideensamni-
lung.) Die botanische Abteilung des Naturhistorischen Hof
museums in Wien hat eine außerordentlich, wertvolle Be
reicherung ihres Besitzes durch die große Orchideensammlung
des Orchideenforschers Professors Dr. H. G. Reichen b a c h
erfahren. Reichenbach starb 1899 in Hamburg. Seine wissen
schaftlichen Sammlungen vermachte er dem Hofmuseum unter
der Bedingung, daß die Orchideen 25 Jahre in verschlossenen
Kisten aufbewahrt und erst nach Ablauf dieser Frist den
Sammlungen des Museums einverleibt werden dürfen. Die Frist
ist nun abgelaufen und die Erbschaft wurde dem Natur-
historischen Museum übergeben. In Gegenwart einer Kommis
sion von Vertretern des Oberstkämmereramtes und des Natur
historischen Museums wurden die acht großen Kisten, welche
den Nachlaß Reichenbachs enthalten, geöffnet. Es ergab sich,
daß die Pflanzenschätze während der langen Abschließung
nicht den geringsten Schaden genommen haben.
Das getrocknete Herbarmaterial ist wissenschaftlich von
großem Wert; wurde doch fast jedes Stück von Reichenbach
studiert und analysiert. Die Analysen, teilweise auch in Farben
ausgeführt, bilden in Verbindung mit den dazugehörigen ge
trockneten Exemplaren ein unschätzbares Hilfsmittel für das
weitere Studium der so hochinteressanten Familie der Ge
wächse, die auch in unseren Warmhauskulturen eine große
Rolle spielen. Die dem Herbarium beiliegenden zahlreichen
künstlerisch ausgeführten Aquarelle, die Vorlagen zu Orchi
deenbildern, die Reichenbach in seine Publikationen aufnahm,
bilden vom Standpunkte moderner Kunstwertung einen nicht
unerheblichen Wert. Da die zur Präparierung der Reichen-
bachschen Orchideensammlung notwendigen Geldmittel seitens
des Oberstkämmercramtes bewilligt wurden, kann mit der
Sichtung und Aufarbeitung des Materials sofort begonnen
werden. Es ist anzunehmen, daß mit Ende des Jahres die ganze
Orchideensammlung cingereiht und der Forschung zugänglich
gemacht sein wird.
(Auffindung eines Glasgemäldes von
M i 1 d n e r.) In Guteabrunn bei Martinsberg ist, wie man
uns von dort berichtet, in der Kapelle vom Benefiziat
dieses Sprengels ein altes Glasgemälde entdeckt worden, das
der auf diesem Gebiete sachverständige Pfarrer L i n a u e r aus
Laimbach bei Pögstall als ein Werk Josef M i 1 d n e r s erkannt
hat. Es ist die verkleinerte Wiedergabe des Altarbildes der
Kirche, der Maria von Gutenbrunn, und stammt aus dem Jahre
1809. Mildners Gemälde haben sonst blauen Untergrund, bei
diesem Bilde ist jedoch der Grund rot, wodurch es eine inter-